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Eckernförde bekämpft Leerstand: Beratung statt Buschfunk

Will niemand einen Laden übernehmen steht er leer. Die Stadt Eckernförde geht mit einem Stadtentwicklungskonzept dagegen vor.

von Susanne Dohrn · 26. Mai 2025
Fußgänger in einer schmalen Straße

St. Nicolai-Straße in Eckernförde: Die Kommune bemüht sich um eine belebte Innenstadt.

Der Einzelhandel in Eckernförde lebte lange auf Wolke 7. „Bevor hier eine Ladenfläche leer stand, ging das durch den Buschfunk, und es gab einen Nachmieter“, sagt Bastian Meyer. Er ist in der Ostseestadt für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zuständig. Meyer: „Im Vergleich zu Metropolen sind die Mietpreise in Eckernförde moderater. Gleichzeitig halten sich größere Filialisten hier zurück, da das Marktpotenzial geringer ist.“ 

In der Innenstadt gibt es fast nur kleine inhabergeführte Geschäfte, viele von ihnen bestehen seit Jahrzehnten, manche seit Generationen. Das Angebot reicht von regionalen Produkten, über Handwerk, Kleidung bis zu Inneneinrichtung, ergänzt von Cafés und Restaurants. Dieser Mix macht Eckernförde über die Stadtgrenzen hinaus attraktiv. Die großen Einkaufsmärkte befinden sich am Rand der Stadt, in die Innenstadt kommt man zum Bummeln, Shoppen und Genießen: Standurlauber, Hafenbesucher und Tagestouristen, die den maritimen Charme, die historische Bausubstanz und die engen Gassen schätzen. Außerdem stärkt die Stadt seit Jahren die Innenstadt, zum Beispiel mit Veranstaltungen wie dem Fischmarkt oder den Sprottentagen.

Leerstand nach Renteneintritt

Im vergangenen Winter war Schluss mit Wolke 7. „Wir hatten zum ersten Mal fünf oder sechs Läden, für die sich ungewöhnlich lange keine Nachmieter fanden“, sagt Meyer. Mehrere Geschäftsinhaber gingen gleichzeitig in Rente, hatten sich aber nicht ausreichend darauf vorbereitet. Zum Glück hatte die Stadt während der Corona-Zeit eine Beratungsunternehmen mit einem Innenstadtkonzept beauftragt. Das Unternehmen empfahl unter anderem, sich mit dem Thema Unternehmensnachfolge und Leerstand auseinander zu setzen. Mehrere Geschäftsleute, die demnächst in Rente gehen, arbeiten nun mit einer IHK-Expertin einen Nachfolge-Plan aus.

Parallel dazu hat das Stadtmarketing auf seiner Internetseite den Bereich „Freiflächen in Eckernförde“ eingerichtet. Tagesaktuell werden dort die Leerstände von Gewerbeimmobilien eingestellt, mit Adresse, Foto, Größe, Miete und Kontakt. Meyer: „Wir wollen Vermieter und Interessenten möglichst schnell vernetzen.“ Eine Konkurrenz zum traditionellen Maklergeschäft sei das nicht, weil die Seite auf die Kontaktmöglichkeiten der Makler verlinkt. Meyer: „Viele von ihnen stellen uns Exposés, Grundrisse sowie fotografisches Material zur Verfügung, stimmen sich mit uns hinsichtlich der Darstellung auf der Webseite ab und profitieren so von einer zusätzlichen Sichtbarkeit ihrer Angebote.“

Autor*in
Porträtfoto Susanne Dohrn
Susanne Dohrn

ist freie Autorin und SPD-Ratsfrau in Tornesch

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