Aktuelles

Handelsverband erwartet, dass 5.000 Geschäfte schließen

Jedes dritte Handelsunternehmen rechnet in diesem Jahr mit rückläufigen Umsätzen. Das geht aus einer Umfrage des Handelsverbandes HDE hervor. Um Innenstädte lebendig zu halten, richtet er konkrete Forderungen an die Politik.

von Carl-Friedrich Höck · 8. Juli 2024
Ein Kind und eine Frau mit Einkaufstüte laufen durch eine Fußgängerzone

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat am Montag eine erste Bilanz des laufenden Geschäftsjahres gezogen. Der private Konsum habe sich in den ersten Monaten schwach entwickelt, teilt der Verband mit. Ein größeres Umsatzwachstum im Einzelhandel sei deshalb nicht zu erwarten.

Trotzdem habe die Branche noch die Chance, ein stabiles Jahr zu erreichen, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Es sei davon auszugehen, dass das Herbst- und Weihnachtsgeschäft den Konsum beleben wird. Aufs gesamte Jahr gesehen erwartet der Verband ein nominales Umsatzplus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Geschäftesterben geht weiter

Davon profitieren jedoch nicht alle Geschäfte. Der HDE hat eine Umfrage unter 800 Handelsunternehmen durchgeführt. Demnach rechnen 36 Prozent der Unternehmen im zweiten Halbjahr 2024 mit rückläufigen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nur 22 Prozent erwarten Umsatzsteigerungen.

Der Handelsverband schätzt, dass in diesem Jahr 5.000 Geschäfte mehr dauerhaft schließen werden, als neu eröffnen. Das sind zwar deutlich weniger als im Vorjahr, als die Zahl der Geschäfte laut HDE um 9.000 zurückging. Trotzdem warnt HDE-Präsident Alexander von Preen davor, sich an diese Entwicklung zu gewöhnen, „denn in der Folge veröden ganze Innenstädte“.

Um das zu verhindern, erneuerte der Verband mehrere Forderungen an die Politik. Diese müsse die Erreichbarkeit, Sicherheit und Sauberkeit der Innenstädte gewährleisten, betonte von Preen. Den Bund forderte er auf, einen Innenstadt-Akademie zu gründen und einen jährlichen Innenstadt-Gipfel ins Leben zu rufen.

Lob für Innenstadt-Beirat

Die Akademie könne die Städte vernetzen und einen effizienteren Wissenstransfer zu erfolgreichen Initiativen im Bundesgebiet sicherstellen, erklärte der HDE. Präsident von Preen lobte ausdrücklich die Arbeit von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Ihr Ministerium hat einen Innenstadt-Beirat eingerichtet, dem auch der HDE angehört. Darüber hinaus sei jedoch eine bessere Koordination mit anderen Ressorts wie dem Wirtschafts-, Finanz- oder Verkehrsministerium nötig. Hierfür wünscht sich der Verband ein regelmäßiges Gipfeltreffen mit Beteiligung des Bundeskanzlers.

Darüber hinaus forderte der HDE die Politik auf, den Einzelhandel finanziell zu unterstützen. Nämlich zum einen mit Zuschüssen für neu gegründete Handelsunternehmen („Gründungsoffensive“). Und zum anderen mit Sonderabschreibungen für Investitionen in den Innenstädten.

Der Spitzenverband betonte auf der Halbjahres-Pressekonferenz, dass 80 Prozent der Einzelhändler sich auch gesellschaftlich engagierten. Beispielsweise brächten sie sich bei Vereinen, Festen oder Sportevents ein, unterstützten Kitas oder Tafeln. In Geld und Arbeitsleistung summiere sich das – hochgerechnet auf die gesamte Branche – auf einen Wert von etwa einer Milliarde Euro im Jahr.
 

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare