Sicherheit

Schlägereien in Schwimmbädern: NRW ist nicht Berlin

Petra Kappe17. Juli 2023
In Berlin leiden Freibäder unter aggressiven Gästen. In Nordrhein-Westfalen geht es wesentlich ruhiger zu. Wie die Betreiber hier für Sicherheit im Schwimmbad sorgen.

Es wirkt wie ein Blick auf zwei Welten: Während aus Berliner Freibädern Berichte über Ausschreitungen und Schlägereien aufschrecken, stellen die Badbetreiber in Nordrhein-Westfalen die Lage als weitestgehend entspannt dar. Auch in größeren Städten und Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet fällt die Bilanz der ersten großen Hochsommerhitze unaufgeregt aus.

Polizei kommt nur selten ins Freibad

„Größere Vorfälle gab es in unseren Bädern bisher nicht“, sagt etwa Christian Seger von den „WasserWelten“ in Bochum. „Vereinzelt“ komme es zu „Imponiergehabe“ in jugendlichen Gruppierungen. Da gehe es darum, das früh zu erkennen und abzustellen. „Vereinzelt“ nimmt auch Sonja Schöber von der Dortmunder „Sportwelt“ Gruppen wahr, die auffallen – „aber eher selten muss dafür die Polizei eingeschaltet werden“.

Die Mitarbeiter*innen seien in Deeskalations-Workshops geschult worden. Im Freibad Hardenberg, dem größten in Dortmund, setze die Sportwelt GmbH an heißen Tagen zusätzlich Security ein, berichtet Sonja Schöber. Doch weitere Maßnahmen seien erst einmal nicht vorgesehen und auch nicht notwendig. „In unseren Bädern haben Übergriffe in den letzten Jahren nicht zugenommen.“

Personal ist sicherheitstechnisch geschult

Externe Sicherheitskräfte sind auch in den Bochumer Freibädern Südfeldmark, Hofstede und Werne im Einsatz, sagt Christian Seger. Das sei seit nunmehr sechs Jahren Praxis. „In Spitzenzeiten, also an besonders heißen Wochenenden“, waren es bis zu fünf Sicherheitskräfte in einem Bad. Zusätzlich seien die Rettungsschwimmer*innen sicherheitstechnisch geschult. Sie können bei Bedarf Hausverbote erteilen. In diesem Jahr sei es zu wenigen Tageshausverboten gekommen und längerfristige Hausverbote seien nicht ausgesprochen worden.

Die Beobachtungen decken sich mit den Aussagen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, das gegenüber der Deutschen Presseagentur die Freibäder in Nordrhein-Westfalen als sichere Orte bezeichnete und erklärte: „Öffentlichkeitswirksame Schlägereien sind weiterhin eine Ausnahme.“ Bekannt wurde demnach allein ein Vorfall in Hamm: Bei einem Einsatz im Freibad soll ein 39-Jähriger einen herbeigerufenen Polizisten in den Finger gebissen haben.

Schlägereien in Berliner Schwimmbädern

Von einer heilen Freibad-Welt kann also auch im Ruhrgebiet nicht die Rede sein, doch der Kontrast zu Berlin ist augenfällig. Dort wird hitzig über die Begrenzung der Besucher*innenzahlen, Einlasskontrollen, Alkoholverbot und Polizeieinsätze gestritten. Das Sommerbad Neukölln wurde – wegen Personalmangels – geschlossen. Mitarbeitende hatten zunächst über unzumutbare Arbeitsbedingungen geklagt, dann folgten zahlreiche Krankmeldungen.

Personal fehlt auch in vielen Bädern in NRW, besonders in kleinen Städten werden Rettungsschwimmer*innen gesucht, um den Badebetrieb aufrechterhalten zu können. Vorzugsweise Ehrenamtliche, denn dort, wo die Freibäder in den letzten Jahren nicht schon geschlossen worden sind, sollen die Kosten möglichst gering gehalten werden.