Interview mit OB Roeder

Warum es Sonnencreme in Norderstedt jetzt kostenlos gibt

Carl-Friedrich Höck03. August 2023
Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD) und Verwaltungsmitarbeiterin Tanja Schmidt präsentieren die neuen Sonnencreme-Spender.
Die Stadt Norderstedt hat Sonnencreme-Spender für die Bürgerinnen und Bürger aufgestellt. Im Interview erklärt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD), warum die Idee so naheliegend war.

Die Stadt Norderstedt hat kostenlose Sonnencreme-Spender für die Bürgerinnen und Bürger aufgestellt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Während der Corona-Pandemie hat die Stadtverwaltung an vielen Stellen Desinfektionsmittelspender aufgestellt. Nun ist die Pandemie vorbei und die Spender stehen im Keller. Meine Fachkraft für Arbeitssicherheit und ich haben einen Fernsehbeitrag darüber gesehen, dass in den Niederlanden die Spender umgerüstet worden sind. Dort wird nun am Strand kostenlos Sonnencreme für die Menschen angeboten. Die Idee fanden wir gut. Unseren Mitarbeitenden müssen wir aus Arbeitsschutzgründen sowieso Sonnencreme zur Verfügung stellen. Aber wie es so ist: Wenn man die Sonnencreme mal wirklich braucht, steht die Tube meistens im Spind oder man hat sie zuhause gelassen.

Also haben wir gedacht: Es wäre doch klasse, wenn wir an zentralen Stellen Sonnencreme-Spender aufstellen können für Einsatzkräfte, die draußen arbeiten müssen. Zum Beispiel die Berufsfeuerwehr oder das Ordnungsamt. Das führte schließlich zu der Überlegung, dass wir Spender bereitstellen, die auch von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können.

Zehn Spender hat die Stadt aufgestellt. Wir aufwendig war das?

Das Ganze ist zunächst ein Test, um zu schauen, wie gut das angenommen wird. Für die Stadtverwaltung war es ein Leichtes, denn die Spender hatten wir ja schon. Wir mussten nur die Sonnencreme kaufen und die Spender damit befüllen.

Warum ist Ihnen das Thema Sonnenschutz wichtig?

Wir hatten in diesem Jahr schon einige extrem heiße Tage. Wenn dann die Haut nach zehn Minuten bereits anfängt zu verbrennen, ist es einfach wichtig, sich zu schützen. Zu viel Sonnenstrahlung begünstigt auch Hautkrankheiten. Deshalb wollten wir als Stadt ein Angebot machen, dass die Menschen sich eincremen können.

Wo stehen die Spender?

Zwei haben wir direkt am Rathaus aufgestellt. Wer zum Einwohnermeldeamt oder Sozialamt möchte, kommt dort vorbei. Weitere Ständer mit Sonnencreme stehen in den Stadtbüchereien, auf Friedhöfen, im Feuerwehrtechnischen Zentrum und auf dem Wertstoffhof.

Wie kommt das Projekt in der Stadtgesellschaft an?

Die ersten Reaktionen waren positiv. Wir haben in unseren Social-Media-Kanälen auf das Angebot hingewiesen. Dort gingen viele Wünsche bei uns ein, wo man weitere Spender aufstellen könnte. Wir beschränken uns aber zunächst auf Stellen auf unserem stadteigenen Gebiet, wo wir die Spender problemlos aufstellen können. Auf Facebook gab es auch einen kleinen Shitstorm, das kam nachweisbar von Gegnern der Corona-Maßnahmen. Alle anderen Kommentare waren positiv und auch viele Menschen, die uns auf der Straße angesprochen haben, finden die Idee klasse.

Wie intensiv werden die Spender denn tatsächlich genutzt?

Aktuell nicht so viel, weil es zuletzt viel geregnet hat und selten die Sonne schien. Da braucht man auch keine Sonnencreme. Aber wir hoffen natürlich, dass der Sommer noch mal wiederkommt. Trotzdem sind mehrere Spender nach zwei Wochen schon halb leer.

Wo bekommt die Stadt die Sonnencreme her? Wurde einfach ein Mitarbeiter in die Drogerie geschickt?

Für die Testphase tatsächlich. Vorher haben wir bei großen Sonnencreme-Herstellern angefragt, die hatten aber kein Interesse. Also sind wir in die Drogerie gegangen, um die Spender aufzufüllen. Jetzt, wo die Aktion in vielen Medien erwähnt wurde, melden sich Hersteller bei uns und fragen, ob sie das mit einem Sponsoring unterstützen können. Also werden sich die Beschaffungswege sicherlich noch ändern.

Von der fettigen Sonnencreme geht beim Benutzen der Spender bestimmt auch mal was daneben. Ist die Sauberkeit ein Problem?

Das hat keine Rolle gespielt. Denn unsere Desinfektionsmittelspender haben unter dem Spenderkopf eine Auffangplatte. Dort liegen Tücher aus, und wenn etwas daneben geht, saugen die das auf.

Sie haben gesagt, die Aktion sei zunächst ein Testballon. Gibt es schon eine Tendenz, ob die Stadt das vielleicht noch ausweitet?

Wir wollen das im Herbst evaluieren. Dann schauen wir uns an, wieviel Creme verbraucht wurde und ob das Projekt gut angenommen wurde. Wenn ja, werden wir es im nächsten Jahr wieder machen und ausweiten.

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