Enge Kooperation mit den Hochschulen

Die Stellenanzeige in der Zeitung reicht oft nicht mehr: Kommunen müssen zunehmend kreativ werden, um genügend Nachwuchskräfte zu finden. Die Stadt Mannheim betreibt ein zielgruppenspezifisches Personal-Marketing.
von Harald Sawatzki · 8. Juli 2021
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Liane Schmitt hat jede Menge zu tun: sie verantwortet ein Heer städtischer Mitarbeiter. 8.000 Frauen und Männer zählt die Verwaltungsarmada der größten Kommune der Metropolregion Rhein-Neckar. Eine stolze Anzahl unterschiedlichster Fachkräfte verbirgt sich hinter dieser Summe. Doch die promovierte Chefin des Bereichs Organisation und Personal kennt die Entwicklung in der Arbeitswelt und weiß nur zu genau, dass der Stamm der Mitarbeitenden schrumpft und der demografische Wandel alle Verantwortlichen zum Beispiel bei der Rekrutierung der Nachwuchskräfte vor enorme Herausforderungen stellt.

Mit Stellenanzeigen in den einschlägigen Fachzeitschriften oder in den diversen Tageszeitungen ist es heute nicht mehr getan. Mannheim geht deshalb neue Wege und verstärkt seit geraumer Zeit die Kooperation mit mehreren Hochschulen.

Virtuelle Jobmesse

An erster Stelle steht bei diesen alternativen Bemühungen um Nachwuchskräfte die Zusammenarbeit mit der Hochschule Mannheim, die einst aus der Fachhochschule für Technik hervorging. Zuletzt konferierten digital – in pandemischen Zeiten geht es nicht anders – auf der Arbeitgeberseite Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Mannheim mit etwa 30 Studentinnen und Studenten sowie Professorinnen und Professoren der Hochschule zu den vielfältigen Möglichkeiten eines Berufseinstiegs. Liane Schmitt lobt diese „virtuelle Jobmesse“ als eine Möglichkeit, die Stadtverwaltung trotz Corona-Beschränkungen dennoch „erlebbar“ zu machen.

Junge Berufseinsteiger – beiderlei Geschlechts – aus den Bereichen IT und ­Soziale Arbeit berichteten von ihren ersten Erfahrungen im Erwerbsleben. Sie beleuchteten den Übergang vom Studium in den Beruf, gaben Tipps zu Bewerbungen und teilten erste persönliche und berufliche Erfahrungen. Für den IT-Bereich ­erläuterte ein Vertreter des städtischen „Digital Transformation Center“ Details zur Koordination von Digitalisierungsprojekten. Eine Bezirkssozialarbeiterin berichtete aus ihrer Praxis über die Sicherstellung von Kinderschutz und die Mitwirkung an familiengerechten Beratungsverfahren. Alles „spannende Beiträge“, die laut ­Liane Schmitt zeigen, wie die Arbeit bei der Stadt Mannheim zum „Gemeinwohl der Einwohnerschaft beitragen“ kann.

Schmitt sagt zu der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Hochschule: ­„Einer der wesentlichen Effekte ist der Umstand, dass die Studentinnen und Studenten die Gewissheit haben, sich bei ihrem angestrebten Berufseinstieg nicht alleingelassen zu fühlen.“ Gute Möglichkeiten dazu seien auch Praktika, um Schülern und Studenten die Vielfalt der Aufgaben einer Verwaltung vor Augen zu führen.

Studierende erarbeiten Konzept

Ein Projekt der Hochschule Karlsruhe vermittelte Einblicke in die Herausforderungen einer Verwaltung: Studentinnen und Studenten erarbeiteten ein Konzept für die Stadt Mannheim, das sie im Rahmen eines „Pitches“, also einer Kurzpräsentation, vorstellten, welches danach abgenommen wurde. Der Fokus lag hier auf der virtuellen Arbeit und dem „Onboarden“, dem Einarbeiten neuer Mitarbeitender.

Schmitts Eindruck: „Die Stadt Mannheim als Arbeitgeberin kommt bei den jungen Menschen gut an.“ Von angehenden Wirtschaftsingenieuren oder auch Mechatronikern gab es nach den Veranstaltungen bereits „erste Anfragen, ob ein Praktikum hier möglich sei“. Nicht nur in Zeiten der Pandemie, aber jetzt ganz besonders geht es eben um die Optimierung des „Onboarding-Prozesses“, also um die Einarbeitung und Integration der Neuen. Beide Ziele müssten nun in einem „aktuell nahezu vollständig virtuellen Kontext“, bei der Arbeit im Homeoffice, später aber auch in der „hybriden“ Situation erreicht werden.

Funktionierende Kooperation

„Sehr gerne und schon seit längerem“ arbeitet die Stadt Mannheim schließlich mit den Hochschulen für öffentliche Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg zusammen. Die Themen Personal- und Gesundheitsmanagement oder auch Fragen der Personalführung würden mit diesen Einrichtungen vorrangig bearbeitet. Die Stadt entsende immer wieder Referenten dorthin, die ihre Erfahrungen aus der Praxis weitergeben. Auch hier hätten Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, ihre Qualifikationen für einen Job in der öffentlichen Verwaltung auszuweiten: Bachelor- oder Master-Abschlüsse im Segment Public Management seien möglich. In Zeiten von Corona werde mit neuen Lern- und Lehrinstrumenten gearbeitet: Virtuelle Workshops und ganz allgemein die virtuelle Zusammenarbeit hätten sich etabliert.

Liane Schmidt betont: „Mannheim wird diesen eingeschlagenen Weg weiter ausbauen, um die Verwaltung mit vielfältigen und gut qualifizierten neuen und erfahrenen Mitarbeitern noch leistungsfähiger zu gestalten.“

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