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Mannheimer Masterpan zur Mobilität

Bis zum Jahr 2035 wollen die Mannheimer Stadtplaner den neuesten Verkehrsentwicklungsplan abschließen. Doch es bestehen auch Zweifel am Zeitplan und an der Finanzierung.
von Harald Sawatzki · 21. Dezember 2023
Verkehrsbürgermeister Ralf Eisenhauer tritt beim Wettbewerb „Stadtradeln“ in die Pedale. Er will den Radverkehr in Mannheim weiter ausbauen.

Der Titel klingt verheißungsvoll: „Masterplan Mobilität 2035“. So kurz und knapp fassen die Fachleute der Stadt Mannheim den neuesten Verkehrsentwicklungsplan in Worte, der in den kommenden 15 bis 20 Jahren auch in der Metropole an Rhein und Neckar die Verkehrswende bringen soll. Gar so vollmundig wie kürzlich Frankeichs ­Verkehrsminister Clément Beaune, der von einer „sexy Verkehrswende“ träumt, sehen Mannheims Planer die Sache nicht. Der zuständige Dezernent für ­Planung, Bauen, Verkehr und Sport, Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD), verweist auf verschiedene Einzelmaßnahmen, die ­ineinander greifen sollen, um eine Mobilitätswende zu verwirklichen.

Verkehr umweltfreundlicher lenken

Da gibt es viel zu tun für Eisenhauer und seine Leute: Mannheim zählt derzeit etwa 315.000 Einwohner. Sie bewegen mehr oder weniger regelmäßig rund 185.000 Fahrzeuge. Bei rund 156.000 davon handelt es sich um Pkw, die sich das Straßennetz mit Radlern, Fußgängern und allen übrigen Verkehrsteilnehmern teilen. Die Stadt kam im Verein mit Vertretern der Einwohnerschaft aus den unterschiedlichsten Bereichen zu der Überzeugung, mit einem „Mobilitätspakt“ müsse der Versuch unternommen werden, den Verkehr im öffentlichen Raum in Mannheim in umweltfreundlichere Bahnen zu lenken. Der Masterplan Mobilität 2035 ­verfolgt denn auch ehrgeizige Ziele in der Nachfolge des Verkehrsentwicklungsplanes 1990. Beabsichtigt ist, für die kommenden Jahre „einen Handlungsrahmen und Strategien zur Steuerung des Mobilitätsverhaltens und des Verkehrs festzulegen“.

Verkehrsversuch in der Innenstadt

Ob sich der Verkehr auf die gewünschte Art lenken lässt, erprobten die Planer in einem mittlerweile abgeschlossenen einjährigen, vom Gemeinderat abgesegneten Versuch in der Innenstadt: Dazu wurden die Kreuzung zweier Hauptachsen kurzerhand geschlossen und der gesamte Verkehr über den Ring der Innenstadt umgeleitet.

Ergebnis: Das Pkw-Aufkommen konnte um 66 Prozent gedrosselt werden, gleichzeitig stieg die Gruppe der gezählten Radfahrer um das Doppelte. Eisenhauer stellt im Rückblick aber klar, einen erneuten Verkehrsversuch werde es nicht geben, stattdessen solle eine dauerhaft geänderte Verkehrsführung unter Betrachtung und Entwicklung der Innenstadt mit allen betroffenen Akteuren entwickelt werden.

Der Dezernent erinnert daran, dass die Stadt seit drei Jahren an dem Masterplan 2035 arbeitet, mit dessen Umsetzung „klimapolitische, aber auch andere Ziele wie etwa Stadtraumqualitäten“ erreicht werden sollen. Eisenhauer beschreibt die Ausgangssituation so: „Der Raum ist nur einmal da. Dort beginnt der Konflikt.“ Mit einem Bündel von Maßnahmen will man der Situation Herr werden. Zum Beispiel mit dem weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Innerstädtische Radstraßen oder Radschnellwege ins Umland sind bereits im Entstehen. Auf mittlerweile 16 unterschiedlich langen Fahrradstraßen teilen sich Zweiräder und Pkw die Wege. Das Ziel: Rad-Hauptrouten sollen für die Benutzer besser erkennbar und so die Erschließungsstraßen für den Radverkehr attraktiver werden.

Autonom fahrende Busse

Geändertes Mobilitätsverhalten und damit eine Verkehrswende hin zu klimafreundlicheren Entwicklungen sind, wie ein im Auftrag der Stadt Mannheim eingeschaltetes Planungsbüro betont, aber nur in Kombination mit einem forcierten Ausbau des ÖPNV denkbar. Wie Zukunftsmusik hört sich in diesem Zusammenhang ein Begriff an, der seit geraumer Zeit in Diskussionen kursiert: das autonome Fahren. Und tatsächlich nutzen die Verantwortlichen in Mannheim die Chance, die ihnen der Ausbau einstigen US-Areals als Konversionsflächen für den Aufbau eines neuen Stadtteils gibt. Im Stadtteil Franklin wird der Einsatz großer, vollautomatischer Busse wissenschaftlich erforscht und real erprobt. Das Projekt RABus – Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV – erhielt dafür als eines der ersten Fahrzeuge in Deutschland eine „Erprobungsgenehmigung nach SAE Level 4“ vom Kraftfahrtbundesamt.

Bei allen Anstrengungen der Stadt, die verkehrs- und klimapolitischen Ziele im Sinne des Masterplans 2035 zu erreichen, wurden zuletzt auch Bedenken aus den Reihen der Stadtverordneten laut. Finanziell erwarten die Experten notwendige Investitionen für die kommenden 15 bis 20 Jahre. Dabei setzt die Stadt auf den Beistand von Land und Bund, die sich in großem Umfang über Fördermittel am Masterplan beteiligen müssten. Bürgermeister Ralf Eisenhauer räumt ein, der Zeitplan 2035 sei sehr ambitioniert. Noch sei man beim notwendigen Abbau des Kohlendioxid-Ausstoßes und einer deutlich nachhaltigen E-Mobilität „auf keinem Pfad, der schnelle Verbesserungen bringen wird“. Bei Tempo 30 schließlich – Stichwort: Vision Zero – regeln bisher Bundesvorgaben, welche möglichen Straßenzüge ausgewiesen werden können. Nun will die Ampelregierung Ländern und Kommunen mehr Entscheidungs­freiheit geben. Das käme Eisenhauer ­zupass: „Wir möchten die Herrschaft über die Geschwindigkeit haben.“

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