SPD-Kandidat

Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt: Was Mike Josef antreibt

Jonas Jordan03. März 2023
Mike Josef
Mit vier Jahren kam Mike Josef als Flüchtling nach Deutschland. Am Sonntag will er für die SPD Oberbürgermeister von Frankfurt werden. Über seine Ziele, und warum er Frankfurt etwas zurückgeben will, spricht er im Interview.

Sie treten am Sonntag an, um Frankfurter Oberbürgermeister zu werden. Was treibt Sie an?

In Frankfurt habe ich mein Glück gefunden, habe studiert, eine Familie gegründet, darf als Stadtrat für Wohnen, Planen und Sport arbeiten. Frankfurt hat mir viel ermöglicht. Ich will etwas von dem Glück zurückgeben. Zugleich will ich für möglichst viele Menschen Chancen eröffnen, vor allem Bildungschancen. Aber auch die Chance in Frankfurt zu leben und sich das Leben, die Mieten in unserer Stadt leisten zu können. Das treibt mich an.   

Vom Flüchtlingskind zum Stadtoberhaupt – was würde Ihnen diese Karriere gerade in einer migrantisch geprägten Stadt wie Frankfurt bedeuten?

In Frankfurt dürfen 120.000 Menschen an der Wahl nicht teilnehmen, obwohl sie hier leben, Steuern zahlen, ihre Kinder großziehen. Die CDU verhindert das Wahlrecht für alle Frankfurterinnen und Frankfurter. Ich sage darum immer: Wählt bitte für alle mit, denen dieses Recht verwehrt wird. Ich wäre der erste Oberbürgermeister einer der zehn größten deutschen Städte, der als Flüchtling, damals war ich vier Jahre alt, nach Deutschland gekommen ist. Aber das ist nicht der Grund, warum ich gewählt werden will, ich bitte um Unterstützung für meine politischen Ziele: Mieterschutz und bezahlbare Wohnungen, mehr Investitionen in Bildung und eine starke Wirtschaft für soziale Sicherheit.       

Was ist Ihr Lieblingsstadtteil und warum?

Das kann ich nicht sagen, weil es ganz viele tolle Stadtteile gibt. Ich gehe immer gerne mit meiner Familie an der Nidda in Frankfurt spazieren oder mache Radtouren. Was mich dann immer wieder umhaut: Frankfurt hat in vielen Ecken ein fast mediterranes Flair. Viele denken bei Frankfurt an die Skyline, die ist ja auch was Besonderes. Aber ich kann alle nur einladen: Frankfurt hat schöne Parks, den Grüngürtel, das Bugagelände und den Stadtwald im Süden. Wir haben hier eine hohe Lebensqualität und leben in einer der Metropolregionen im Herzen Europas.

In einem Medienbericht wurden Sie in dieser Woche als „der bessere Feldmann“ bezeichnet. Wie finden Sie diese Beschreibung und wie gehen Sie mit dem Erbe des abgewählten Oberbürgermeisters um?

Um ehrlich zu sein hat mich die Überschrift nicht gefreut, weil ich Mike Josef bin und mich nicht nur äußerlich doch sehr vom ehemaligen Oberbürgermeister unterscheide.   

Laut einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Umfrage würde es auf eine Stichwahl zwischen Uwe Becker von der CDU und Ihnen hinauslaufen. Deckt sich das mit Ihrer Einschätzung?

Es gibt ja diese Politikerfloskel: Umfragen sind keine Wahlergebnisse – die stimmt schon. Aber natürlich gibt mir das Rückenwind, zugleich ist es sehr eng, jede Stimme zählt. Darum mein Appell: Wählen gehen: Für Mieterschutz, Bildung und eine starke Wirtschaft für soziale Sicherheit.

Das Interview wurde schriftlich geführt und zuerst auf vorwaerts.de veröffentlicht.

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