Umgang mit dem Fachkräftemangel

Notfallsanitäter: Neue Ausbildungswege bei den Feuerwehren

Ulf Buschmann15. Dezember 2023
Feuerwehr-Rettungsdienst-Notfallsanitäter
Die Feuerwehren gehen bei der Notfallsanitäter*innen-Ausbildung neue Wege – unter anderem in Bremerhaven.
Fachkräftemangel bei Notfallsanitäter*innen: Um dem entgegenzuwirken, gehen die Feuerwehren neue Wege. In Bremerhaven geht es im kommenden Jahr los.

Wer sich unter dem Stichwort „Notfallsanitäter*innen (NFS)” durch die einschlägigen Online-Jobbörsen klickt, findet zahlreiche Stellenausschreibungen. Ob bei Hilfsorganisationen oder Feuerwehren: Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Rettungsdienst sind gefragt. Allerdings: Längst können die Kommunen und Landkreise als Aufgabenträger auf der einen Seite und die Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Unternehmen als sogenannte Leistungserbringer auf der anderen Seite nicht mehr alle Stellen besetzen – der Fachkräftemangel hat längst auch den Bereich der Menschenrettung erreicht. Entsprechend lange sind die Ausschreibungen für Notfallsanitäter*innen online.

Besonders die Feuerwehren haben bei den Bewerber*innen das Nachsehen. Das liegt vor allem an den Zugangsvoraussetzungen. Beispiel Feuerwehr Bremerhaven: Wer zu den Brandschützern möchte, braucht eine abgeschlossene Berufsausbildung und durchläuft zuerst die zweijährige Ausbildung zum/zur Brandmeister*in. Darin ist die Qualifizierung zur/zum Rettungsassistent*in bereits enthalten.

Notfallsanitäter*in: Berufsbegleitende Ausbildung

Wer mehr möchte, kann die berufsbegleitende Ausbildung zur/m Notfallsanitäter*in anhängen. Wer mehr als fünf Jahre Berufserfahrung hat, kann eine verkürzte NFS-Prüfung ablegen. Kolleg*innen mit weniger als fünf Jahren Zugehörigkeit müssen die Prüfung in vollem Umfang ablegen – vor dem Hintergrund der bei der Feuerwehr üblichen 24-Stunden-Dienste eine nicht ganz leichte Aufgabe. Einsätze bei Bränden, technischen Hilfeleistungen oder auch bei der Menschenrettung machen vor dem Lernpensum der Absolvent*innen nicht halt.

Um dem schon jetzt absehbaren Fachkräftemangel im Rettungsdienst zu begegnen, bieten fast alle Berufsfeuerwehren in Deutschland eine quasi umgekehrte Laufbahn an. In Bremerhaven haben Schulabgänger mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September 2024 die Möglichkeit, an der Rettungsdienstschule Bremerhaven eine dreijährige Berufsausbildung zum Notfallsanitäter zu absolvieren. Ein handwerklich-technischer Beruf wie bisher ist nicht mehr erforderlich. Wer den NFS-Abschluss in der Tasche hat, kann anschließend die verkürzte Ausbildung zum Brandmeister absolvieren. Danach werden die Absolvent*innen in den Feuerwehrdienst übernommen.

Zugang zur Ausbildung öffnen

„Wir machen das, weil wir nicht genug Bewerber haben“, sagt Stephan Kohfahl, Sprecher der Feuerwehr Bremerhaven. Ähnlich geht es vielen Berufsfeuerwehren im Land. Diese bieten die Ausbildung zum Notfallsanitäter bereits seit einigen Jahren an, unter anderem in Hamburg und Bonn. Die Feuerwehren hätten schon vor Jahren nicht nur den naturwissenschaftlich-technischen, sondern auch den medizinischen Bereich der Brandmeisterausbildung geöffnet, erklärt ein Sprecher der Feuerwehr Bonn.

Bereits 2016 hatte die Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehren im Rettungsdienst (AG FreDi), die zur Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland (AGBF) gehört, eine Umfrage zum Thema durchgeführt. Hintergrund war die Einführung des Berufsbildes des/der Notfallsanitäter*in im Jahr 2013. Damit verbunden waren auch neue Anforderungen an die Feuerwehren. So stellte die Arbeitsgemeinschaft fest, dass 98 Prozent der hauptamtlich organisierten Feuerwehren in kommunaler Trägerschaft Notfallsanitäter*innen ausbilden.

Papier der AGBF

Die Ergebnisse der Umfrage mündeten in ein fünfseitiges Papier mit dem Titel „Überlegungen zur Zukunft der Feuerwehren in der Notfallrettung“. Unter Punkt 6 schreiben die Autoren: „Für die zukünftige Ausbildung zum/-r Brandmeister/-in müssen verschiedene Modelle überprüft und entwickelt werden.“ Sie skizzieren vier Modelle – eines davon entspricht dem, was ab dem kommenden Jahr in Bremerhaven eingeführt wird: „Es werden Schulabgänger eingestellt und zum/-r Notfallsanitäter/-in ausgebildet. Nach Abschluss der Berufsausbildung folgt die Ausbildung zum/-r Brandmeister/-in.“

Und: „Hiermit wäre ein völlig neuer Bewerberkreis für die Feuerwehren erschlossen. Diese (...) Variante kann allerdings nur in Kombination mit anderen Varianten funktionieren, weil sonst andere, handwerkliche Fähigkeiten den Feuerwehren auf Dauer verloren gehen.“

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