Difu-Umfrage: Kommunen halten an Sportstätten fest
Die Kommunen in Deutschland betreiben trotz finanzieller Nöte eine breite Palette an Sportstätten. Laut einer aktuellen Umfrage im Rahmen des KfW-Kommunalpanels 2025 warnt aber mehr als ein Drittel vor einer Reduzierung des Angebots.
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Die Kommunen in Deutschland betreiben trotz finanzieller Nöte eine breite Palette an Sportstätten.
Jedes Jahr erfasst das Kommunalpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die aktuelle finanzielle Situation der Städte, Gemeinde und Landkreise in Deutschland. Dabei wird regelmäßig auch ein spezielles Thema vertieft: Für 2025 liegt ein Schwerpunkt auf den kommunalen Sportstätten.
Große gesellschaftliche Bedeutung
Die Expert*innen der KfW messen ihnen eine große Bedeutung zu: Der Breitensport in Deutschland sei hauptsächlich über Sportvereine organisiert. Rund 86.000 Sportvereine zählen derzeit mehr als 28 Millionen Mitglieder – und rund 58 Prozent der Vereine nutzten derzeit kommunale Sportanlagen für ihr Angebot, heißt es in der neuen Ausgabe „KfW Research Fokus Volkswirtschaft”.
Die umfangreiche Sportinfrastruktur der Kommunen stammt aber vielfach aus den 1960er und 1970er Jahren, die Anlagen sind entsprechend in die Jahre gekommen. Um den aktuellen Zustand und den Investitionsbedarf zu ermitteln, hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag der KfW eine Sonderbefragung unter rund 900 Kämmereien durchgeführt.
Demnach verfügten 94 Prozent der Kommunen in 2024 über Sporthallen und 92 Prozent über Sportplätze. Etwas mehr als die Hälfte der Kommunen betrieben zudem eigene Freibäder und 46 Prozent Hallenbäder. „Die Bedeutung von Sportstätten als Orte gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheitspflege ist nicht zu unterschätzen“, unterstreicht Difu-Wissenschaftlerin Frida von Zahn.
Difu sieht dringenden Handlungsbedarf
Allerdings förderte die Umfrage darüber hinaus zutage, dass deren Unterhalt schwierig ist. 59 Prozent der Kommunen geben an, dass der Investitionsrückstand bei Sporthallen „gravierend“ oder „nennenswert“ sei, bei Hallenbädern sagten dies 62 Prozent, bei Eissporthallen 53 Prozent. Jede vierte Kommune räumte ein, dass sie den Unterhalt in den letzten fünf Jahren nur teilweise bis gar nicht stemmen konnte. „Die große Zahl an Kommunen mit Investitionsrückstand zeigt jedoch dringenden Handlungsbedarf“, betont von Zahn. Hier aktiv zu werden, würde sich ihrer Ansicht nach letztlich auch positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken
Weitere Ergebnisse zeigen, dass in mehr als 40 Prozent der Kommunen wegen des schlechten baulichen Zustands der Sportstätten bereits jetzt einzelne Sportangebote gelegentlich nicht stattfinden können. 36 Prozent der Kommunen befürchten laut der Difu-Umfrage, Sportangebote zukünftig reduzieren zu müssen. In den kommenden drei Jahren müssten sogar im Durchschnitt 16 Prozent der Freibäder, 15 Prozent der Eissporthallen und 14 Prozent der Hallenbäder schließen, sofern keine umfassende Sanierung durchgeführt wird.
Anstrengungen der Kommunen
Insgesamt interpretiert das Difu die Ergebnisse so, dass die Kommunen anstreben „so viele Sportstätten wie möglich weiterhin offen zu halten“, wie es in einer Difu-Mitteilung heißt. In zwei Dritteln der Kommunen, in denen es 2024 Sporthallen oder Sportplätze gab, sei die Anzahl der Sportstätten in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben. Jeweils etwa ein Viertel der Kommunen habe in den letzten Jahren sogar neue Sporthallen oder Sportplätze gebaut. 60 Prozent der Kommunen berichteten, dass sich die Zahl ihrer Hallenbäder seit 2014 erhöht hat. Bei den Freibädern sind es 54 Prozent.
Auf die Frage hin, was auf landes- und bundespolitischer Ebene passieren müsse, waren sich die Kommunalen recht einig: Rund 76 Prozent sehen die Lösung vor allem in einer besseren Grundfinanzierung von Kommunen. Investitionen wären so eher aus dem eigenen Haushalt heraus und damit besser planbar zu stemmen, heißt es als Begründung. Mehr als die Hälfte der Kommunen befürworte darüber hinaus, die Bürokratielast bei zweckgebundenen Förderprogrammen zu senken. Das könnte zum Beispiel durch weniger komplexe Anträge erreicht werden.
Nachtrag, 16. Januar 2025
Der kommunalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Bernhard Daldrup hat zu den Ergebnissen der Studie Stellung genommen. „Der Ruf nach zusätzlichem Geld ist beim Bund nicht ungehört geblieben – obwohl er für diese Aufgabe keinerlei Zuständigkeit besitzt”, teilt er mit. Seit 2015 seien über das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ Mittel in Höhe von rund 1,24 Milliarden Euro in kommunale Sportstätten geflossen. 2022 seien etwa 120 Millionen Euro für die Sportstätten an die Kommunen gegangen. Hinzu komme das Programm „Investitionspakt Sportstätten“ in dem zwischen 2020 und 2022 ein Volumen von 370 Millionen Euro bereitgestellt worden sei, sowie das Programm „ReStart Sport“, das nach der Corona-Pandemie mit 25 Millionen Euro aufgesetzt worden sei, um Mitglieder für den Vereinssport zurückzugewinnen und das Ehrenamt zu stärken.
Daldrup weiter: „Der Bund ist tätig geworden, weil die Länder ihrer Pflicht nicht hinreichend nachkommen. Die Kommunen sind mit der Aufgabe überfordert, zumal die Defizite der Kommunen auf Grund anderer Ausgaben wachsen.” Hier helfe nur eine Investitionsoffensive des Bundes und eine Entlastung bei den Schulden der Kommunen.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.