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Viele Seilbahn-Pläne in der Schwebe

Seilbahnen als städtische Transportmittel haben einen guten Ruf – doch selten Chancen, Realität zu werden. In Bonn wird sich das ändern.
von Uwe Roth · 20. Dezember 2023
Seilbahnen (wie hier in der Schweiz) könnten das ÖPNV-Angebot erweitern.

Zwischen Bonn und Beuel liegt der Rhein. Wer die Fluss-Seite wechseln will, muss über die Brücke oder die kleine Fähre nehmen. Seit 2016 sagt eine Machbarkeitsstudie, dass sich eine 4,3 Kilometer lange Seilbahnstrecke über den Rhein lohnen könnte. Ende des Jahres will die Stadt die ersten Aufträge für die 34 Stützen und die Haltestellen vergeben. Als Endstationen sind linksrheinisch das Universitätsklinikum auf dem Venusberg vorgesehen und rechtsrheinisch der Schießbergweg in Stadtbezirk Beuel. Dort entsteht zudem ein S-Bahn-Halt. Drei Zwischenstopps werden die Seilbahn-Kabinen einlegen.

Die Stadt schätzt die Kosten auf 66 Millionen Euro. Den größten Teil der Investitionen erhofft sich die Verwaltung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG). Elf Millionen Euro müsste Bonn aufbringen. Gehen die Berechnungen auf, nutzen knapp 15.000 Fahrgäste die Seilbahn täglich. Rund zwölf Millionen Pkw-Kilometer könnten pro Jahr vermieden werden.

Bonner Planungen weit fortgeschritten

Bonn ist die erste Stadt in Deutschland, in der die Planung so weit fortgeschritten ist, dass das Verkehrsmittel Seilbahn in absehbarer Zeit zu einem Teil des ÖPNV-Angebots werden könnte. Auch das Deutschland-Ticket wäre für die Schwebefahrt gültig. Städtische Seilbahnen kennt man von Gartenschauen, die anschließend wieder abgebaut werden – wie jetzt in Mannheim.

Zahlreiche Städte liebäugeln ungeachtet davon mit einer Seilbahn-Lösung anstatt der Verlegung weiterer Straßenbahn-Schienen. Diese würde zahlreiche innerstädtische Baustellen nötig machen, die mit viel Ärger verbunden wären. Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC bescheinigt der Seilbahn eine schnelle Bauzeit sowie geringe Betriebs- und Wartungskosten. Außerdem würde wenig Personal benötigt.

Thema auf der Tagesordnung für 2024

In der Stadt München ist der Plan für eine elf Kilometer lange Seilbahn-Linie am Frankfurter Ring verworfen worden. Die Investitionskosten in Höhe von 433 Millionen Euro seien im Ergebnis nicht angemessen, stellten Gutachter fest. 20 Millionen Euro für Express-Busse täten es auch. Immerhin soll ein 3,7 Kilometer langes Teilstück vom U-Bahnhof Studentenstadt zur S-Bahn-Haltestelle Unterföhring vertieft untersucht werden. Dort erhofft sich die Stadt wegen des nahen Englischen Gartens auch einen touristischen Effekt. Die Kostenschätzung liegt bei 160 Millionen Euro, bei einem Beförderungspotenzial von 2.900 Fahrgästen/Tag. Der Stadtrat wird sich im kommenden Jahr weiter mit dem Thema befassen.

Autor*in
Uwe Roth

ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu

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