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Rico Badenschier wird neuer Oberbürgermeister

Wechsel an der Spitze der Stadt Schwerin: Seit 14 Jahren regiert wieder ein Sozialdemokrat die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Wie Rico Badenschier die Favoritin und bisherige Amtsinhaberin Angelika Gramkow (Die Linke) überraschend deutlich geschlagen hat.
von Karin Billanitsch · 19. September 2016
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Rico Badenschier kann demnächst seinen Arztkittel an den Nagel hängen: Er hat in der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters von Schwerin am Wochenende 60,1 Prozent der Stimmen bekommen. Auf seiner Facebook-Seite bedankt sich der gebürtige Chemnitzer herzlich für das Vertrauen und die Stimmen seiner Wähler. Er sei überwältigt von dem Vertrauensvorschuss, dem er gerecht werden wolle, sagte Badenschier noch am Wahlabend im NDR 1 Radio. Die bisherige Amtsinhaberin, Angelika Gramkow (Die Linke) unterlag mit 39,9 Prozent der Stimmen überraschend deutlich. 43,3 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger hatten sich an der Stichwahl beteiligt.

Weg frei für die Stichwahl in Schwerin

In der Landtagswahl am 4. September fuhr die im Vorfeld als Favoritin geltende Angelika Gramkow noch 31,6 Prozent der Stimmen ein. Badenschier lieferte sich dagegen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU und gewann schließlich denkbar knapp mit einem Vorsprung von 375 Stimmen gegen Simone Borchardt. So war der Weg frei für die Stichwahl.

Der Erfolg motivierte Badenschier einmal mehr: „Die vergangenen Tage und Wochen geben mir die Kraft und die Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, bei dieser Wahl zum Oberbürgermeister anzutreten“, teilte er mit. Noch dazu bekam er nun  Rückenwind durch die Wahlempfehlungen von CDU, den Grünen und der FDP. Prominente Unterstützung auf den letzten Etappen des Wahlkampfes erhielt Badenschier zudem von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering und Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig.

Guter Lauf vor dem Sieg

Selbst nach 400 Tagen Wahlkampf mobilisierte er in den zwei Wochen bis zur Stichwahl noch einmal seine Kräfte: Noch 24 Stunden vor der Stichwahl lief Badenschier beim 20. Schweriner Unicef-Lauf seine Runden, um danach auf dem Schweriner Marienplatz Fragen der Bürger zu beantworten. „In diesen letzten Momenten eines langen Wahlkampfes zählt noch einmal jedes Gespräch, jeder persönliche Moment“, teilte er Tags zuvor mit. Den Menschen zuhören zu können, gilt als eine seiner Stärken. Seinen Beruf als Radiologe an den Helios-Kliniken wird Badenschier in sechs Wochen auf Eis legen, wenn er vom 1. November an sein neues Amt antritt. „Meine künftige Aufgabe wird es sein, dass es in Schwerin die beste Bildung, gut bezahlte Arbeit, eine reichhaltige Kultur und ein reges Vereinsleben gibt“, hat er den Schwerinern versprochen.

Seit dem Jahr 2002 war die Landeshauptstadt nicht mehr von einem Sozialdemokraten regiert worden. Nach einem CDU-Intermezzo hatte acht Jahre die Linke das Ruder in Schwerin in der Hand. Nun glauben die Schweriner offenbar, dass es Zeit für einen Neubeginn und Generationswechsel ist. Der 38-jährige Mediziner kann zwar nicht mit viel Verwaltungserfahrung punkten; auf der politischen Bühne ist er noch nicht sehr lange aktiv. Im Mai 2014 wurde er in die Stadtvertretung der Landeshauptstadt gewählt, 2009 ist er in die SPD eingetreten. Er war seither vor allem im Ortsverein Paulsstadt und in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker (ASG) aktiv. Als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bauen, Stadtentwicklung und Verkehr war er Fachsprecher der SPD-Stadtfraktion und vertrat zudem die umwelt- und ordnungspolitischen Initiativen der Fraktion in der Stadtvertretung. Er lebt seit dem Jahr 2008 mit seiner Familie in Schwerin.

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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