Kommunaler Klimaschutz

Für mehr Wasserstoff im kommunalen Einsatz!

Timm Fuchs15. Dezember 2021
Seit dem Start der Nationalen Wasserstoffstrategie im Sommer 2020 ist grüner Wasserstoff besonders im politischen Fokus.
Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit Teil 3:Der Einsatz von Wasserstoff bietet im kommunalen Kontext zahlreiche Anwendungsfelder.

Seit dem Start der Nationalen Wasserstoffstrategie im Sommer 2020 ist grüner Wasserstoff besonders im politischen Fokus. Er kann als Alternative zu fossilen Energieträgern einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die nationalen CO2-Minderungsziele zu erreichen. Sein Einsatz bietet im kommunalen Kontext zahlreiche Anwendungsfelder: beim Betrieb von Wasserstoffbussen im ÖPNV, der kommunalen Wärmeversorgung oder zur Stabilisierung des Stromnetzes im Zuge vermehrter Einspeisung aus Erneuerbaren Energien. Viele Städte haben deshalb in Zusammenarbeit mit ihren Unternehmen Wasserstoffstrategiepläne entwickelt.

Fokus Energie

Besonders in der kommunalen Energiewirtschaft hat der Einsatz des grünen Wasserstoffs ein Potenzial, das sich anhand Erfolg versprechender Projekte kommunaler Unternehmen zeigt. Dies geschieht etwa über Wasserstoff-Elektrolyseanlagen. Überschüssige Erneuerbare Energie aus Windkraft oder Fotovoltaik kann so durch Zerlegung in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und verwendet werden – etwa durch den Betrieb von Brennstoffzellen in Wasserstofffahrzeugen oder dem Einsatz in der kommunalen Wärmeversorgung.

Potenzial bietet auch die schrittweise Integration von grünem Wasserstoff in die Gasversorgungsnetze. Um höhere Mengen Wasserstoff beizumischen, müssen die Netze technisch weiterentwickelt werden. Dieser Weg dürfte kosteneffizienter und mit Blick auf die kommunalen Straßen, Wege und Plätze auch schonender sein als der Aufbau einer parallelen Netzstruktur für Wasserstoff. Darüber hinaus sind bereits heute die meisten Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen für den Einsatz mit Wasserstoff geeignet. Auch kann die Abwärme aus Elektrolyseuren bei der Wasserstoffherstellung einen wichtigen Beitrag zur Wärmeversorgung in Städten und Gemeinden liefern.

Dabei ist vor allem der Bund gefordert, den Einsatz von Wasserstoff durch entsprechende Förderprogramme abzusichern – auch um Kostensteigerungen bei den Verbrauchern abzufedern.

Fokus Verkehr

Mit Blick auf den kommunalen Verkehrsbereich bedeutet die Wasserstoffstrategie unter anderem eine Förderung zur Beschaffung von Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellenfahrzeugen. Diese sind derzeit noch sehr kostspielig, aber bereits in der Abfallentsorgung im Einsatz. Weitere Anwendungsbereiche sind etwa Lkw, Bahnen und Rangierlokomotiven in kommunalen Gewerbegebieten sowie Busse im Bereich des ÖPNV.

Gerade im Bereich der Stadtbusse kann Wasserstoff einen Beitrag zur Reduzierung von CO2 und NOX in den Kommunen leisten. Zugleich wird damit die Umsetzung der sogenannten Clean Vehicles Directive (CVD) abgesichert, welche für Deutschland wie für die anderen Mitgliedstaaten der EU Quoten zur Beschaffung von Null-Emissions-Fahrzeugen im kommunalen Verkehr vorgibt. Zum Einsatz der Fahrzeuge ist der Aufbau einer bedarfsgerechten Speicher- und Tankinfrastruktur erforderlich. Mit den „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ werden bereits erste integrierte regionale Konzepte gefördert. Ein aktueller Förderaufruf des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) richtet sich explizit an die Kommunen.

Worauf es jetzt ankommt

Die Nationale Wasserstoffstrategie des Bundes war und ist ein wichtiger Impuls für Klimaschutz, die Entwicklung von Schlüsselindustrien und damit für Arbeitsplätze am Industriestandort Deutschland. Insofern ist es richtig, dass die Bundesländer ebenfalls eigene Wasserstoffstrategien entwickeln, um die einzelnen Regionen zu stärken. Dabei wird darauf zu achten sein, dass nicht allein die Sektoren Industrie und Verkehr fokussiert werden. Auch wenn diese vermeintlich die größten und am schnellsten zu erreichenden CO2-Einsparungspotenzialle versprechen, gingen durch eine zu einseitige Förderlandschaft von Bund und Ländern wichtige Potenziale für die kommunale Energiewirtschaft und die Wertschöpfung in den Regionen verloren. Die Kommunen und ihre Partner haben einen hohen Anspruch zur CO2-Reduktion und verfügen über ausreichend vorhandene Infrastrukturen im Bereich der Gas- und Wärmeversorgung, um CO2-Einsparungen bei vertretbaren CO2-Vermeidungkosten zu realisieren.

Nicht zuletzt wird mehr als bisher darauf zu achten sein, dass im Interesse gleichwertiger Lebensverhältnisse alle Regionen von den Potenzialen der Wasserstoffwirtschaft profitieren. Besonders oder gerade weil grüner Wasserstoff so wichtig für die Erreichung der Klimaschutzziele und zugleich für die Wertschöpfung in den Kommunen ist, sollte die Förderpolitik künftig durch ein gemeinsames Monitoring von Bund, Ländern und Kommunen fortlaufend überprüft werden.

Dieser Artikel ist in der DEMO 05-06/2020 erschienen.

Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Klimaschutz, Klimaanpassung und mehr Nachhaltigkeit sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um den Klimawandel rechtzeitig zu stoppen, spielen aber auch die Kommunen eine wichtige Rolle – während zugleich eine zweite Krise, die Corona-Pandemie – sie in Atem hält.

In unserer Jahresserie beleuchten wir Strategien und Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß verringern und die spürbaren Folgen des Klimawandels bekämpfen. KB