Aktuelles

Gleichstellungsbeauftragte fordern andere Finanzierung für Frauenhäuser

Die Anzahl der Plätze in Frauenhäusern reiche nicht aus, kritisiert die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen. Bundessprecherin Katrin Brüninghold will die Hilfe-Infrastruktur auf neue Beine stellen.
von Carl-Friedrich Höck · 7. März 2024
Ein Frauenhaus in Gelsenkirchen: Wer Schutz sucht, hat es oft schwer einen Platz zu finden.

Anlässlich des Internationalen Frauentags weist die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG) auf fehlende Frauenhaus-Plätze hin. „Die Frauenhäuser sind oft bundesweit fast komplett ausgebucht“, sagte BAG-Bundessprecherin Katrin Brüninghold der DEMO. Wenn eine Frau einen Platz benötige, könne es passieren, dass nicht nur in der eigenen Stadt, sondern auch in benachbarten Kommunen alle Plätze belegt sind.

Laut einer Statistik der Vernetzungsstelle Frauenhauskoordinierung e.V. gab es 2022 in Deutschland etwa 400 Frauenhäuser mit 6.800 Plätzen. Gemäß der Istanbul-Konvention würden eigentlich mehr als 21.000 Plätze benötigt. Die Istanbul-Konvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.

Finanzielle Abhängigkeiten

Es sei „zwingend erforderlich, dass Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, in Schutzräumen Zuflucht finden“, betont Brüninghold. Verhindert werde das bisher auch durch finanzielle Aspekte. Denn momentan müsse man für den Aufenthalt im Frauenhaus zahlen. In der überwiegenden Anzahl der Fälle erfolge das über Sozialhilfesysteme – für Bürgergeldbeziehende zum Beispiel würden die Kosten vom Jobcenter übernommen. „Wenn ich allerdings Studentin bin oder eine vermögende verheiratete Frau, dann bin ich Selbstzahlerin – das kann eigentlich nicht sein“, kritisiert Brüninghold.

Gewalt gegen Frauen gehe oft mit einer finanziellen Abhängigkeit von Männern einher, erklärt die BAG-Bundessprecherin. Das Vermögen der Betroffenen existiere dann nur auf dem Papier, sie hätten zu den finanziellen Mitteln aber keinen Zugang. Brüninghold plädiert dafür, dass Bund und Länder mehr Mittel bereitstellen, um den Aufenthalt in einem Frauenhaus zu finanzieren.

Aktionen zum Frauentag

Der Internationale Frauentag findet alljährlich am 8. März statt. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist er ein Feiertag. Bundesweit planen viele kommunale Frauenbüros und Gleichstellungsstellen Aktionen zum Frauentag. In Freiburg beispielsweise wird es ab Freitag sogar eine ganze Veranstaltungswoche zum Thema geben. Frauengruppen, -verbände, Initiativen und Institutionen werden ihre Arbeit auf dem Rathausplatz präsentieren.

In der BAG haben sich kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte aus ganz Deutschland zusammengeschlossen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft soll auch als politische Interessenvertretung auf die Bundespolitik einwirken.

Ein wichtiges BAG-Thema im laufenden Jahr ist laut Brüninghold „der erstarkende Antifeminismus, der mit dem Rechtsruck in der Gesellschaft zu tun hat.“ Die BAG wolle sich außerdem gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz einsetzen und für eine bessere Repräsentanz von Frauen in der Politik. Im aktuellen Bundestag seien nur 35 Prozent der Abgeordneten Frauen, so Brüninghold. Mit Blick auf die Länder und Kommunen sehe es noch schlechter aus. In manchen kommunalen Räten machten die Frauen nur zehn Prozent der Ratsmitglieder aus.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare