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Steffen Hertwig ist für weitere acht Jahre in der Stadt Neckarsulm als Oberbürgermeister bestätigt worden.
Ein SPD-Politiker gewinnt in diesen Zeiten eine Wahl souverän. Steffen Hertwig kann das von sich behaupten. Er ist mit 86 Prozent Stimmenanteil für weitere acht Jahre zum Oberbürgermeister der Stadt Neckarsulm bestimmt worden.
Vor der Wahl am vergangenen Sonntag (22. September) war Steffen Hertwig viel in seiner Stadt unterwegs. Wie das so ist im Wahlkampf. „Ich bin auf viele Themen angesprochen worden, die die Menschen bewegen“, sagt der 55-Jährige. Doch auf der Straße habe niemand versucht, ihn in eine Diskussion über die Koalitionsstreitigkeiten in Berlin zu verwickeln. „Dabei mache ich kein Geheimnis um meine Parteizugehörigkeit.“
Der studierte Jurist ist seit 1987 SPD-Mitglied. Angriffe gegen die SPD und seine Person hätten in gelegentlich in E-Mails oder Leserbriefen in der Lokalzeitung erreicht. Auch aus der Redaktion sei die eine oder andere Spitze gekommen. Aber im Wesentlichen hätten kommunale Themen im Mittelpunkt gestanden, wie man das bei einer Bürgermeister-/Oberbürgermeister-Wahl gewohnt sei.
Neckarsulm ist eine Kommune, der es finanziell vergleichsweise gut geht. Man kann es sich leisten, über Jahre hinweg über den Weiterbetrieb eines defizitären, aber für die Region bedeutenden Freizeitbades im kommunalen Besitz zu streiten. Im Jahr 2022 war es unter lauten Schlagzeilen geschlossen worden. Seine damalige Haltung zur Schließung habe ihn sicher einige Stimme gekostet, überlegt er heute.
Ärmere Kommunen schauen mit Neid auf solche Luxusprobleme. Hertwig ist seit 2016 Chef im Rathaus. Seite zweite Amtszeit wollte ihm niemand streitig machen. Er war der einzige Kandidat und wurde mit 85,76 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung fiel allerdings gering aus. Sie lag bei 19,32 Prozent.
Eine Arbeiterstadt und eine sehr starke SPD
Neckarsulm hat 26.500 Einwohner und liegt in der Nachbarschaft von Heilbronn. Auf der Gemarkung hat Audi eine Produktionsstätte. In Neckarsulm verwaltet die Lidl-Stiftung sämtliche Filialen außerhalt Deutschlands. Während der Filialist weltweit expandiert und Steuern in den kommunalen Haushalt spült, schwächelt der VW-Konzern, zu dem auch Audi gehört.
Oberbürgermeister Hertwig ist überzeugt, dass die Produktion in Neckarsulm wie gewohnt weitergehen wird. Der Konzern habe versprochen, dort verkaufsstarke Modelle herstellen zu lassen. Die Stadt liegt mit ihren Industrie-Arbeitsplätzen deutschlandweit an der Spitze. „Es ist zu spüren, dass Neckarsulm eine Arbeiterstadt ist“, sagt Hertwig. „Wir haben hier auch eine sehr starke SPD.“
Hingegen hat die AfD bei der vergangenen Kommunalwahl keinen Fuß in den Gemeinderat bekommen. Dass er mit der Rechtspartei nicht zusammenarbeiten muss, erleichtert ihn nach seinen Worten sehr.Der Oberbürgermeister konnte in seinem Wahlkampf auch bei Familien und der jüngeren Einwohnerschaft punkten: Die Stadt Neckarsulm hat über den Digitalpakt der Bundesregierung 3,1 Millionen Euro in die „zeitgemäße Lernumgebung“ der Schulen investiert. Die Eigenmittel der Stadt betrugen 1,3 Millionen Euro, der Rest kam aus dem Bundeshaushalt. Nun hofft er auf den Digitalpakt 2.0 und auf weitere Fördermittel.
Auch die Mobilitätsangebote hat die Stadt digitalisiert. „smap“ heißt die App, die alle Angebote in und rund Neckarsulm vernetzt. „Mich werden in den kommenden Jahren vor allem die Probleme beschäftigen, mit denen auch andere Kommunen kämpfen“, sagt er. In der Innenstadt stehen Läden leer. Der Klimawandel fordert mit immer mehr Hitzetagen seinen Tribut, und der Verkehr auf der Bundesstraße und der Autobahn vor der Stadt wird trotz aller Debatten nicht weniger, sondern gefühlt immer dichter.
ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu