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So engagiert ist der Osten: Kanzler zeichnet 200 Ehrenamts-Projekte aus

Der Wettbewerb „machen!2024“ soll freiwilliges Engagement in Ostdeutschland sichtbarer machen. Bundeskanzler Olaf Scholz und der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider haben hunderte Projekte ausgezeichnet. 

von Carl-Friedrich Höck · 27. August 2024
Gruppenfoto im Stadion

Gruppenbild mit Kanzler: Die Siegerinnen und Sieger des Wettbewerbs „machen!2024“ im Stadion an der Alten Försterei in Berlin

Am Sonntag werden in Sachsen und Thüringen die Landtage neu gewählt. Umfragen sagen der rechtsextremen AfD jeweils rund 30 Prozent voraus. Angesichts solcher Zahlen sprechen manche den Menschen im Osten ihre Demokratie-Fähigkeit ab. Ohnehin besagt ein altes Klischee: Die Leute dort würden nur jammern und meckern, statt selbst zu gestalten.

Ein völlig anderes Bild von den neuen Bundesländern konnte man am Dienstag im Berliner Stadion an der Alten Försterei gewinnen. Hier wurden hunderte ehrenamtliche Projekte ausgezeichnet, allesamt aus ostdeutschen ländlichen Räumen und Kleinstädten. Zur Urkundenübergabe war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gekommen.

Mehr Aufmerksamkeit für Engagement

Den Wettbewerb „machen!2024“ hat der Ost-Beauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider (SPD) ausgerichtet, gemeinsam mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Bewerben konnten sich Projekte aus kleinen Kommunen unter 50.000 Einwohner*innen. Aus mehr als 800 Einsendungen hat eine Jury 200 Projekte ausgewählt. Sie erhalten insgesamt rund 830.000 Euro. Der Wettbewerb soll aber nicht nur einzelne Projekte unterstützen, sondern ehrenamtliches Engagement im Osten sichtbarer machen.

„Wir wollen die Krakeelenden und Motzenden ein Stück aus dem Rampenlicht nehmen“, erklärte DSEE-Vorstand Jan Holze. Seine Vorstands-Kollegin Katarina Peranić sagte: „Diese Projekte tragen dazu bei, dass ländliche Gebiete lebendig und zukunftsfähig bleiben.“ Der Ostbeauftragte Schneider lobte die engagierten Menschen, die sich für ihre Gemeinden und Mitmenschen einsetzen. „Dadurch bereichern sie das Leben in den Kommunen und stärken den Zusammenhalt.“

Scholz: „Demokratie ist kein Fernsehprogramm”

Bundeskanzler Scholz berichtete, er sei selbst früher ehrenamtlich aktiv gewesen. Gemeinsam mit anderen habe er ein alternatives Jugendzentrum gegründet. Der SPD-Politiker betonte: Vieles, was Junge und Alte mit ihrem Engagement bewirkten, sei nicht durch staatliches Handeln ersetzbar. „Es macht uns möglich, Dinge zu tun, auf die der Staat von allein gar nicht käme.“ Die Demokratie und die Gesellschaft seien kein Fernsehprogramm. „Das sind wir selber, wir sind die Demokratie!“, unterstrich Scholz.

Scholz würdigt das Ehrenamt

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Gespräch mit dem Ostbeauftragten der Bundesregierung Carsten Schneider (ebenfalls SPD) und DSEE-Vorständin Katarina Peranić

Olaf Scholz spricht ins Mikrofon

Die Preise wurden in drei Kategorien vergeben. Der erste Platz in der Kategorie „Engagement für mehr Lebensqualität und ein gutes Miteinander“ ging an die Veranstaltungsreihe „Happy Monday – Wjesoła póndźela“ aus Bautzen. Der Verein Steinhaus e.V. lädt die Bürger*innen dazu ein, regelmäßig vier zentrale Plätze in der ostsächsischen Stadt mit Konzerten und Aktionen zu bespielen.

In der Kategorie „Ehrenamt für und von jungen Menschen“ erhielt das Projekt „Klackx“ in Glauchau den ersten Preis. Das Kulturhaus wird vom Verein Blinklicht e.V. zu einem barrierefreien und inklusiven „Ort für alle“ ausgebaut. Erster Sieger in der Kategorie „Engagement für die Erinnerung an die Errungenschaften der friedlichen Revolution“ wurde der Verein „Licht am Horizont“ aus Wismar. 

Sonderpreise

Daneben vergab die Jury sechs Sonderpreise, unter anderem an eine Hilfestelle für Migrant*innen in Kamenz, an einen Förderverein aus Siebenlehn, der im örtlichen Freibad einen Volleyballplatz anlegt, und an das Projekt „Orangene Bank“ aus Stendal. Der Gohrer Landfrauen-Verein macht mit den Bänken auf Gewalt gegen Frauen im ländlichen Raum aufmerksam. Jede Bank ist mit einem QR-Code versehen, über den Betroffene Unterstützung finden.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland hat den machen!-Wettbewerb 2024 bereits zum fünften Mal ausgerichtet. Seit zwei Jahren kooperiert er dazu mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. 

 

Mehr Informationen
Eine Übersicht aller Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie hier als PDF.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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