Demografie

Wandel als Herausforderung für die Kommunen

Karin Billanitsch16. März 2017
Wo wollen Menschen künftig leben? Wie schafft man lebenswerten Sozialraum? Fragen, die Demografieexperten und Politiker beschäftigen.
Mit dem Demografiegipfel will die Bundesregierung Antworten auf die zunehmenden Herausforderungen des demografischen Wandels in Deutschland finden. Spitzenvertreter des Bundesfamilienministeriums, der Deutschen Fernsehlotterie sowie des Deutschen Städte- und Gemeindebundes diskutierten im Vorfeld des Gipfels Lösungsansätze. Sie sind sich darin einig, dass viele Kommunen Ideen und Unterstützung brauchen, um demografiefest zu werden.

Es gibt bereits heute einige konkrete Anzeichen, dass sich die Auswirkungen des demografischen Wandels in besonderer Weise in ländlichen Regionen und kleinen Städten bemerkbar machen: Junge Menschen ziehen in die größeren Städte, um dort zu arbeiten oder zu studieren. Viele Ortskerne veröden. Und selbst die älteren Menschen suchen verstärkt die Nähe zur Stadt. Denn eine zunehmend wegbrechende soziale Infrastruktur, Ärztemangel und Mangel an Pflegepersonal sind schon heute die Folge dieser Entwicklung und verstärken sie gleichzeitig noch.Das bestätigt auch Christian Kipper von der Fernsehlotterie: „Die Förderung von sozialen Projekten speziell aus dem Bereich des Quartiersmanagement ist uns schon seit Jahren ein wichtiges Anliegen. So flossen allein vergangenes Jahr rund sechs Millionen Euro unserer Fördergelder in 53 Projekte, die lebenswerte Sozialräume schaffen.“

Schäfer: Bürgerschaftliches Engagement stärken

Roland Schäfer, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, und Bürgermeister der Stadt Bergkamen sieht einen wichtigen Lösungsansatz im bürgerschaftlichen Engagement: „Mit dem demografischen Wandel werden sich die Lebensbedingungen älterer Menschen wandeln. Nirgendwo zeigen sich die demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen so deutlich, wie in den Städten und Gemeinden, dort, wo Menschen wohnen, arbeiten und zusammenleben. Die Städte und Gemeinden sollten sich gemeinsam mit dem zivilgesellschaftlichen Engagement vor Ort, den Vereinen, Verbänden, Kirchen als ‚sorgende Gemeinschaften‘ intensiv um die Belange älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger mit oder ohne Pflegebedarf kümmern.“ Kipper ergänzt: „Bürgerbefragungen und Bürgerbeteiligungen bieten hierbei ein geeignetes Instrument, um Projekte direkt vor Ort nachhaltig zu  implementieren und das Engagement der Bürger auf einer breiten Basis zu verteilen.“

Unterstützung für Kommunen  

Seit vergangenem Jahr unterstützt das Projekt „Demografiewerkstatt Kommunen“ (DWK) ausgewählte Modell-Kommunen dabei, „demografiefest“ zu werden. Das Projekt wird vom BMFSFJ getragen und von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert. Im Fokus stehen dabei acht Kommunen, die mit ganz unterschiedlichen Auswirkungen des demografischen Wandels konfrontiert sind: Adorf im Vogtland kämpft beispielsweise mit dem Risiko einer unzureichenden Ärzteversorgung, Grabow in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet mit Hochdruck daran, ein attraktiver Wohnort für Pendler und Familien zu werden, und in Riesa drohen fehlende Bauplätze die Ansiedlung junger Familien zu be- oder gar zu verhindern. Die Kommunen erhalten Unterstützung dabei, eigene konkrete Lösungswege zur Bewältigung ihrer individuellen Herausforderungen zu entwickeln. Die Prozesse in den Kommunen werden wissenschaftlich begleitet, und die entwickelten Lösungsansätze werden auch anderen Kommunen als Best Practice zur Verfügung gestellt. „Der demografische Wandel findet vor allem in den Kommunen statt. Daher unterstützen wir mit der Demografiewerkstatt dort, wo es am ehesten ankommt – direkt vor Ort in den Städten, Kreisen und Gemeinden", erklärt Dr. Matthias von Schwanenflügel vom BMFSFJ die Initiative seines Hauses.

Soziallotterie als Unterstützter der kommunalen Arbeit

Von Schwanenflügel verweist auf die Erfahrung der Fernsehlotterie: „Mit der Fernsehlotterie haben wir eine Soziallotterie als Partner gewonnen, die schon viele Jahre Projekte und Initiativen in den Kommunen unterstützt, die ihren Beitrag zur Bewältigung demografischer Herausforderungen leisten.“ „Als traditionsreichste Soziallotterie Deutschlands ist es unsere Aufgabe, das solidarische Miteinander im Land zu fördern“, sagte Kipper. Die Bandbreite der Förderung durch die Fernsehlotterie reicht von Projekten für Kinder, Jugendliche und Familien bis hin zu kranken Menschen, Menschen mit Behinderung und Senioren. Die Fördergelder bilden sich ausschließlich aus dem Erlös der Losverkäufe. So unterstützte alleine die Fernsehlotterie vergangenes Jahr mit rund 90 Millionen Euro über 600 soziale Projekte in ganz Deutschland.