Historischer Wahlsieg: Erster SPD-Bürgermeister in Haldensleben
„Das war eine richtig runde Sache“, freut sich Bernhard Hieber im Gespräch mit dem „vorwärts“ am Tag nach der Wahl. In der Stichwahl am Sonntag erzielte der 53-Jährige 60,8 Prozent der Stimmen und setzte sich damit klar gegen seinen Kontrahenten von der CDU durch. Hieber ist damit der erste SPD-Bürgermeister in der Geschichte von Haldensleben. Die gut 19.000 Einwohner*innen zählende Kleinstadt in Sachsen-Anhalt galt bislang nicht gerade als sozialdemokratische Hochburg. Hieber ist seit 2014 Fraktionsvorsitzender und einer von nur zwei SPD-Stadträt*innen. Die andere ist Katharina Zacharias, stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Sachsen-Anhalt und im vergangenen Jahr Landtagskandidatin.
Gegen acht Mitbewerber*innen durchgesetzt
Doch bei der Bürgermeisterwahl zeichnete sich schon im ersten Wahlgang ein sozialdemokratischer Erfolg ab. Bei acht Gegenkandidat*innen kam Hieber auf mehr als 30 Prozent der Stimmen. „Ich habe die Gefahr gesehen, dass Wählerinnen und Wähler beim zweiten Mal nicht mehr hingehen, weil sie denken, das Ding ist durch. Man wusste auch nicht, wie sich die Stimmen der anderen sieben verteilen“, sagt er. Insofern habe er der Stichwahl „unaufgeregt gespannt“ entgegen geblickt. Der Ausgang sei völlig offen gewesen.
Das Ergebnis wertet Hieber nun als „krönenden Abschluss eines sehr guten Wahlkampfes des gesamten SPD-Ortsvereins. Wir haben gute Arbeit geleistet. Das wurde honoriert.“ Auch der Bundestrend der SPD habe sich positiv auf sein Ergebnis ausgewirkt. Unterstützt hatten Hieber auch die Linken, die auf einen eigenen Kandidaten verzichteten.
„Haldensleber mit Herz“
Der Sozialdemokrat präsentierte sich auf Flyern als „Haldensleber mit Herz“. Das überzeugte und wirkte glaubwürdig. Denn Hieber wurde in der Stadt bereits geboren, arbeitet dort seit 20 Jahren selbstständig mit einem „EDV-Systemhaus“, wie es auf der Homepage des neuen Bürgermeisters heißt. Sein Amt tritt Hieber zum 1. Juli an und beendet damit eine seit fünf Jahren andauernde Hängepartie in Haldensleben: Die bisherige Amtsinhaberin Regina Blenkle war seit mehr als fünf Jahren suspendiert. Dennoch trat sie im ersten Wahlgang an, blieb jedoch chancenlos.
Bernhard Hieber sieht es folglich als seine dringlichste Aufgabe an, für Ruhe und Geschlossenheit in der Stadt zu sorgen. Er wolle die Verwaltung zusammenschweißen und motivieren, sagt er. „Denn ohne funktionierende Verwaltung steht man ganz alleine da.“ Inhaltlich hat der Sozialdemokrat sich vorgenommen, mit seiner Stadt von der geplanten Ansiedlung von Intel in der Landeshauptstadt Magdeburg profitieren zu wollen, sei es durch den Zuzug von dort Beschäftigten oder die Ansiedelung von Zulieferbetrieben. „Da muss man vorbereitet sein, dass man das nicht verpasst“, sagt er.
Wenig Zeit zum Feiern
Viel Zeit zum Feiern blieb ihm am Sonntagabend nicht: Zum einen wollte der MDR noch ein Interview, zum anderen schloss die Gaststätte, die die SPD für ihre Wahlparty reserviert hatte, schon um 21 Uhr. „Das hatten wir nicht auf dem Schirm“, sagt Hieber schmunzelnd.
DIRK BLEICKER
ist Redakteur des vorwärts im Berliner Vorwärts Verlag. Er hat Politikwissenschaft studiert.