Nachruf auf Michael Reitzel

Streitbar, aber immer aufrecht

Wolfgang Kröhler10. Oktober 2023
Michael Reitzel ist am 23. September im Alter von 79 Jahren verstorben.
Nach kurzer, schwerer Krankheit ist der SPD-Politiker Michael Reitzel verstorben. Er prägte über Jahrzehnte die Politik der SPD in Rheinhessen und im Landtag - immer als Fürsprecher der Kommunen.

Der Ehrenvorsitzende der SGK Rheinland-Pfalz, Michael Reitzel, ist am 23. September im Alter von 79 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in seiner Heimatgemeinde Selzen(Landkreis Mainz-Bingen) verstorben. Der SPD-Politiker prägte über Jahrzehnte die Politik in seiner Partei vor allem in der Region Rheinhessen, aber auch als Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtages in Mainz.

20 Jahre Engagement für die SGK

Michael Reitzel gehörte 1975 zu den Gründungsmitgliedern der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) in Rheinland-Pfalz. Er führte viele Jahre die Geschäfte der SGK. 1995 wurde er zum Landesvorsitzenden gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre lang mit großem Engagement innehatte. Während seiner Amtszeit setzte der gebürtige Mainzer zahlreiche Impulse in der SGK-Arbeit und erhöhte stetig die Mitgliederzahl.

Mit seinem großen Wissen und seinem Erfahrungsschatz war er ein begehrter Ratgeber und Gestalter in der Kommunalpolitik. Für seine herausragenden Verdienste wurde er 2015 zum SGK-Ehrenvorsitzenden ernannt. In einem Nachruf würdigte der SGK-Landesvorsitzende Marcus Heintel die außergewöhnlichen, langjährigen und kommunalpolitischen Verdienste des Verstorbenen zum Wohle der Allgemeinheit.

Kommunaler Fürsprecher

Aber auch in der Landespolitik spielte Michael Reitzel eine bedeutende Rolle. Von 1971 bis 1991 gehörte er 20 Jahre lang dem rheinland-pfälzischen Landtag an. Während dieser Zeit war er von 1979 bis 1987 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und auch Landtagsvizepräsident.

„Wir haben einen kraftvollen Streiter für die sozialdemokratische Sache verloren, der stets ein besonderes Augenmerk auf Themen wie Gerechtigkeit und Beteiligung gelegt hat. Michael Reitzel war ein Fürsprecher für die Belange der kommunalen Familie in unserem Land“, so würdigte Sabine Bätzing-Lichtenthäler, SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, die großen Verdienste ihres verstorbenen Parteifreundes. Für sein Wirken wurde Michael Reitzel 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet, im Jahre 2000 erhielt er die Ehrenmedaille in Gold des Landkreises Mainz-Bingen. 

Große Spuren in Rheinhessen

Der streitbare, aber immer aufrechte Sozialdemokrat hinterlässt vor allem in seiner Heimatregion Rheinhessen große Spuren. So führte er die SPD im über Jahrzehnte von der CDU geprägten Landkreis Mainz-Bingen zur führenden politischen Kraft. Unter seiner Regie stellten die Sozialdemokraten seit Anfang der 1990er Jahre über zwei Jahrzehnte lang den Landrat. In dieser Zeit gelang auch die Rückeroberung des Rathauses der VG Nierstein-Oppenheim, heute VG Rhein-Selz. Als Fraktionsvorsitzender im Kreistag und im Verbandsgemeinderat war Michael Reitzel ein entscheidender Weichensteller und förderte dabei auch den Nachwuchs.  

Abseits der Politik war der stark im katholischen Glauben verwurzelte Sozialdemokrat  ein Genussmensch, der den Wein und gutes Essen liebte. 

   

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