Roadmap 2030

Fachverbände fordern anderen Umgang mit Wasser

Carl-Friedrich Höck07. Dezember 2023
Klärwerk in Bitterfeld-Wolfen
Eine sichere Versorgung mit sauberem Wasser erscheint in Deutschland selbstverständlich – ist es aber nicht. Die Wasser-Fachverbände DWA und DVGA fordern angesichts des Klimawandels eine „Wasserwende“ und haben eine Agenda vorgelegt.

Trockenperioden werden länger, Regenfälle stärker und Hochwasser häufiger: der Klimawandel hat die deutsche Wasserwirtschaft längst erreicht. Auf sie kommt viel Arbeit zu, meint Wolf Merkel, Vorstand des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). „Nur weil die Wasserinfrastruktur großteils unter der Erde liegt, dürfen wir sie gerade im Klimawandel nicht übersehen.“ Die Ver- und Entsorgungssysteme müssten fit gemacht werden für Extremwetter und für nachhaltiges und flexibles Wirtschaften.

Mit einer „Roadmap 2030“ wird nun eine Richtung für die kommenden Jahre vorgegeben. Erstellt wurde sie vom DVGW gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). „Wir haben uns sozusagen ein Aufgabenheft geschrieben“, sagt Merkel. Gerichtet ist es an die Wasserunternehmen, aber auch an Bund, Kommunen, Stakeholder (beispielsweise die Landwirtschaft) und Gesellschaft.

Sechs Handlungsfelder

Die Roadmap soll den vollständigen Wasserkreislauf in den Fokus nehmen – von der Vorsorge gegen Dürre bis zum Überflutungsschutz bei Starkregen. Sechs Handlungsfelder haben die Verbände definiert:

  1. Nachhaltige Nutzung der natürlichen Wasserressourcen
  2. Naturnahe Qualität der Gewässer
  3. Wasserbewusste Siedlungsentwicklung
  4. Resiliente Ver- und Entsorgungsstrukturen
  5. Ressourceneffiziente und klimaneutrale Wasserwirtschaft
  6. Wasserbewusste Gesellschaft

DWA-Geschäftsführerin Lisa Broß hofft, damit auch die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen. „Es muss ein Umdenken zum Umgang mit Wasser stattfinden – eine Wasserwende“, fordert sie. Die Gesellschaft müsse sich angesichts des Klimawandels stärker mit Wasserthemen befassen, den Vorsorgegedanken leben und den Wert des Wassers erkennen. Sie schlägt vor, dass der Bundestag und die Landtage Wasserbeauftragte ernennen, die bei allen Gesetzesvorhaben „die Interessen des Wassers vertreten“.

Kommunen sind wichtige Akteure

Bei der wasserbewussten Siedlungsentwicklung komme den Kommunen eine zentrale Bedeutung zu, erklärte Broß bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Etwa bei der Erarbeitung von Schwammstadt-Konzepten. Wichtig seien auf lokaler Ebene aber auch Bürgerinitiativen und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Als Beispiel nannte Broß die „Gießkannenheld:innen“ – eine Initiative, die sich um Stadtbäume kümmert und in mehreren Städten ehrenamtliche Gießaktionen organisiert.

Die Bundesregierung wirbt ebenfalls für einen bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser und hat im März 2023 eine Nationale Wasserstrategie beschlossen. Die Strategie beinhaltet auch ein Aktionsprogramm mit fast 80 Vorschlägen für Maßnahmen in Bund, Ländern und Kommunen. Dazu gehört zum Beispiel der Bau von „Fernwasserleitungskorridoren“, um trockene Regionen mit Wasser aus anderen Gegenden zu versorgen.

DVGW-Vorstand Merkel hofft auch auf Förderprogramme des Bundes und der Länder für die Wasserwirtschaft. Jährlich investiere die Branche sieben Milliarden Euro. Wegen des Klimawandels werde der Investitionsbedarf weiter steigen. „Auch in einer angespannten Haushaltslage ist die Ertüchtigung der Wasserinfrastruktur genauso wichtig wie die Reparatur einer gesperrten Autobahnbrücke oder der bröckelnden Decke einer Grundschule“, meint Merkel.

 

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