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Ein Wohnpark für alle Generationen

Von der Kita bis zur Seniorenwohnung: Eine Genossenschaft hat in Schleswig-Holstein ein ungewöhnliches Quartier für alle Altersgruppen gestaltet. Ein Drittel der neuen Wohnungen sind gefördert und mietpreisgebunden.

von Susanne Dohrn · 21. Februar 2025
Luftbild von mehreren Häuserblöcken

Luftaufnahme des Quartiers

Wer sein neues Quartier „Levenslust“ – Lebensfreude – nennt, muss mehr bieten als Wohnungen mit Balkon oder Terrasse, Parkplatz und einem Namen mit norddeutschem Lokalkolorit.

„Der Name Levenslust spiegelt die Idee eines lebendigen Quartiers für alle Generationen wider“, sagt Niels Schmidt, Regionalbereichsleiter Mitte der Baugenossenschaft Adlershorst in Schleswig-Holstein. Das Wohnquartier wurde mit dem Ziel geschaffen, unterschiedliche Generationen zusammenzubringen. Von den insgesamt 309 Wohnungen wurden 84 Wohnungen für Senioren gebaut, 57 für Familien und Kinder, der Rest für alle Zielgruppen. Hinzu kommen zwölf Einzimmerapartments in einer Senioren-Wohngruppe und ein Gäste-Apartment mit Küche für Besucherinnen und Besucher. Baubeginn war 2018. 2024 wurde der letzte von fünf Bauabschnitten fertig gestellt.

Von Fitnessraum bis Kita ist alles da

In Levenslust zählt die Gemeinschaft. Die Gebäude gruppieren sich um weitläufige Grünflächen. Ein Marktplatz mit Café in der Senioren-Wohnanlage ist montags bis freitags sowie an manchen Wochenenden geöffnet. Regelmäßig finden Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen, statt. Es gibt einen Fitnessraum für Seniorinnen und Senioren.

Zum ersten Mal in ihrer jahrzehntelangen Geschichte hat die Baugenossenschaft zudem eine Kita gebaut. In Anspielung auf den Namen Adlershorst heißt sie „Flügge Aadlers“. Dort werden zwei Gruppen für zehn Krippenkinder und drei Elementargruppen mit je 20 Plätzen betreut. Die „Flüggen Aadlers“ sind Teil der Gemeinschaft. „Kinder von Mitgliedern und Mitarbeiter der Genossenschaft haben vorrangig einen Anspruch auf einen Platz. Bislang konnten wird die Nachfrage bedienen“, sagt Schmidt Die Kita ist von 7 bis 17 Uhr geöffnet.

Mieterfeste und „Kloogschieter-Bank“

In der Weihnachtszeit sangen die Kinder für die Senioren. Im Sommer trifft man sich beim Gärtnern. „In einem Gemeinschaftsgarten haben wir heimische Obstsorten pflanzen lassen. Die Kita-Kinder können dort gemeinsam mit unseren Gärtnern Obst und Gemüse anbauen und ernten“, so Schmidt. Für die gartenerfahrenen Seniorinnen und Senioren hat die Genossenschaft extra eine „Kloogschieter-Bank“ aufgestellt. „Kloogschieter“, so heißen auf Plattdeutsch die Besserwisser. Regelmäßig richtet die Baugenossenschaft Mieterfeste in Wohnquartieren aus, zu dem alle Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers eingeladen sind.

Das 90 Millionen-Euro-Projekt befindet sich in Norderstedt, unmittelbar vor den Toren Hamburgs. Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Ärzte gibt es unmittelbar vor der Haustür. Bis zur U-Bahn sind es zu Fuß zehn Minuten. Eine Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Haustür der Seniorenwohnanlage.

Ein Drittel der Wohnungen hat Mietpreisbindung

Baubeginn war 2018. Ursprünglich standen auf dem Gelände in die Jahre gekommene 50er-Jahre-Wohnriegel der Baugenossenschaft. Wer Interesse hatte, konnte in die neue Wohnanlage umziehen. Ein Drittel der Wohnungen ist gefördert mit Quadratmeterpreisen von 6,10 Euro bis 6,50 Euro, je nach Fertigstellung im 1. Förderweg und 8 Euro für Wohnungen auf dem 2. Förderweg. Für beide Wohnungsarten gelten Einkommensgrenzen. 

Für die frei finanzierten Wohnungen lagen die Mietpreise zum Einzugstermin bei 13,25 Euro für die 2020 fertiggestellten Wohnungen. „Bei den zuletzt fertig gestellten Wohnungen liegen wir bei Baukosten von 17,50 pro Quadratmeter. Das gefällt uns nicht, aber das sind die wirtschaftlichen Notwendigkeiten unter den jetzigen Rahmenbedingungen“, so Schmidt. Als Grund nennt er die Zins- und Baupreisentwicklung sowie veränderte Förderprogramme von Land und Bund.

Senioren-Wohnungen stark nachgefragt

Wer in der Senioren-Wohnanlage einzieht, muss verpflichtend einen Service-Vertrag mit dem DRK abschließen. Dazu gehört ein Notruf-Knopf in der Wohnung. Weitere Leistungen können nach Bedarf dazu gebucht werden. Dazu haben das Pflegeteam und der Hausnotruf des DRK-Kreisverbands Segeberg in der Seniorenwohnanlage ihre Verwaltungsräume. Das Konzept funktioniert. „Die Nachfrage nach Seniorenwohnungen ist riesig. Wir könnten diese Wohnungen doppelt bis dreifach belegen. Dabei ist es egal, ob sie öffentlich gefördert oder frei finanziert sind“, so Schmidt.

Das Levenslust-Konzept beinhaltet auch ein Experiment: eine Senioren-Wohngruppe für Menschen, die sich allein nicht mehr vollständig versorgen können. Wer dort lebt, hat ein eigenes Zimmer mit Bad, die Gemeinschaftsräume und die Küche werden geteilt. Sechs der Plätze werden mit Mitteln der Sozialen Wohnraumförderung gefördert. Hilfeleistungen werden gemeinsam bezahlt. Für die zwölf Senioren, die dort einziehen und zumeist vorher lange allein gelebt haben, ist das eine Umstellung. An gemeinsam statt einsam müssen sie sich erst gewöhnen. „Mittlerweile läuft das richtig gut“, sagt Schmidt. Wer jünger ist und die Anlage mit den betagten Eltern besucht ist begeistert. Schmidt: „Die sagen: ‚wenn ich so alt bin, möchte ich unbedingt hier einziehen‘.“

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Autor*in
Susanne Dohrn

ist freie Autorin und SPD-Ratsfrau in Tornesch

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