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Kommunalwahl: Wie die SPD im Landkreis Gotha gegen den Trend Stimmen hinzugewinnt

Es klingt nach dem berühmten gallischen Dorf: Bei der Kommunalwahl in Thüringen errang die CDU in 16 Landkreisen die Mehrheit. Allein im Kreis Gotha hatte die SPD die Nase vorn, gewann sogar dazu. Wie hat sie das gemacht?
von Kai Doering · 12. Juni 2019
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Der rote Fleck auf der Landkarte, die die Wahlergebnisse anzeigt, sticht sofort heraus. 17 Landkreise gibt es in Thüringen. In 16 wurde bei der Kommunalwahl am 26. Mai die CDU stärkste Kraft. Allein im Landkreis Gotha hatte die SPD die Nase vorn. Während die Sozialdemokraten im gesamten Bundesland Verluste hinnehmen mussten, konnten sie in Gotha im Vergleich zur Kreistagswahl vor fünf Jahren sogar noch um 1,3 Punkte zulegen und erhielten 26,5 Prozent der Stimmen. Die SPD stellt damit 13 Abgeordnete im Kreisparlament.

Junge SPD-Gesichter für Gotha

Dasselbe Bild bei der Wahl des Stadtrats: Hier wurde die SPD mit 30,4 Prozent mit Abstand stärkste Kraft. Matthias Hey, der auch Vorsitzender der der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag ist, wurde „Stimmenkönig“. Peter Leisner ist trotzdem nicht ganz zufrieden. „Im Vergleich zu 2014 konnten wir zwar Stimmen dazugewinnen, aber wegen der höheren Wahlbeteiligung mussten wir sogar zwei Mandate abgeben“, rechnet der Kreisvorsitzende der Gothaer SPD vor.

Immerhin: Sieben der jetzt elf SPD-Stadtverordneten sind unter 38 Jahren – für Leisner eins der Erfolgsrezepte der Gothaer SPD. „Die Menschen wollen junge Gesichter, gerade bei den progressiven Parteien“, ist der Kreisvorsitzende überzeugt. „Dieses Angebot haben wir ihnen gemacht.“ Einer dieser Jungen ist Onno Eckert. 1985 in Duisburg geboren, zog er im Alter von elf Jahren in den Landkreis Gotha. Im vergangenen Jahr kandidierte er als Landrat und setzte sich in der Stichwahl mit 67 Prozent gegen den Favoriten von der CDU durch.

Spitzentrio auf den Wahlplakaten

„Bei uns haben alle verstanden, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn jeder dem anderen seinen Erfolg gönnt“, sagt Onno Eckert. Die SPD könne nur dann erfolgreich sein, wenn alle an einem Strang ziehen. Eckert vergleicht das mit der Freiwilligen Feuerwehr, in der er sich ebenfalls engagiert. „Dort verbindet auch das gemeinsame Arbeiten in Stresssituationen über persönliche Befindlichkeiten hinweg.“ Dazu gehört für Eckert auch, dass diejenigen weiter eingebunden werden müssen, die bei einer Wahl kein Mandat mehr errungen haben.

„Bei uns weiß jeder, dass es auf ihn ankommt“, sagt auch der Kreisvorsitzende Peter Leisner. Die SPD im Landkreis Gotha habe zudem „starke Charakterköpfe, die in der Öffentlichkeit gut ankommen“. Neben Landrat Eckert und dem Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch fand sich deshalb auch der thüringische Innenminister Georg Meier auf den vorderen Listenplätzen bei der Kreistagswahl. Gemeinsam war das Spitzentrio auf den Wahlplakaten.

Erstmals Parteilose auf der Liste

Auch engagierte Bürgermeister aus den Orten rund um Gotha standen auf der Liste. Und: Erstmals traten für die SPD parteilose Kandidaten an. „Wir haben gezielt ehemalige Parteimitglieder angesprochen“, erzählt Leisner. Habe bisher nur eine Frau für die SPD im Kreistag gesessen, seien es nun drei.

„Man braucht engagierte Leute, die vor Ort bekannt sind und Stimmen bringen.“ Das habe großen Einfluss auf das Ergebnis der gesamten Partei, ist Peter Leisner überzeugt. Wie das praktisch aussieht, zeigt Onno Eckert. Gleich nach seiner Wahl zum Landrat hat er die Aktion „Freitag ab eins macht Onno deins“ gestartet. Wer ein Anliegen hat, kann damit zu Eckert kommen – per Anruf, Online-Chat oder direkt ins Büro. Onno Eckert hatte mit dem Angebot der regelmäßigen Sprechstunde im Wahlkampf geworben und es wird gut angenommen.

Stimmenkönig der Stadtratswahl als Landtagskandidat

Dabei macht der Landrat von Anfang an klar, dass er nicht in jedem Fall helfen kann. „Ich sage auch, wenn etwas nicht geht“, sagt Onno Eckert. Doch auch wenn er bei einem Anliegen nicht helfen könne, mache das die Menschen zufriedener als wenn er ihnen falsche Versprechungen mache. Zu Eckert würde das ohnehin nicht passen. „Ich bin authentisch und verbiege mich nicht“, beschreibt sich der 34-Jährige selbst.

Trotz des Rückenwinds der Kommunalwahl blicken die Gothaer Genossen mit Sorge auf die Landtagswahl am 27. Oktober. Denn obwohl auch das Ergebnis der Europawahl im Landkreis deutlich über dem der Landespartei lag, ist lange nicht ausgemacht, dass sich der Erfolg im Herbst eins zu eins übertragen lässt. „Die Zeit sitzt uns im Nacken“, sagt Kreischef Leisner. Immerhin tritt mit Matthias Hey der Stimmenkönig der Stadtratswahl als Landtagskandidat an. Bei den vergangenen beiden Wahlen konnte er jeweils das Direktmandat holen.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Der studierte Politikwissenschaftler twittert unter @kai_doering.

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