Viele Frauen müssen für ihren Schutz zahlen
Ute Grabowsky
Der Verein Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) hat seine Frauenhaus-Statistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Rund 400 Frauenhäuser gibt es in Deutschland, aus 179 davon liegen dem Verein Daten vor. Hochgerechnet ergeben diese, dass im vergangenen Jahr 14.400 Frauen und 16.670 Kinder und Jugendliche Schutz in einem Frauenhaus fanden.
Oft mit Kosten verbunden
Jede vierte Bewohnerin musste die Kosten für ihre Unterkunft vollständig oder anteilig selbst tragen. Wie der Verein erklärt, gehe der Aufenthalt in einem Frauenhaus oft damit einher, dass die Frauen ihre Arbeitsstelle und damit ihr Einkommen verlieren. Denn schutzsuchende Frauen müssten häufig weite Wege in Kauf nehmen. Auch für die Kinder ist die Flucht ins Frauenhaus ein gravierender Einschnitt. Nicht selten verlieren sie die Anbindung an ihre Kita oder Schule und an ihr soziales Netz.
Laut der Statistik haben fast zwei Drittel der Frauenhaus-Bewohnerinnen Schutz außerhalb ihrer Herkunftskommune gefunden. Jede Fünfte musste sogar in ein anderes Bundesland fliehen.
Nicht alle finden Schutz
Zwei von drei schutzsuchenden Frauen brachten im vergangenen Jahr Kinder unter 18 Jahren mit ins Frauenhaus. Mehr als die Hälfte davon sind Babys oder Kleinkinder unter 6 Jahren.
Die FHK-Vorstandsvorsitzende Christiane Völz erklärt: „Zur traurigen Wahrheit gehört nicht nur, dass in Deutschland unverändert über 14.000 Frauenhausplätze fehlen. Die seit Jahrzehnten prekäre und uneinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern führt obendrein dazu, dass viele Frauen ihren eigenen Schutz selbst zahlen müssen oder gar keinen Zugang erhalten.“
Mehr Informationen:
Die Frauenhaus-Statistik 2022 kann hier als PDF heruntergeladen werden.
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.