Jubiläum 70 Jahre DEMO

70 Jahre „demokratische Gemeinde“: Spiegel der Kommunalpolitik

Karin Billanitsch07. Oktober 2019
Aus der „Die demokratische Gemeinde“ wurde die DEMO.
Im Oktober 1949 erscheint die erste Ausgabe der „demokratischen Gemeinde“. Für Generationen sozialdemokratischer Politiker in Städten und Gemeinden wird sie zum treuen Begleiter – und zu einem Spiegel kommunalpolitischer Herausforderungen der Bundesrepublik.

Oktober 1949: Die Nummer 1 der Zeitschrift „Die demokratische Gemeinde“ erscheint – in einer Zeit, in der Städte in Deutschland noch weitgehend kriegszerstört sind. In dieser Situation kommt die erste kommunalpolitische Zeitschrift der Nachkriegszeit aus dem sozialdemokratischen Verlag Neuer Vorwärts in Hannover. „Man erwartete von ihr brauchbare Informationen und dadurch den allmählichen Abbau von deutlich spürbaren Orientierungsdefiziten“, schreibt Verleger Walter Petersen genau drei Jahrzehnte später in einem Rückblick.

Bis die Leserinnen und Leser das schlicht gestaltete, 48 Seiten umfassende Heft in die Hand nehmen können, sind einige Hindernisse zu überwinden: eine Lizenz zu beschaffen und verlegerische Grundsatzfragen zu klären. Eigentlich ist die Neuerscheinung eine Wiedergeburt: Die Vorgängerin der „demokratischen Gemeinde“, die Halbmonatsschrift „Die Gemeinde“, war von 1924 bis 1933 erschienen.

Not der frühen Nachkriegszeit

Die erste Ausgabe der demokratischen Gemeinde erschien im Oktober 1949.
Die erste Ausgabe der demokratischen Gemeinde erschien im Oktober 1949.

Die Städte und Gemeinden müssen die durch den Krieg beschädigten Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungen wiederaufbauen. Die kaputten Straßen und Gleise, Strom- und Energieversorgung müssen in Gang gebracht werden. In der frühen Nachkriegszeit muss dabei vieles improvisiert werden. Auch Millionen von Flüchtlingen sind unterzubringen. Über das Wohnungselend, die Not der Flüchtlinge, die Mängel im Schulwesen und die Krise im Kunstleben berichtet die erste „demokratische Gemeinde“. Sie bietet – von Anfang an – auch die Möglichkeit, voneinander zu lernen, indem Praktiker aus ihrer Stadt berichten. So schreibt Oberbürgermeister Ludwig Metzger über den Aufbau vom zerstörten Darmstadt. Auch die Probleme der Landgemeinden zu der Zeit werden beleuchtet.

Die Redaktion besteht zu Anfang lediglich aus dem Schriftleiter Heinz ­Hoose, der Kommunalreferent des Parteivorstan­des der SPD ist. „Am Anfang war die Tat!“ grüßen Verleger Ernst Schumacher und Hoose im Editorial und postulieren selbstbewusst den Anspruch der SPD, treibende Kraft einer fortschrittlichen Gemeindepolitik zu sein. Schon nach dem Zusammenbruch von 1918 sei „der Aufbau (…) das Werk der Sozialdemokratie zwischen Erstem Weltkrieg und nazistischem Regime“ gewesen. Und „seit 1945 sind es wieder die Sozialdemokraten, die zuerst das Chaos beseitigten“.

Die SPD als starke Rathauspartei

Für die SPD ist es damals von strategischer Bedeutung, sich als Rathauspartei zu positionieren, nicht zuletzt, weil sie im Bund in der Opposition ist. 1952 finden in fast allen Bundesländern Kommunalwahlen statt. „Die demokratische Gemeinde“ stimmt die Leser auf das wichtige Wahljahr ein: „Es wird ein Jahr des Kampfes, aber auch des Erfolges sein.“ In den 50er Jahren wird die SPD viele ­Rathäuser erobern und verteidigen.

„Die demokratische Gemeinde“ spiegelt über die Jahre die sozialdemokratische Kommunalpolitik und begleitet den politischen Wandel mit Fachinformationen und praktischem Rat. Ende der 60er Jahre kommt nach der Beseitigung der Wohnungsnot die Stadterneuerung ins Blickfeld. Das Leitbild der autogerechten Stadt wird angezweifelt. Münchens damaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel konstatiert in der „demokratischen Gemeinde“ 2/1969 „ausfasernde Vorstädte und Verarmung der Zentren“ und fordert „ein neues Verständnis für Planung“.

Neue Aufgaben durch die Deutsche Einheit

1978 wechselt die Herausgeberschaft, „Die demokratische Gemeinde“ erscheint nun als Fachorgan der „Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in der Bundesrepublik Deutschland e.V.“ (Bundes SGK). Mauerfall und Deutsche Einheit stellen die Kommunalen vor neue Aufgaben. In Artikelserien begleitet die „DEMO“ – wie sie seit 1995 heißt – den Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung in den neuen Bundesländern. Heute erscheint sie im Zeitungsformat, ergänzt von einem Internetportal. Ihre Grundausrichtung als Fürsprecherin der Selbstverwaltung der Kommunen und ihre Ziele sind dieselben geblieben.