Nahverkehr

49-Euro-Ticket: Ab wann es gilt und wo es zu kaufen ist

Kai DoeringCarl-Friedrich Höck12. Dezember 2022
Regionalzüge am Bahnhof Wolfsburg: Für 49 Euro im Monat kann man bald bundesweit mit dem Nahverkehr fahren.
Die Finanzierung des 49-Euro-Tickets steht. Im kommenden Jahr soll es in ganz Deutschland gelten. Was jetzt zu tun bleibt, ab wann es gelten soll und wie man es bekommt – Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Am Ende mussten es die Ministerpräsident*innen richten. Eigentlich hatten sich der Bund und die Länder schon Anfang November auf die die Finanzierung einer bundesweit gültigen Monatskarte für den Nahverkehr zum Preis von 49 Euro verständigt. Die veranschlagten Kosten von drei Milliarden Euro wollten beide jeweils zur Hälfte tragen. Dann aber meldeten sich die Verkehrsunternehmen zu Wort wegen möglicherweise höherer Kosten durch die steigenden Energiepreise.

Seit der Ministerpräsident*innenkonferenz am Donnerstag ist nun klar: Egal, wie hoch die Kosten für das 49-Euro-Ticket, auch „Deutschlandticket“ genannt, am Ende sind, getragen werden sie jeweils zur Hälfte vom Bund und den Ländern. „Die abschließende Einigung zwischen Bund und Ländern zur Finanzierung des Deutschlandtickets ist absolut zu begrüßen“, sagt deshalb der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Lokführer Detlef Müller. Auch die kommunalen Verkehrsunternehmen atmen auf. „Jetzt hat die Branche die nötige Finanzierungssicherheit, um das Deutschland-Ticket so schnell wie möglich umzusetzen”, sagt Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDV. Wann aber kommt das Ticket? Und wie ist es zu bekommen?

Kommt das 49-Euro-Ticket zum 1. Januar 2023?

Nein. Das war zwar das Ziel, als nach dem Sommer das 9-Euro-Ticket auslief, doch geriet der Zeitplan spätestens durch den Streit zwischen Bund und Ländern über die Übernahme der Kosten gehörig durcheinander. Auch wenn hier nun „alle Hürden beseitigt“ sind, wie Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag sagte, muss in den Verkehrsverbünden noch sehr viel Vorbereitungsarbeit geleistet werden, ehe das Ticket in Kraft treten kann. „Dabei sind zwar noch viele komplexe Fragen sorgfältig zu klären, aber die Bürgerinnen und Bürger warten und freuen sich zu Recht auf ein günstiges deutschlandweit gültiges Nahverkehrsticket“, sagt SPD-Verkehrsexperte Detlef Müller. „Alle Beteiligten müssen daher dafür sorgen, dass man das Deutschlandticket schnell umsetzt und zum Erfolg führt.“

Wann könnte das 49-Euro-Ticket in Kraft treten?

Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey ging nach der Ministerpräsident*innenkonferenz (MPK) am Donnerstag noch vom 1. Mai 2023 aus. Diesen Tag hatten die Verkehrsunternehmen zuvor als realistischen Starttermin genannt. Dagegen wollen die Länder-Verkehrsminister*innen das Ticket schon zum 1. April 2023 einführen. Vieles spricht dafür, dass es auf diesen Tag hinauslaufen wird. Selbst der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen schwenkte nach dem Bund-Länder-Treffen am Freitag auf diesen Termin ein. „Wenn alle Schritte so umgesetzt werden können wie geplant, dann ist der 1. April als Starttermin für das Deutschland-Ticket noch erreichbar”, meint VDV-Hauptgeschäftsführer Wolff.

Was muss bis dahin noch passieren?

Aus Sicht der Verkehrsunternehmen einiges. Erstens müsse das Regionalisierungsgesetz angepasst werden, erklärt Oliver Wolff vom VDV. Mit den Regionalisierungsmitteln unterstützt der Bund den Nahverkehr auf der Schiene. Der Bundestag wird voraussichtlich an diesem Donnerstag beschließen, die Mittel zu erhöhen. Zweitens müsse die EU-Kommission ihre beihilferechtliche Zustimmung zum 49-Euro-Ticket erteilen, so Wolff. Und drittens müssten sich die ÖPNV-Unternehmen den neuen Tarif von den zuständigen Behörden genehmigen lassen. „Hier ist der Bund am Zug. Die Länder müssen die Voraussetzungen in den Haushalten schaffen. Die Verkehrsunternehmen und Verbünde werden parallel dazu die umfangreichen technischen und vertrieblichen Anpassungen vorantreiben, die nötig sind, um ein solches Ticket bundesweit und überall anbieten zu können”, sagt Wolff.

Wo wird das 49-Euro-Ticket gültig sein?

Genauso wie sein Vorgänger das 9-Euro-Ticket wird das 49-Euro-Ticket bundesweit in allen Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs (also bis einschließlich dem Regionalexpress) gültig sein. Wer in Bayern wohnt, kommt mit etwas Geduld also auch bis nach Sylt.

Wo wird das 49-Euro-Ticket erhältlich sein?

Anders als das 9-Euro-Ticket soll es nur in einem Abo-Modell angeboten werden. Dieses Abo kann entweder per App oder im Internet sowie an Schaltern und – wenn das technisch möglich ist – Automaten abgeschlossen werden können. Eine Kündigung ist monatlich möglich. Wer bereits ein Abo in einem Verkehrsverbund hat, wird automatisch „umgestellt“.

Wird der Preis konstant bei 49 Euro bleiben?

Vermutlich nicht. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat bereits angekündigt, dass der Preis des Tickets „dynamisch“ sein soll. So soll er automatisch an die Inflation angepasst werden. Im kommenden Jahr soll das Ticket aber durchgängig 49 Euro kosten.

Und was, wenn gar kein Bus oder gar keine Bahn fährt?

Dem Vorwurf, dem schon das 9-Euro-Ticket ausgesetzt war, muss sich auch sein Nachfolger stellen: dass nur Menschen in Städten und Ballungszentren davon profitieren würden. Ein Grund für die langsame Einigung bei der Finanzierung war jedoch, dass diese nicht zu Lasten des Streckennetzes gehen sollte. Im Haushalt für das kommende Jahr ist zudem eine Milliarde Euro mehr für den Ausbau des Schienenverkehrs vorgesehen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll bis 2030 die Anzahl der Passagier*innen im Personenverkehr verdoppelt werden.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund drängt nun auf mehr Tempo beim ÖPNV-Ausbau. „Bei vielen öffentlichen Investitionen wie etwa der Verkehrsinfrastruktur oder Maßnahmen im Rahmen der Energie- und Verkehrswende ist Deutschland immer noch viel zu langsam. Wir brauchen hier deutliche Verfahrensbeschleunigungen, sonst werden wir die ambitionierten Ziele nicht erreichen”, kommentierte der Verband die Einigung auf das 49-Euro-Ticket. Mit den komplizierten Verfahren von gestern werde man die Herausforderungen von heute und morgen nicht meistern können.

Dieser Text ist zuerst auf vorwaerts.de erschienen.

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