Zahlen zu 2021

Windkraft-Ausbau: Mehr ist nicht genug

Carl-Friedrich Höck20. Januar 2022
Windräder bei Luckau
Im Jahr 2021 wurden deutlich mehr Windenergieanlagen gebaut als im Vorjahr. Dennoch gehe der Ausbau zu langsam voran, beklagen der Bundesverband Windenergie und der Anlagenbau-Verband VDMA.

484 Windkraftanlagen an Land wurden im Jahr 2021 errichtet. Ihre Leistung beträgt installierte 1.925 Megawatt. Damit konnte der Bruttozubau gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent gesteigert werden. Das haben der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Fachverband VDMA Power Systems – der die Interessen von Windrad-Herstellern vertritt – am Donnerstag bekanntgegeben.

„Zu geringes Tempo”

Laut den Interessenverbänden genügt dieses Ausbautempo jedoch nicht, um die Ziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. „Der Zubau steigt, allerdings nur regional und insgesamt mit zu geringem Tempo“, sagt BWE-Präsident Hermann Albers.

Gründe dafür seien fehlende Flächen und die lange Dauer der Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen, beklagen die Verbände. Die durchschnittliche Dauer liege derzeit bei vier bis fünf Jahren. Laut BEW und VDMA hängen derzeit rund 10.000 Megawatt in Verfahren fest. „Die Verringerung des Mindestabstands zu Drehfunkfeuern und militärischem Radar könnte kurzfristig zwischen 4 und 5 GW Leistung unmittelbar zurück in die Genehmigungsprozesse bringen – und das in bereits bewilligten Flächen“, heißt es in einer Mitteilung der Lobbyverbände. Zudem müssten die Transportbedingungen für die Anlagen verbessert werden. Benötigt würden auch mehr Fachkräfte.

Kommunale Unternehmen: Abstand zu Ausbauzielen wird größer

Der Verband kommunaler Unternehmen wertet die neuen Zahlen als Beleg, dass der Abstand zwischen Ausbauzielen und Realität immer größer werde. Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing rechnet vor: „Weniger als 2 GW Onshore-Windenergieleistung wurden in 2021 in Deutschland neu zugebaut. Allein um das ursprüngliche Ziel von 65 Prozent EE-Strom bis 2030 zu erreichen, wären mindestens 5 GW pro Jahr notwendig. Um das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel von 80 Prozent EE-Strom zu erreichen, muss der Windenergiezubau sogar noch einmal erheblich darüber liegen.“

Am Donnerstagmorgen war Bundesklimaschutzminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) zusammengetroffen. In Bayern sind nur 0,1 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen. Die Ampel-Koalition strebt bundesweit ein Flächenziel von zwei Prozent an. In Bayern gelten besonders strenge Abstandsregeln: Eine neue Windkraftanlage muss mindestens das Zehnfache ihrer Höhe zur nächsten Siedlung entfernt liegen (10H-Regel).

Habeck fordert „ökologischen Patriotismus”

Habeck sagte nach dem Treffen, es brauche einen „ökologischen Patriotismus zum Ausbau von schwierigen Techniken wie der Windkraft“. Söder will an der 10H-Regel grundsätzlich festhalten. Man könne aber über Ausnahmen reden.

VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing sieht Bayern in der Pflicht. Das Ziel, zwei Prozent der Fläche in Deutschland für Windenergie zur Verfügung zu stellen, sei richtig. „Damit das gelingt, müssen restriktive Flächenbeschränkungen, wie unter anderem 10H in Bayern, aber auch zu restriktive Abstände zu Drehfunkfeuern, zügig fallen.“

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