Internationaler Frauentag

„Es gibt Hürden, die Frauen erschweren, politisch aktiv zu werden.“

Carl-Friedrich Höck07. März 2024
Nicole Berka (links) ist Bürgermeisterin der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis. Sarah Süß (rechts) ist Bürgermeisterin der ostwestfälischen Gemeinde Steinhagen. Beide gehören der SPD an.
Nicole Berka und Sarah Süß sind Bürgermeisterinnen. Der DEMO erzählen sie, warum Frauen es in der Kommunalpolitik manchmal schwerer haben, was sich verbessert hat und was sie von Quotenregelungen halten.

Nicole Berka ist Bürgermeisterin der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis. Sarah Süß ist Bürgermeisterin der ostwestfälischen Gemeinde Steinhagen. Beide gehören der SPD an.

DEMO: Frauen sind in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert. Wie lässt sich das ändern?

Sarah Süß: Offenbar gibt es noch immer strukturelle und gesellschaftliche Hürden, die es Frauen erschweren politisch aktiv zu werden. Um das zu ändern, halte ich es für besonders wichtig, Frauen zu ermutigen, sich politisch zu engagieren. Dafür bedarf es Vorbilder, die schon jungen Mädchen zeigen: Wir können das auch! Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Quoten, kann mir aber vorstellen, dass die Einführung einer Quotenregelung das richtige Mittel auf dem Weg zur Selbstverständlichkeit sein kann.

Nicole Berka: Ich denke, es braucht mehr passende Vorbilder, damit mehr Frauen den Schritt in die politische Verantwortung gehen. Aber auch die teils noch vorherrschenden Strukturen werden sich ändern müssen. Zum Beispiel die Zugangsvoraussetzungen für ein ehrenamtliches oder hauptamtliches kommunalpolitisches Mandat. Zeitliche Konflikte in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind nur einige Rahmenbedingungen, die eine Herausforderung darstellen für Frauen in der Kommunalpolitik.

Haben Sie selbst in Ihrer politischen Karriere geschlechtsspezifische Hürden erlebt?

Sarah Süß: Ich selbst habe auf meinem Weg bislang glücklicherweise bewusst keine geschlechtsspezifischen Hürden erlebt. Zumindest wenn man mal von ein paar blöden Sprüchen oder Nachfragen von „Wie findet dein Mann das denn?“ über „Wer macht denn jetzt bei euch die Wäsche?“ bis hin zu „Du bist ja so viel unterwegs, kochst du für deinen Mann vor?“ absieht.

Nicole Berka: In meinem persönlichen Fall glücklicherweise nicht. Aber von Kolleginnen weiß ich, dass es leider nicht immer den „glatten Durchmarsch“ gibt für Frauen …

Was hat sich auf dem Weg zu einem geschlechtergerechten Politikbetrieb verbessert?

Sarah Süß: Auch wenn die Statistik leider sogar einen Rückgang von Frauen in politischen Ämtern verzeichnet, nehme ich immer mehr junge Frauen wahr, die in ihren politischen Funktionen und auch einen richtig guten Job machen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben und auch fordern und als Vorbilder für viele andere Frauen fungieren. Das Bewusstsein für eine bessere Geschlechtergerechtigkeit wird dadurch gesteigert. Außerdem nehme ich wahr, dass Frauen sich immer mehr vernetzen und untereinander unterstützen.

Nicole Berka: Das Bild einer Frau in kommunalen (Spitzen-)Ämtern hat sich in den vergangenen Jahren etwas normalisiert. Auch wenn die Quote nach wie vor steigerungsfähig ist! Durch Quotenregelungen wird in manchen Parteien inzwischen der Weg frei gemacht für die Besetzung vor allem durch Frauen.

Was bedeutet Ihnen der Internationale Frauentag persönlich?

Sarah Süß: Ich persönlich bin der Meinung, dass der Internationale Frauentag eine gute Gelegenheit ist darauf aufmerksam zu machen, dass eine Gleichberechtigung der Geschlechter auch bis heute nicht in allen Bereichen erreicht ist. Wichtig ist es jedoch, nicht nur an diesem sondern an jedem Tag für Gleichberechtigung einzustehen.

Nicole Berka: Was einst auf die Forderung nach dem Wahlrecht auch für Frauen zurückgeht, hat mit Blick auf die Krisenherde in der Welt heute noch aktuellen Charakter! Nach wie vor kämpfen Frauen für Gleichheit und Gleichberechtigung. Eine Gesellschaft, in der zukunftsweisende Entscheidungen durch Männer wie Frauen gleichermaßen diskutiert und beschlossen werden, funktioniert friedlicher und gleichberechtigter. Und genau das muss auch das Ziel sein – wir brauchen für eine resiliente Gesellschaft starke Frauen, die sich an politischen und damit gesellschaftsrelevanten Entscheidungen für alle beteiligen. Das halte ich für eine sehr wichtige Erkenntnis, für die es sich allemal lohnt, auch zu streiten!

Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.

Frauen.Macht.Kommunalpolitik

Mit der Veranstaltungsreihe „Frauen.Macht.Kommunalpolitik” lädt die Kommunalakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung engagierte Kommunalpolitikerinnen ein, sich zu unterschiedlichen Themen auszutauschen, sich zu verknüpfen und voneinander zu lernen. Insgesamt sind neun Gespräche mit einer Länge von je 90 Minuten geplant. Diese finden online statt. Auch Sarah Süß und Nicole Berka nehmen an dem Format teil.

Das erste Online-Gespräch fand am Vorabend des Internationalen Frauentags statt, also am 7. März. Die letzte Veranstaltung ist für den 19. November geplant. Die Teilnahme ist kostenfrei. Mehr Informationen: fes.de/kommunalakademie

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