Ehemaliger Städtetags-Präsident Hoffmann gestorben
Hajo Hoffmann war Wirtschaftsminister des Saarlandes, Oberbürgermeister von Saarbrücken, Präsident des Deutschen Städtetages und Vorsitzender der Bundes-SGK. Am 31. Juli ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.
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Hajo Hoffmann, aufgenommen im Jahr 2009 bei einem Parteitag der Saar-SPD
Er war SPD-Urgestein, Saarländer und Politiker: Hans-Joachim „Hajo“ Hoffmann ist am 31. Juli 2024 gestorben. Der Deutsche Städtetag würdigte ihn nach Bekanntwerden seines Todes. Hoffmann war dort von 1999 bis 2002 Präsident.
Der amtierende Städtetags-Präsident Markus Lewe sagte in einer Mitteilung: Hoffmann habe sich „mit Tatkraft und großem Engagement für die Interessen der kommunalen Sache verdient gemacht.“ Er habe sich gegen europäische Bestrebungen gestemmt, Wasserversorgung, Energieversorgung und Nahverkehr zu liberalisieren. Bestimmt und gut vernetzt habe Hoffmann die Interessen der Städte auf allen politischen Ebenen vertreten. Er habe die Bedeutung der Gewerbesteuer für die Handlungsfähigkeit der Städte betont und sich mit Verve für ihren Erhalt eingesetzt.
Abitur auf dem zweiten Bildungsweg
Hoffmann kam 1945 in Lichtenfels (Oberfranken) als Sohn eines Eisenbahningenieurs zur Welt. Sein Lebensmittelpunkt sollte aber das Saarland werden, woher seine Familie ursprünglich stammte. 1970 holte er nach einer Kaufmannslehre das Abitur nach. Im selben Jahr trat er in die SPD ein. In Saarbrücken, München und Bremen studierte er Wirtschaftswissenschaften und Politik. Anschließend lernte er als Referent bei der saarländischen SPD-Landtagsfraktion das politische Geschäft aus nächster Nähe kennen.
1976 wurde Hoffmann in den Bundestag gewählt, dem er bis 1985 angehörte. Von 1977 bis 1979 war er zudem als Abgeordneter im Europäischen Parlament aktiv. Dann holte ihn Oskar Lafontaine in sein saarländisches Regierungskabinett. Hoffmann wurde Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Verkehr. Damals war die Arbeitslosigkeit im Saarland infolge des Strukturwandels hoch. Ein Erfolg in seiner Amtszeit war die Sanierung der saarländischen Stahlindustrie durch das Zusammenführen von Saarstahl Völklingen und Dillinger Hütte.
Mehr als ein Jahrzehnt im Saarbrücker Rathaus
Den Ministerposten gab Hoffmann ab, nachdem er 1991 zum Oberbürgermeister von Saarbrücken gewählt worden war. Das Amt hatte er offiziell bis 2004 inne. Um gegen das hohe finanzielle Defizit der Stadt vorzugehen, fuhr der SPD-Politiker einen strikten Sparkurs und förderte gleichzeitig die Wirtschaft. Außerdem trieb er den Umbau der Verwaltung voran.
Hoffmanns Amtszeit endete traurig. Ab 2002 war er vom Amt suspendiert, nachdem das Amtsgericht Saarbrücken ihn wegen Untreue verurteilt hatte. Es ging um falsch verbuchte Kosten im Zusammenhang mit dem Bau eines privaten Hauses des Oberbürgermeisters. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Leistungen von mehr als 50.000 Euro über die städtische Entwicklungs- und Sanierungsgesellschaft abgerechnet worden seien. Sein Ehrenamt als Präsident des Deutschen Städtetages ließ Hoffmann daraufhin ruhen. Nachdem das Landgericht Saarbrücken zwei Jahre später das Urteil in zweiter Instanz bestätigt hatte, trat Hoffmann auch als Oberbürgermeister zurück, beteuerte aber weiterhin seine Unschuld.
Neben dem Städtetag erinnerte auch die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik (Bundes-SGK) an Hoffmanns Lebensleistungen. „Als Vorsitzender der Bundes-SGK und Präsident des Deutschen Städtetages hat er die Belange und Interessen der Kommunen auf der Bundesebene viele Jahre erfolgreich vertreten und dabei wichtige Impulse gesetzt“, heißt es in einer Mitteilung der Bundes-SGK. Für diese und die SPD habe er die Erarbeitung der 2001 auf dem SPD-Bundesparteitag beschlossenen Kommunalpolitischen Leitsätze initiiert und moderiert. In seiner aktiven Zeit als Vorsitzender der Bundes-SGK von 1996 bis 2002 habe Hajo Hoffmann die Bundes-SGK neu aufgestellt und gestärkt. Von 1998 bis 2002 war Hoffmann qua Amt auch Herausgeber der DEMO.
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.