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Santjer: „Gelebte Solidarität macht für mich Sozialdemokratie aus”

Leo Schacht13. Dezember 2023
Kommunalpolitik lebt von den Menschen, die sie betreiben, ob haupt- oder ehrenamtlich. Die DEMO stellt Sozialdemokrat*innen vor, die sich für ihre Stadt oder Gemeinde engagieren. Diesmal: Uwe Santjer, Oberbürgermeister von Cuxhaven.

DEMO: Bitte stelle dich kurz vor!

Mein Name ist Uwe Santjer. Ich bin 58 Jahre alt und seit November 2019 darf ich Oberbürgermeister der wunderschönen Stadt Cuxhaven sein. Vorher war ich sieben Jahre im niedersächsischen Landtag für die SPD-Fraktion aktiv und habe mich dort unter anderem um das Thema Bildung gekümmert. Das hat etwas damit zu tun, dass ich von Beruf Erzieher und Diplom-Heilpädagoge bin. Mein zweites Schwerpunktthema war die Hafenpolitik. Als Abgeordneter aus Cuxhaven liegt mir das am Herzen. Beide Themen haben mich auch in die Kommunalpolitik gebracht haben. Ich bin im Alter von 16 Jahren in die SPD eingetreten und da auch politisch sozialisiert.

Was macht für dich gute Bildungspolitik aus?

Mich hat immer wieder die Frage geleitet: Wie können wir auf den verschiedenen Ebenen Bildungsangebote machen, sodass alle Kinder, egal unter welchen familiären Bedingungen sie aufwachsen, gleiche Chancen haben? Ich bin stolz auf meine Stadt, dass wir Inklusion leben. Es gibt in Cuxhaven keine Kindertageseinrichtung, die nicht integrativ arbeitet. Wir haben also keinen sogenannten Sonderkindergarten. Sondern wir sagen: Alle Kinder, die in dem Wohngebiet eines Kindergartens wohnen, sollen auch den Kindergarten besuchen. Und deshalb muss sich die Kita den Kindern anpassen und nicht umgekehrt.

Warum engagierst du dich in deiner Kommune für die Sozialdemokratie?

Weil ich durch meine Sozialisation im Familien- und Freundeskreis davon überzeugt bin, dass es richtig ist, unsere Grundwerte – also Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – in das praktische Leben zu führen. Gerade in dieser Zeit, in der viele Menschen in der Gesellschaft verunsichert sind, ist Solidarität von höchster Bedeutung. Wir sind eine Stadt von 50.000 Einwohnern. Wir haben ein starkes Bündnis für Respekt und Menschenwürde. Das weist immer wieder darauf hin, dass wir in Cuxhaven nur solidarisch vorankommen können.

Ein Beispiel: In der Corona-Pandemie gab es eine Phase, in der die Tafel schließen musste. Dort sind nur ältere Leute, die selbst Angst davor hatten, sich mit Corona anzustecken. Deshalb hat die Organisation für ältere und einsame Menschen eingekauft. Wir haben gemeinsam dafür gesorgt, dass eine Infrastruktur geschaffen wurde, sodass diejenigen, die vorher an der Tafel Essen bekommen haben, dies während der Zeit im jeweiligen Stadtteil erhalten haben. Und das alles mit Ehrenamtlichen! Ich habe einen Aufruf über die sozialen Medien und die Heimatzeitung gestartet. Innerhalb von 24 Stunden hatten wir 400 Menschen zusammen. Das ist gelebte Solidarität, die für mich auch die Sozialdemokratie ausmacht.

Wie lauten die drängendsten Fragen, die in Cuxhaven beantwortet werden wollen?

Wie halten wir die Gemeinschaft zusammen? Diese Neid-Debatten, die wir gerade führen, treiben mich sehr um. Zum Beispiel bei der Migrationsfrage. Ich habe die Sorge, dass wir jetzt Gefahr laufen, dass die gute Solidarität und Gemeinschaft, die wir lange Zeit erarbeitet haben, auf dem Spiel steht. Sozialdemokraten stehen dafür ein, dass du unabhängig von Herkunft, Glaubensrichtung oder sexueller Identität Teil der Gesellschaft sein kannst. Jeder Mensch hat einen Wert.

Ein weiteres Thema: Wie schaffen wir es als Kommune, die Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene so zu gestalten, dass sie an einem guten Lernort sind? Wir sind ja für die räumlichen Gegebenheiten zuständig und wollen dort ein gutes Bildungsklima schaffen. In Cuxhaven haben wir einige alte Schulen und Kitas und müssen wirklich viel investieren.

Außerdem sind wir Deutschlands Offshore-Industriezentrum. Ich bin auch persönlich überzeugt, wir werden die Energiewende nicht ohne Offshore-Windenergie schaffen. Und Offshore ist in Deutschland nur mit Cuxhaven zu schaffen. Dafür müssen wir große Investitionen in die Hafen-Infrastruktur stemmen. Damit leisten wir unseren Beitrag dazu, dass Deutschland eine Energiewende schafft, mit der Strom und Wärme für jeden bezahlbar ist.

Gibt es denn aus Cuxhaven noch ein bestimmtes Ereignis, das du gerne mit uns teilen möchtest?

Es gab in der Corona-Pandemie ein großes Problem für die Kreuzfahrt-Schifferei „Mein Schiff“. Alle Passagiere sind von Bord gegangen. Dann ist eines der Schiffe – die „Mein Schiff 3“ – durch die Weltmeere geschippert und hat das Personal eingesammelt. Da waren über 3.000 Personen an Bord. Und auf diesem Schiff ist dann Corona ausgebrochen. Die sind durch die Weltmeere gefahren und kein Hafen wollte die Menschen nehmen. Die hatten Angst, dass die Besatzung dieses Schiffs die Bevölkerung infiziert. Mit Partnern und der Bevölkerung konnten wir dafür sorgen, dass das Schiff hier in Cuxhaven anlegt und die 3.000 Menschen, die aus aller Welt kamen, ihre Heimreise antreten konnten.