Beobachter*innen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet – gemessen daran fiel das Wahlergebnis in Darmstadt überraschend deutlich aus. Die Nase vorne hatte am Sonntagabend Hanno Benz: Der Sozialdemokrat wird neuer Oberbürgermeister der 160.000-Einwohner*innen-Stadt. In der Stichwahl erzielte er 54,7 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent Michael Kolmer von den Grünen kam auf 45,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 39 Prozent.
Rückenwind für die Sozialdemokratie
Für die SPD ist das ein wichtiger Erfolg, der ihr sechs Monate vor der hessischen Landtagswahl zusätzlichen Auftrieb verleihen könnte. Eine Woche zuvor hatte bereits der Sozialdemokrat Mike Josef in Frankfurt am Main die Oberbürgermeisterwahl gewonnen – trotz schwieriger Ausgangsbedingungen, nachdem der bisherige OB Peter Feldmann (damals ebenfalls SPD) vorzeitig abberufen worden war.
Jahrzehntelang war Darmstadt eine Hochburg der SPD. Ab 1945 stellte die Partei sämtliche Oberbürgermeister, bis 2011 der Grüne Jochen Partsch als neuer Chef ins Rathaus einzog. Partsch hat im vergangenen Jahr bekanntgegeben, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren.
Kurios: Hanno Benz´ Vater Peter Benz hatte die Stadt von 1993 bis 2005 regiert. Ähnliches hat es in der südhessischen Stadt schon einmal gegeben: Zur Liste der bisherigen Oberbürgermeister gehören auch Ludwig Metzger (1945 bis 1951 im Amt) und dessen Sohn Günther Metzger (Rathauschef von 1981 bis 1993).
Benz profitierte von Wechselstimmung
Der Wahlsieg von Hanno Benz wirbelt die politischen Kräfteverhältnisse in Darmstadt gehörig durcheinander. In der Stadtverordnetenversammlung stellen die Grünen weiterhin die stärkste Fraktion, wo sie eine Koalition mit der CDU und Volt bilden. Die drei Parteien hatten vor der Stichwahl ihre Unterstützung für Michael Kolmer erklärt. Benz ließ sich davon nicht beirren: Die Wähler*innen würden als mündige Bürgerinnen und Bürger ihre eigene Entscheidung treffen, betonte er vor der Stichwahl optimistisch.
Im Gespräch mit der DEMO sagte Benz vor der Wahl: „Wer in Darmstadt einen Wechsel will, ist bei mir gut aufgehoben.“ Er wolle einen neuen Politikstil etablieren, das Miteinander stärken und Politik für viele statt für wenige machen. Beispielsweise gehe es darum, in der Verkehrspolitik nicht einseitig einen bestimmten Interessensverbund zu bevorzugen. „Es wird nur dann gelingen, die Verkehrswende, umzusetzen, wenn es eine breite Akzeptanz gibt“, so Benz.
Nach seinem Wahlsieg dankte Benz dem unterlegenen Kolmer für einen fairen Wahlkampf. Das Ergebnis zeige, dass die Menschen kein Weiter-so wollten, kommentierte der SPD-Politiker im Interview mit der Hessenschau. „Wir müssen Soziales, Umwelt und Wirtschaft zusammendenken.“
Kommentar hinzufügen