Aktuelles

E-Mobilität: Deutschland knackt die Millionen-Marke

Die Bundesregierung meldet neue Rekorde bei der Zulassung von E-Fahrzeugen. Erstmals fahren eine Million elektrisch betriebene Autos auf deutschen Straßen. Zu der Entwicklung haben auch kommunale Unternehmen beigetragen.
von Carl-Friedrich Höck · 4. August 2021
placeholder

Mit einem Jahr Verspätung hat die Bundesregierung ihr Ziel doch noch erreicht: Auf Deutschlands Straßen rollen eine Million Elektrofahrzeuge. Das vermeldete das Umweltministerium zu Wochenbeginn. Die Marke von einer Million war ursprünglich schon für das Jahr 2020 angestrebt worden.

60 Prozent mehr E-Fahrzeuge als Ende 2020

Seit Mitte vergangenen Jahres habe die Verbreitung von Elektrofahrzeugen einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht, heißt es nun in einer Mitteilung des Umweltministeriums. „Das zweite Halbjahr 2020 war geprägt von neuen Rekorden bei den monatlichen Neuzulassungen und allein in den ersten sieben Monaten 2021 wurden mit mehr als 350.000 Elektro-Pkw etwa so viele E-Fahrzeuge neu zugelassen wie im gesamten Jahr 2020.“ Insgesamt führen heute auf deutschen Straßen etwa 60 Prozent mehr Elektrofahrzeuge als noch Ende 2020. Unter den eine Million elektrisch betriebenen Fahrzeugen zähle das Kraftfahrt-Bundesamt 54 Prozent rein elektrische Fahrzeuge und 46 Prozent Plug-In-Hybride.

Ausschlaggebend sei die Einführung einer Innovationsprämie gewesen, erklärt die Bundesregierung. Die Prämie gibt es seit Juli 2020. Sie ist Teil des Corona-Konjunkturprogramms. Damit hat die Bundesregierung ihre Förderung beim Kauf eines Elektrofahrzeuges verdoppelt. Wer ein reines E-Auto erwirbt, kann somit Zuschüsse von bis zu 9.000 Euro beantragen. Plug-in-Hybride werden mit bis zu 6.750 Euro gefördert. Der Bund verweist zudem auf seine Forschungsförderung, den Ausbau der Ladeinfrastruktur und steuerliche Maßnahmen, um E-Mobilität zu unterstützen. Hinzu kommen verschiedene Förderprogramme der einzelnen Ressorts. Zum Beispiel unterstützt das Bundesumweltministerium die Anschaffung von Elektrobussen im ÖPNV.

Jeder zweite Ladepunkt ist kommunal

Zum Ausbau der Elektromobilität tragen auch die kommunalen Unternehmen bei. „Insgesamt stammt über die Hälfte der öffentlichen Ladepunkte für Elektroautos aus unserer Hand“, teilt ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) mit. Mehr öffentliche Ladesäulen seien eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit sich Menschen ein E-Auto zulegen. Insgesamt gebe es jetzt mehr als 44.000 Ladepunkte in Deutschland. Zum Vergleich: Im November 2020 waren es noch rund 33.000 (bdwe.de). Allerdings ist das immer noch weit vom Ziel aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag entfernt: CDU, CSU und SPD wollten eigentlich „bis 2020 mindestens 100.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge zusätzlich verfügbar“ machen.

Der VKU geht davon aus, dass der Bedarf an öffentlich zugänglichen und privaten Ladelösungen weiter steigen wird. „Der Fokus im Bereich der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur verschiebt sich derzeit aber deutlich in Richtung Schnellladehubs mit mehreren Ladepunkten, die zudem höhere Ladeleistungen ermöglichen“, erklärt der VKU-Sprecher. Das habe den Vorteil, dass in derselben Zeit konzentriert an einem Ort jeweils wesentlich mehr Bedarf gedeckt werden könne als an den bisher dominierenden, einzelnen freistehenden Ladesäulen im öffentlichen Raum.

VKU wirbt für kommunale Mobilitätsmanager

Die Bundesregierung habe den Ausbau der Ladeinfrastruktur mit Förderprogrammen bereits kräftig unterstützt, so der VKU-Sprecher. „Oftmals ist es aber eine Frage der Flächen, Akteure und Koordination.“ Nötig seien passgenaue Strategien mit allen Beteiligten im jeweiligen Quartier. Um engmaschige Ladenetze zu schaffen – zuhause, im Einzelhandel, am Arbeitsplatz und auf der Straße –, plädiert der VKU für Mobilitätsmanager in den Kommunen. Diese könnten alles im Blick behalten: die Nachfrage-Entwicklung in den Kommunen, die Vernetzung der Akteure und die Anforderungen an die Netze.

Solche Projekte sollten gefördert werden, weil die Zusammenarbeit auch entscheidend für einen volkswirtschaftlich effizienten Ausbau sei, argumentiert der VKU-Sprecher. Er merkt an: „Schon heute sorgen kommunale Unternehmen für eine Grundversorgung an Ladeinfrastruktur, ohne dass es sich schon wirtschaftlich rechnet.“

Die Bundesregierung hat sich derweil schon ein neues Ziel gesetzt: 14 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030. Aktuell kündigt das Verkehrsministerium weitere Förderprogramme für den Ausbau der Lade-Infrastruktur an. Unter anderem sollen zusätzliche 30.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte geschaffen werden. Dafür plant der Bund 500 Millionen Euro Fördermittel ein. Darüber hinaus schreibt die Bundesregierung ein „Deutschlandnetz“ mit 1.000 Schnelladepunkten aus – dieses soll bis zum Jahr 2023 umgesetzt sein.

 

Mehr:
Website des Bundesumweltministeriums (Pressemitteilung sowie Link-Liste mit Informationen zu den verschiedenen Förderprogrammen.)

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare