Marburg verlängert Abschaff-Prämie für Autos
Seit Juni unterstützt Marburg die Mobilitätswende mit einer ungewöhnlichen Aktion: Wer sein Auto abschafft, bekommt Gutscheine im Wert von 1.250 Euro. Die ersten Prämien waren schnell weg, nun legt die Stadt nach.
Patricia Grähling, Stadt Marburg
Erstmals vorgestellt wurde die Prämie im Juni von Oberbürgermeister Thomas Spies (r.) und Stadtrat Michael Kopatz (v. l.) gemeinsam mit Jan-Bernd Röllmann (Stadtmarketing), Tim Pfleiderer (Scouter) und Birgit Stey (Stadtwerke Consult).
Seit Juni 2024 belohnt die Stadt Marburg Bürger*innen, die ein Jahr auf ihr Privatauto verzichten. Nach den ersten Monaten zieht der zuständige Stadtrat Michael Kopatz (Bündnis 90/Die Grünen) ein positives Fazit. „Ich bin positiv überrascht, dass die Bürger*innen die Prämie so gut angenommen haben“, wird er in einer Mitteilung der Stadt zitiert. Schon nach einem Monat seien die 50 Plätze der Pilotphase vergeben gewesen.
Nun hat die Universitätsstadt 50 weitere Prämien nachgelegt. So funktioniert die Aktion: Einwohner*innen können einen Antrag bei der Stadt einreichen. Dazu müssen sie eine Bescheinigung vorlegen, dass sie ihr Auto abgemeldet haben.
Geld bleibt in Marburg
Die Stadt stellt ihnen daraufhin Gutscheine im Wert von 1.250 Euro zur Verfügung. Zum Beispiel kann man ein Jahr lang über die Stadtwerke ein Deutschlandticket beziehen. Oder man kann Carsharing-Angebote im Wert bis zu 800 Euro nutzen. Eine weitere Möglichkeit sind Marburg-Gutscheine, die man in regionalen Geschäften und Lokalen einlösen kann (bis zu 400 Euro). Und auch Klimaboni im Wert von 50 Euro können in Marburg ausgegeben werden, nämlich für regionale Produkte. Wie die verschiedenen Gutscheine kombiniert werden, können die Nutzer*innen der Prämie selbst entscheiden. Wichtig aus Sicht der Stadt: Das Geld bleibt im Ort und stärkt so die lokale Wirtschaft.
Dennoch stellt sich die Frage, ob die Prämien wirklich etwas bewirken – oder ob die Bürger*innen sie einfach „mitnehmen“, wenn sie sich ohnehin von ihrem Auto oder Zweitwagen trennen wollten. Stadtrat Kopatz erklärte nun: Bedenken, die Prämie könnte missbräuchlich genutzt werden, hätten sich nicht bestätigt. Dies schließt er aus Gesprächen mit den Nutzer*innen. In der Regel seien es Menschen, die schon lange darüber nachgedacht hätten, das Auto abzuschaffen, da es eh kaum genutzt werde. „Da hatte aber der letzte Impuls gefehlt, es wirklich einfach mal zu tun. Diesen letzten Anreiz hat die Prämie diesen Menschen schließlich geboten“, so Kopatz.
Was die Auto-Abschaff-Prämie kostet
Von der Prämie profitiert auch die Kommune. Jedes dauerhaft abgemeldete Fahrzeug mindere den Parkdruck in der Stadt, teilte die Marburger Pressestelle mit. Stadtrat Kopatz erklärte dazu „Jeder Parkplatz, den wir nicht errichten müssen, spart uns eine Investition von 30.000 Euro. Zudem entstehen uns für die Unterhaltung eines öffentlichen Parkplatzes jährliche Kosten von mehr als 300 Euro.“
Doch natürlich kostet die Prämien-Aktion die Universitätsstadt auch Geld. Gegenüber der DEMO teilt die Stadtverwaltung mit: Im Haushalt der Stadt Marburg seien für die Prämie insgesamt 150.000 Euro angemeldet. „Die Summe deckt sowohl die Kosten für die erste als auch für die zweite Antragsrunde – also für insgesamt 100 Prämien.“
Regiert wird die Universitätsstadt Marburg von einer Koalition aus Grünen, SPD, Marburger Linke und Klimaliste. Oberbürgermeister ist seit 2015 der Sozialdemokrat Thomas Spies.
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.