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Nicht für Rolli und Rollator

Bestattungen im Friedwald haben Konjunktur – wer nicht mobil ist, kann seine Angehörigen irgendwann nicht mehr besuchen.
von ohne Autor · 18. Dezember 2018
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Überall in Deutschland entstehen Friedwälder. Dort, unter Bäumen, können Menschen ihre Angehörigen bestatten lassen. Doch wer auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, bekommt Probleme, zur letzten Ruhestätte seiner Liebsten hinzukommen.

Ein Baum für einen Angehörigen

Es ist ein stiller Ort. Der Wind streicht sanft durch jahrzehntealte Bäume. Eichen, einige Birken und Fichten gibt es hier. Einige der Bäume tragen Kunststoffbänder in verschiedenen Farben. Auf einigen Schildern stehen auch Namen. Hier haben Menschen für einen Angehörigen einen Baum setzen lassen. Wer ihrer gedenken möchte, kann es auf einem dafür eigens hergerichteten Platz auf einer kleinen Lichtung tun.

Dieses Angebot gibt es im Friedwald Bremer Schweiz im Landkreis Osterholz nahe Bremen – einer von derzeit 65, die es laut dem Internetportal www.friedwald.de in ganz Deutschland gibt. „Friedwald bietet Menschen einen Bestattungsort, an dem sie sich schon zu Lebzeiten wohlfühlen: den Wald“, heißt es auf der Informationstafel. Und: „Die Asche der Verstorbenen ruht in einer biologisch abbaubaren Urne, an den Wurzeln eines Baumes. Das Konzept ist unabhängig von Konfessionen und frei von sozialen Zwängen. Grabpflege gibt es keine im Friedwald, die übernimmt die Natur. Viele Menschen suchen sich schon zu Lebzeiten ihren Bestattungsplatz aus.“

Wunsch nach Friedwald-Bestattungen

Die jeweils zuständigen Gemeinden kommen dem Wunsch nach einer Friedwald-Bestattung in immer größerem Maße nach. Bedenken gibt es so gut wie keine. Und doch gibt es Zweifler. Sie kommen zum Beispiel aus dem Kreis der Trauerbegleiter. Sie werden durch ihre Tätigkeit immer wieder mit Tod und Trauer konfrontiert. Und sie wissen: Wer einen Angehörigen verliert, möchte ihm auch nach dessen Tod noch nahe sein.

„Was machen eigentlich die Betroffenen, die nicht mehr oder nur nur eingeschränkt mobil sind?“, fragt sich stellvertretend Lars Schmitz-Eggen. Er ist einer von zwei Trauerbegleitern des Landeskreises Osterholz. Außerdem ist Schmitz-Eggen unter anderem als ehrenamtlicher Trauerbegleiter tätig.

Eingeschränkte Erreichbarkeit

Seine Zweifel kommen nicht von ungefähr. Beispiel Friedwald Bremer Schweiz: Die Wege dort sind möglichst naturnah hergerichtet worden. Das bedeutet aber auch, dass die eine oder andere Baumwurzel an der Oberfläche hervor schaut. Schmitz-Eggen und seine Kollegen wissen aus Erfahrung: Wo auch mobile Menschen stolpern, ist es für jene problematisch, die auf ihren Rollator oder sogar einen Rollstuhl angewiesen sind – von anderen Gehhilfen ganz zu schweigen.

Ein Konzept oder gar die Absicht, den Friedwald für immobile Trauernde erreich- oder begehbar zu machen, gibt es seitens der zuständigen Gemeinde Schwanewede indes nicht. Bürgermeister Lutz Stehnken verweist darauf, dass darauf im Vorfeld hingewiesen werde. Jedem, der seine Angehörigen im Friedwald bestatten lasse oder sich selbst frühzeitig dafür entscheide, müssten die Probleme klar sein.

Dies, so Stehnken, gelte auch für die Erreichbarkeit. Denn nicht nur der Friedwald Bremer Schweiz liegt ziemlich abseits. Dies trifft auch auf viele der anderen Friedwälder zu. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind sie so gut wie nicht erreichbar. In diesem Fall müssten die Angehörigen Verstorbener ihre Mitmenschen um eine Fahrgelegenheit bitten oder auf ein Taxi zurückgreifen.

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