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Die Wettbewerbsgewinner 2024: So schützen Kommunen das Klima

Klimaschutz beginnt vor Ort, ob in Bamberg oder Kiel. Wie es funktionieren kann, zeigen zahlreiche Projekte von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Die besten Ideen wurden am Dienstag ausgezeichnet.

von Carl-Friedrich Höck · 13. November 2024
Gruppenbild mit Siegerurkunden

Die Preisträger des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2024”

Der Metereologe und Wettermoderator Sven Plöger ist Zweckoptimist. Doch auch er bekam einen Schreck, als er kürzlich die Temperaturen der Meeresoberflächen in Augenschein nahm. „Wir machen derzeit einen Sprung nach oben“, berichtete er auf der Kommunalen Klimakonferenz 2024 in Berlin. Die Ozeane seien lange Zeit ein Puffer für das Weltklima gewesen, weil sie Energie und CO2 aufgenommen hätten. Doch jetzt gingen sie dazu über, deutlich mehr Wärme abzugeben.

Auf 1,5 Grad sollte die Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter eigentlich beschränkt werden. So hatte es die Weltgemeinschaft 2015 in Paris beschlossen. Doch in diesem Jahr wird die Zielmarke erstmals überschritten. Plöger sieht die Welt im Moment auf einem Pfad in Richtung 2,7 Grad Erwärmung. Trotz dieser ernüchternden Erkenntnis plädierte er dafür, man müsse das Thema Klimaschutz „immer wieder in den positiven Rahmen schieben“.

Kommunen als Vorreiter

Mutmachende Beispiele gibt es in vielen Städten und Gemeinden. Die besten werden alljährlich im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ ausgezeichnet. Durchgeführt wird er vom Deutschen Institut für Urbanistik, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden.

Die Gewinner 2024 wurden am Dienstag ausgezeichnet. In der Kategorie „Großstädte und Städte“ gehen die Preise nach Oberhausen und in die Landeshauptstadt Kiel. Oberhausen hatte sich mit dem Projekt „Intelligentes Energiemanagement für Lehrschwimmbäder“ beworben. Die Stadt hat mit EU-Fördergeldern sieben Schwimmbäder modernisiert und konnte so 70 Prozent der Energie einsparen. Die Fassaden wurden mit Stroh gedämmt, die Dächer begrünt und mit Solarthermie versehen.

Geothermie und klimafreundliche Baustoffe

In Kiel wurde die Feuer- und Rettungswache Nord nach klimafreundlichen Kriterien neu gebaut. Die Wärme wird durch Geothermie gewonnen (Erdsonden und Sole-Wasser-Wärmepumpen). Ein Teil des Stroms kommt von Solaranlagen auf dem Dach. Und hohe Dämmstandards sorgen dafür, dass die Energie effizient genutzt wird.

Sieger in der Kategorie „Mittel- und Kleinstädte“ sind Borken und Lüneburg. In Borken wurde auf einem ehemaligen Fabrikgelände ein klimagerechtes Neubaugebiet geschaffen – mit kaltem Nahwärmenetz. Auch hier kommen Erdsonden und Sole-Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz. Begrünte Dächer und wasserdurchlässige Belege verbessern das lokale Mikroklima. Die Hansestadt Lüneburg hat einen Grundschul-Hort mit nachhaltigen Materialien gebaut: Holz, Stroh und Lehm.

Eisspeicher und Fahrrad-Parkplätze

In der dritten Kategorie konnten sich Landkreise und kleine Gemeinden bewerben. Ausgezeichnet wurden die Stadt Lichtenau und der Landkreis Bamberg. In Lichtenau wurde ein Schulareal mit Realschule, Kita, Mensa und Sportanlagen energetisch modernisiert. Ein Eisspeicher versorgt die Realschule mit Kälte und Wärme. Strom kommt aus Photovoltaik-Anlagen sowie von einem nebenan gelegenen Windpark. Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit wurden im Schulalltag verankert, um Interesse für entsprechende Ausbildungsberufe zu wecken.

Der Kreis Bamberg konnte die Jury mit seinen Mobilstationen überzeugen, die einen Beitrag zur Verkehrswende leisten sollen. Sie wurden an Verkehrsknotenpunkten wie Bahn- und Bushaltestellen eingerichtet. Radfahrende finden hier alles, was sie benötigen: wettergeschütze Abstellplätze für die Räder, Lademöglichkeiten für Elektro-Bikes, Reparaturwerkzeug und einiges mehr.

Preisgeld fließt in Klimaschutz

Jede Gewinnerkommune erhält 40.000 Euro Preisgeld. Die Mittel sollen in Klimaprojekte investiert werden. Im SPD-regierten Kiel zum Beispiel wird das Geld in den städtischen Klimaschutzfonds fließen. Die Stadt bezuschusst unter anderem den Austausch von alten und stromfressenden Kühlgeräten. Die Idee dahinter: Nicht jeder Haushalt kann sich 300 Euro für einen neuen Kühlschrank leisten. 

In Borken sollen die Stadtwerke einen Teil des Preisgeldes nutzen, um neue Konzepte für die Wärmeversorgung zu erarbeiten. Eine Idee sei es, Wärme aus Trinkwasser zu ziehen, erklärte Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing (CDU).

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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