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Smarte Mobilität: Viel Nachholbedarf in kleineren Großstädten

Ob digitales Parkraummanagement, Mobilitäts-Apps oder Carsharing: Die Digitalisierung kann den Verkehr in den Städten verändern. Die Potenziale bleiben aber vor allem in kleineren Großstädten teils ungenutzt, zeigt eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.
von Carl-Friedrich Höck · 3. Februar 2023
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Für die angestrebte Verkehrswende spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Wenn sich weniger Autos in den Innenstädten stauen sollen, benötigen die Menschen Alternativen. Das kann ein Carsharing-Angebot sein, das mit dem Smartphone gebucht wird. Oder eine schnelle ÖPNV-Verbindung, die sich leicht per App ermitteln lässt. Kommunen können mit digitalen Verkehrsschildern den Verkehrsfluss steuern. Manches davon gehört schon zum Alltag, doch das Potenzial der „smarten“ Mobilität wird in den meisten deutschen Städten noch längst nicht ausgeschöpft. Das zeigt eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Drei Millionenstädte auf den vorderen Plätzen

Sie hat dafür Daten aus dem „Bitkom Smart City Index 2022“ ausgewertet. Auf dieser Grundlage wurden die deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in einem Ranking gelistet, in dem sie maximal 100 Punkte erreichen konnten. Nur elf von 81 Städten kamen über die Marke von 80 Punkten. Ganz vorne landeten Nürnberg, gefolgt von den Metropolen München, Berlin und Hamburg. Deutlich wurde, dass kleinere Großstädte in der Regel einen deutlich höheren Nachholbedarf haben.

Mehr als 60 Prozent der Städte setzen bereits „Smart-Parking“-Maßnahmen um. Darunter fällt zum Beispiel die Möglichkeit, das Parkticket per Handy-App zu bezahlen. Die Kommunen können aber auch die Parkplatzsuche erleichtern mit Hilfe von Sensoren, Datenplattformen, vernetzten Displays oder intelligenter Bilderfassung über öffentliche Kameras.

Damit das nicht dazu führt, dass Autofahren attraktiver wird und noch mehr Pkw-Verkehr in die Städte fließt, sollten solche Projekte durch Steuerungsmaßnahmen begleitet werden, empfehlen die PwC-Experten. Als Beispiel nennen sie smartes Verkehrsmanagement. In fast 30 Prozent der Städte würden bereits digitale Verkehrsschilder eingesetzt.

Warenverkehr oft noch nicht „smart”

Luft nach oben sehen die Experten bei der Logistik auf der „letzten Meile“. Paket- und andere Warenlieferungen beeinträchtigen den Verkehrsfluss in den Innenstädten und verstärken die Belastung durch Abgase und Feinstaub. Fast die Hälfte der untersuchten Städte richtet deshalb Mikrodepots ein. Das sind Zwischenlager, in denen die Ware beispielsweise vom Lkw aufs Lastenfahrrad umgeladen wird. Oft handele es sich aber nur um Pilotprojekte, monieren die PwC-Experten. Vor allem in Städten mit weniger als 200.000 Einwohnern sei man noch nicht weit fortgeschritten.

Im Rückstand seien die kleineren Städte auch bei neuen ÖPNV-Lösungen, Sharing-Angeboten und Multimodalität – also der Kombination verschiedener Verkehrsmittel. Nicht einmal 15 Prozent von ihnen haben Ridepooling-Angebote bereitgestellt – das sind organisierte und flexible Angebote, um mehrere Personen mit ähnlichem Ziel gemeinsam zu befördern. Immerhin ist es in allen untersuchten Städten möglich, Nahverkehrs-Tickets per App zu kaufen und Echtzeit-Informationen abzurufen. Und fast alle Kommunen verfügen über ein Carsharing-Angebot. Meistens werden sie ergänzt durch Tretroller- und Bikesharing. E-Roller leihen kann man jedoch nur in weniger als der Hälfte der Städte.

Vorreiter in Sachen smarte Mobilität ist laut der PwC-Analyse die Stadt Nürnberg. Sie kommt auf 94 von 100 möglichen Punkten. Ein Grund für das gute Abschneiden ist die im Sommer 2021 eingeführte NürnbergMOBIL-App. Sie bündelt ÖPNV-, Rad- und Lastenradangebote, demnächst lassen sich dort auch E-Scooter und Park&Ride-Parkplätze buchen. Punkten konnte die Stadt zudem mit freiem WLAN im Öffentlichen Nahverkehr und dem Einsatz intelligenter Ampeln.

 

Weiterführende Informationen:
Die Einschätzung von PwC zum Thema Mobilität auf Grundlage des Bitkom Smart City Index 2022 ist hier als PDF abrufbar.

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