Projekt Schools4Future

Schlechte Noten für Klimaschutz an Schulen

Oliver WagnerLena Tholen20. Januar 2023
Schüler*innen protestieren vor einem Rathaus für energetische Sanierung.
Das Projekt Schools4Future macht kommunale Demokratie für Schüler*innen erlebbar und bildet sie zu Klimaschutzmanager*innen für ihre Schulen aus. Ein Gastbeitrag von Lena Tholen und Oliver Wagner vom „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie”.

Könnten Schüler*innen den energetischen Zustand ihrer Schulen, die Radwege zur Schule, das vegetarische Angebot in der Schulmensa oder die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder benoten, wären vermutlich die meisten kommunalen Schulstandorte in Deutschland extrem versetzungsgefährdet. So kann man die Ergebnisse des bundesweiten Projekts „Schools4Future“ zusammenfassen, welches das Wuppertal Institut zusammen mit dem Freiburger Büro Ö-quadrat seit zweieinhalb Jahren durchführt.

Schüler*innen werden Klimaschutzmanager*innen

In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekt werden Schüler*innen zu Schulklimaschutzmanager*innen qualifiziert. Sie bekommen gezeigt, wie man eine CO2-Bilanz des Schulbetriebs machen kann, wie man bestehende Potenziale und vorhandene Defizite ermittelt, die Ergebnisse dokumentiert und schließlich auch, wie man den Forderungen nach einer Verbesserung des Zustands in der eigenen Gemeinde auch politisch mehr Nachdruck verleihen kann.

Der aktuelle UBA-Bericht „Klimaschutzpotenziale in Kommunen“ zeigt die enorme Bedeutung der Kommunen beim Klimaschutz. Dabei stehen die Städte und Gemeinden insbesondere als Schulträger in der Verantwortung, ihrer Vor- und Leitbildfunktion beim Klimaschutz gerecht zu werden. Denn beim Klimaschutz geht es vor allem auch um Gerechtigkeit, nämlich der heutigen Schutzverpflichtung in Bezug auf künftige Generationen, wie es durch das Klimaschutzurteil des Bundesverfassungsgerichts begründet wurde. Denn laut Art 20a des Grundgesetzes muss der Staat, also auch die Kommunen, in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen schützen.

In einem aktuellen Rechtsgutachten der bekannten Klima-Rechtsanwältin Roda Verheyen im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland und Germanwatch wurden dahingehend zahlreiche Defizite deutlich. So sind zwar die Kommunen schon heute verpflichtet, ihren Klimaschutzbeitrag zu leisten, jedoch fehlt es an einer einheitlichen Praxis in den Bundesländern und vor allem auch an den kommunalen Möglichkeiten einer auskömmlichen Finanzierung dieser gesellschaftlichen Gemeinschaftsaufgabe. Das Thema kommunalen Klimaschutz in den Schulen zu behandeln, bietet sich vor diesem Hintergrund an und ist ein wesentlicher Kern der Projektidee von Schools4Future.

Schüler*innen prüfen Potenziale für mehr Klimaschutz

Um zu ermitteln, wo Schulen aktuell beim Klimaschutz stehen, wurde ein speziell für Schüler*innen konzipiertes Bilanzierungstool entwickelt, das es den Schüler*innen ermöglicht, die CO2-Emissionen in den Bereichen Gebäudeenergie, Mobilität und Verkehr sowie Ernährung und Beschaffung ihrer Schule zu ermitteln. Dabei wird den Schüler*innen ein Verständnis zu den klimarelevanten Bereichen der Schule vermittelt und das notwendige Wissen an die Hand gegeben, um Potenziale für Klimaschutzmaßnahmen zu identifizieren. Die Schüler*innen werden dabei aktiv beteiligt, indem sie etwa Gespräche mit relevanten Akteuren (zum Beispiel mit dem/der Hausmeister*in, der Schulleitung, der Mensaleitung, dem Schulträger, etc.) führen, Umfragen zum Mobilitätsverhalten erstellen und schließlich die gesammelten Daten in das Bilanzierungstool eintragen.

Es ist förderlich, parallel zur Datenerfassung weiteres Klimawissen zu vermitteln, indem beispielsweise bei einem Besuch des Heizungskellers oder der Photovoltaikanlage technische Details erklärt oder indem Messinstrumente genutzt werden. In der Projektarbeit hat sich gezeigt, dass Schwachstellen an der Gebäudehülle selbst Fünftklässler*innen mit einer Wärmebildkamera erkennbar machen können. Eine kurze Einweisung reicht aus, um von den Schüler*innen eine Dokumentation der Schwachstellen in Form von Infrarotbildern zu erhalten. An einer anderen Schule haben Schüler*innen anhand von Strommessgeräten ineffiziente Kühlschränke identifiziert und damit einen Gerätetausch eingeleiten.

Schüler*innen lernen Demokratie in Kommunen kennen

Das erworbene Wissen macht die Schüler*innen zu Schulklimaschutzexpert*innen, die ihre Forderungen nach besseren Radwegen, nach einem klimafreundlichen Mensaessen, nach Schulsanierungen und so weiter durch eigene Anträge an die örtliche Politik mit Nachdruck und Kompetenz vortragen können. So wurden im Projekt durch Schüler*innen Anregungen an die Gemeindeversammlungen formuliert und mit Vehemenz in den Parlamenten vorgetragen. Vielen Schüler*innen – aber auch vielen Lehrer*innen – war bis dahin nicht bekannt, wie sie sich an die kommunalen Entscheidungsträger*innen mit politischen Forderungen wenden können. In Schools4Future wird daher nicht nur Klimaschutzwissen vermittelt, sondern auch Demokratie in der Kommune erlebbar gemacht.

 

Weiterführende Informationen:

Kostenlose Arbeitsmaterialien, den Schul-CO2-Rechner, fertige Schulklimaschutzkonzepte und viele weitere Informationen findet man unter: