Urbaner Raum

Klimawandel in der Stadt: Eine halbe Milliarde gegen Hitze und Dürre

Benedikt Dittrich21. Juli 2022
Parks und Wiesen gelten oft als „grüne Lunge“ der Städte. Doch Dürre und Hitze machen der Vegetation zu schaffen. Bauministerin Klara Geywitz will die Kommunen beim Erhalt ihrer Grünflächen unterstützen – und stellt viel Geld dafür in Aussicht.

Der Sommer 2022 in Deutschland. Bisher ist er zu heiß und zu trocken für die Vegetation, das Land leidet unter Hitze und Dürre zugleich. Und das nicht zum ersten Mal. Zuletzt waren mehrere Jahre hintereinander zu heiß und zu trocken. Eine Auswirkung des Klimawandels, der nicht nur Wald und Wiesen, sondern auch urbane Räume betrifft.

Urbane Räume, das sind auch Parks und Grünflächen in Großstädten. So wie der Schlosspark in Babelsberg, der sich in kleinen Hügeln, Wiesen, Bäumen am Stadtrand von Potsdam erstreckt. Dass die derzeitigen Witterungsbedingungen Flora und Fauna nicht gerade entgegenkommen, ist auch hier zu sehen: Die Wiesen sind braun und trocken, es staubt, wenn die Mitarbeiter*innen des Parks im Einsatz sind.

Millionen gegen Auswirkungen des Klimawandels

Damit solche Anlagen sich besser und schneller an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können, hat Klara Geywitz, deren Bundesministerium auch für Stadtentwicklung verantwortlich ist, nun zusätzliche Projektgelder zur Verfügung gestellt. 176 Millionen Euro insgesamt sollen an Städte und Gemeinden für Maßnahmen ausgezahlt werden, um beispielsweise öffentliche Parks und Grünanlagen für kommende Hitzeperioden und auch Starkregenereignisse zu wappnen.

Wie akut die Situation bereits ist, kann Gartenmeister Robert Wühl in Babelsberg erklären – und auch zeigen: „Trockenschäden zeigen sich meist erst ein, zwei Jahre später“, sagt er mit Blick auf den Baumbestand in dem Park bei Potsdam. Äste, die vertrocknen, geringeres Wachstum – „und am Ende hat man nichts mehr zum Abschneiden und dann steht dort nur noch ein Torso“. Das Problem: Sterben die Bäume ab, verschwinden auch Tiere und Insekten, denen der Baum, das Laub als Lebensraum dienen. „Wir haben in Babelsberg einen Mitarbeiter, der den ganzen Tag mit einem Wasserwagen rumfährt“, erklärt Wühl weiter, „um zu retten, was noch zu retten ist“.

Ersatz wächst nur langsam nach. Wühl rechnet bei seiner Arbeit in Jahrzehnten und Jahrhunderten, wenn es um den Baumbestand in Babelsberg geht. „Und wir müssen ganz klein anfangen.“ Bei der Auswahl neuer Bäume müssen sie in den Baumschulen genau hinschauen, welche Pflanzen den trockenen, märkischen Sandboden vertragen. Hinzu kommen weitere Schutzmaßnahmen in Wachstumsphasen wie Wassersäcke, um den Baum auch über Trockenphasen gut mit Wasser versorgen zu können.

Es sind solche und ähnliche Projekte, die auch mit den 176 Millionen Euro unterstützt werden sollen – die Stiftung preußischer Schlösser und Gärten, die auch den Schlosspark pflegt, hat sich deswegen bereits beworben, wie Christoph Voigtherr, Generaldirektor der Stiftung, erklärt. „Das Bauministerium hilft bei der Anpassung, wo es geht“, erklärt Geywitz in der Mittagshitze in Babelsberg – und zählt dabei auch Bewässerungshilfen für solche Anlagen hinzu. In ihrem Verantwortungsbereich sei der Klimawandel ein riesiges Problem, aktuell, gibt sie zu bedenken, über die Sanierungen von Wohnungen und Häusern hinaus.

Zukunftsperspektive: Die Stadt als Schwamm

„Wir brauchen eine Stadt, die wie ein Schwamm funktioniert“, so ihre Vorstellung für die künftige Stadtentwicklung. Was sie damit meint: Anders als zurzeit, wo in deutschen Städten viel Wasser direkt in die Kanalisation versickert, Keller voll laufen lässt oder ins Umland abgeleitet wird, sollen urbane Flächen künftig möglichst viel Wasser aufnehmen, speichern und erst langsam wieder abgeben. Dafür will Geywitz beispielsweise grüne Fassaden fördern, aber auch zuvor betonierte Flächen wieder entsiegeln lassen. „Versiegelte Flächen speichern sehr viel Hitze, das wissen wir.“ Und eben Parkanlagen fördern, erhalten und ausbauen. „Da, wo gesundes Grün und Wasser ist, ist die Umgebung kühler. Parks und Grünanlagen sind auch deshalb lebenswichtig“, so Geywitz.

Bei den geförderten Projekten können bis zu 85 Prozent der Kosten übernommen werden, betont Geywitz. Sie ist sich sicher: „Gerade in Zeiten angespannter Haushaltslagen und knapper Kassen, kommt das Bundesprogramm da an, wo Menschen und Städte mit wenig auskommen müssen.“

Das Bundesprogramm wurde erstmal 2020 ins Leben gerufen, mit den jetzt bewilligten 176 Millionen im aktuellen Haushalt kommt das Programm auf fast eine halbe Milliarde Euro. Städte und Gemeinden können sich noch bis zum 15. Oktober mit geeigneten Projekten bewerben. Finanziert wird das Programm aus den Mitteln des Energie- und Klimafonds.

Zum Projektaufruf „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel.

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