„Nationale Projekte des Städtebaus“: Das sind die Projektkommunen 2024
Das bundesweite Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ fördert jedes Jahr ausgewählte Projektkommunen. In diesem Jahr wurden 17 Orte in das Programm aufgenommen – die alle eine Gemeinsamkeit teilen.
BMWSB/Reinaldo Coddou H. 2024
Bundesministerin Klara Geywitz mit den Vertreter*innen der diesjährigen Projektkommunen.
„Zur Stärkung der Demokratie gehört es auch, Orte der Demokratie zu bewahren, weiterzuentwickeln, und neue Orte der Begegnung zu schaffen“, argumentierte die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz (SPD), in ihrem Grußwort auf dem Empfang des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ am Mittwoch. Denn die Projekte, die 2024 in das Programm aufgenommen wurden, haben eine Sache gemeinsam: Im Jahr des 75. Geburtstags des Grundgesetzes sind sie alle eben solche „Orte der Demokratie“. Demokratiegeschichte an Orten zu erhalten sowie erfahrbar zu machen und damit die Demokratiebildung zu fördern war der Schwerpunkt für den diesjährigen Projektkommunen-Jahrgang.
Es ist ein doppeltes Jubiläum, wenn man so will, denn die „Nationalen Projekte des Städtebaus“ gibt es dieses Jahr bereits seit zehn Jahren. Seit 2014 werden jährlich von einer Jury und dem Bauministerium ausgewählte Projekte gefördert, die „alle für eine besondere Qualität im Städtebau stehen – sowohl im baulichen Produkt als auch im Prozess“, erklärte Bundesministerin Geywitz. In diesem Jahr seien mehr als 100 Projektskizzen aus allen Bundesländern eingegangen. 17 von ihnen werden nun mit einer Summe von insgesamt rund 50 Millionen Euro gefördert.
Die Demokratie bekommt neuen Raum
Das Anliegen, Erinnerungen zu sichern und Geschichte erfahrbar zu machen, wird unter anderem in Kiel umgesetzt. Das ehemalige Marineuntersuchungsgefängnis der Stadt soll unter dem Projekttitel „vom Gefängnis zum Ort für alle“ zu einem öffentlichen Ort werden. Weitere Projekte, die diese Anliegen verfolgen sind beispielsweise die Neugestaltung des Erinnerungsorts zum innerstädtischen Konzentrationslager in Oranienburg oder die Sanierung und Umnutzung des Levyhauses in Bad Sülze, in dem einst eine jüdische Familie lebte, und das in Zukunft an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnern soll.
Doch auch durch die Neugestaltung von Bildungs- und Begegnungsorten kann Demokratiegeschichte für künftige Generationen gesichert werden – wie beispielsweise in Freyburg an der Unstrut. Dort soll das Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum erweitert und neu konzipiert werden, und so Raum für kritische Auseinandersetzung schaffen. Ähnlich soll die Hofanlage Kramers Gut in Helmstedt mit seiner seit dem 17. Jahrhundert bestehenden landwirtschaftlichen Tradition zu einem öffentlichen Raum im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet werden, und in Frankfurt am Main ein Haus der Demokratie im Umfeld der Paulskirche entstehen, wo 1848 bis 1849 die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung tagten, der ersten Volksvertretung für ganz Deutschland.
Auch Rathäuser spielen eine Rolle
Rathäuser, in denen Demokratie direkt gelebt wird, spielen in der diesjährigen Förderrunde der „Nationalen Projekte des Städtebaus“ ebenfalls eine Rolle. Denn durch Verwaltungsreformen würden einzelne Flächen in Rathäusern oder sogar ganze Gebäude nicht mehr genutzt, hieß es auf dem Empfang des Programms. Für die Kommunen biete das eine besondere Gelegenheit, diesen Demokratieorten eine neue Bedeutung und Funktion zu verleihen. So erhält das Rathaus Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet Fördergelder für die Sanierung des Ratssaals – dort sollen künftig Veranstaltungen zu Demokratie- und Kulturthemen stattfinden. Auch das Bremer Rathaus im Stadtteil Blumenthal soll neu interpretiert und zum Quartiershaus entwickelt werden.
Projektkommunen 2024: „So vielfältig wie die Demokratie selbst“
Bei anderen Kommunen ging es vorrangig darum, Orte für eine zukunftsfähige Nutzung weiterzuentwickeln – wie beispielsweise die Robotron-Kantine in Dresden. Die ehemalige Kantine des DDR-Industriekombinats soll nun zu einem zentralen Ort für Demokratiebildung und Diskurs, aber auch zeitgenössische Kunst werden. Ähnlich soll das alte Offizierskasino des Yorkquartiers in Münster zukünftig als Begegnungsort eine neue Funktion erhalten.
Die 17 Projektkommunen des Jahres 2024 werden jeweils mit Summen zwischen 0,28 und sechs Millionen Euro gefördert. Bundesministerin Geywitz zeigte sich mit der Auswahl zufrieden. Die diesjährigen Projektkommunen seien „so pluralistisch und vielfältig wie die Demokratie selbst“, sagte sie.