Aktuelles

Vierte Tarifrunde für Klinikärzte vertagt

Die Tarifverhandlungen für mehr als 55.000 Ärztinnen und Ärzte sind in die vierte Runde gegangen und wurden ohne Ergebnis vertagt. Nach einer Umfrage des Marburger Bundes fühlen sich zwei Drittel der Klinikärzte zunehmend erschöpft – jeder fünfte will sich beruflich umorientieren.
von DEMO Redaktion · 15. Februar 2022
placeholder

Die vierte Runde der Tarifverhandlungen der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) für die Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Kliniken wurde am Dienstag Abend ergebnislos vertagt.

Es geht dabei um die Tarifbedingungen von mehr als 55.000 Ärztinnen und Ärzten in kommunalen Kliniken.

Verhandlungen bisher ergebnislos

 „Es ist sehr bedauerlich, dass wir nach vier Verhandlungsrunden noch immer keinen Tarifabschluss für die Ärzteschaft an den kommunalen Kliniken erreichen konnten. Wir haben jedoch Lösungsansätze erörtert, wie wir insbesondere bei den Bereitschaftsdiensten vorankommen können, sagte der Verhandlungsführer auf Seiten der Arbeitgeber Wolfgang Heyl. Bei einigen Themen konnte jedoch eine erste Annäherung erreicht werden.

Zu Beginn der Runde hatte der Marburger Bund via Twitter mitgeteilt:„Das Angebot der kommunalen Arbeitgeber in der letzten Verhandlungsrunde bei den Klinikärzten große Empörung hervorgerufen. Der Tenor ist eindeutig: 'absolute Frechheit' angesichts der enorm gestiegenen Arbeitsbelastung

Heyl wies die Vorwürfe zurück: „Die kommunalen Arbeitgeber haben im Zuge der dritten Verhandlungsrunde Mitte Dezember ein umfangreiches Angebot abgegeben. Dieses sieht bei einer Laufzeit von 39 Monaten zwei Entgelterhöhungen in Höhe von insgesamt 3,3 Prozent und eine Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.200 Euro je Ärztin und Arzt in Vollzeit vor. Der Marburger Bund hat es jedoch versäumt, dazu überhaupt einmal Stellung zu beziehen“, zeigte sich  Heyl verständnislos.

VKA fordert zügige Einigung

Die VKA hat den Sozialpartner, die Gewerkschaft Marburger Bund, im Vorfeld der Verhandlungen zu einer zügigen Einigung aufgefordert. Er erwarten wir jetzt konstruktive und ergebnisorientierte Gespräche mit dem Marburger Bund.

Das Angebot sieht neben der Corona-Sonderzahlung sowohl eine Entgelterhöhung in Höhe von 3,3 Prozent als auch weitere Begrenzungen bei Ruf- und Bereitschaftsdiensten der Ärztinnen und Ärzte vor.  Heyl betonte, der Gesetzgeber habe lediglich bis Ende März ein Zeitfenster eingeräumt, die Corona-Prämie Prämie steuer- und sozialversicherungsfrei an die Beschäftigten auszuzahlen.

Studie: Jeder Fünfte will wechseln

Die Corona-Pandemie hat zu einer deutlichen Arbeitszunahme bei Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken geführt. Das geht aus einer Adhoc-Umfrage des Marburger Bundes unter rund 3.300 Mitgliedern der Ärztegewerkschaft hervor, die am Sonntag kurz vor Beginn der vierten Verhandlungsrunde veröffentlicht wurde. 71 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Pandemie eher zugenommen hat, bei etwa einem Fünftel (22 Prozent) ist sie in etwa gleichgeblieben. Rund 91 Prozent der Klinikärzte fühlen sich durch ihre Arbeit regelmäßig erschöpft (31 Prozent „immer“ und 60 Prozent „zunehmend“).

Ein Fünftel der Ärztinnen und Ärzte (23,5 Prozent) in kommunalen Krankenhäusern sieht seine berufliche Zukunft außerhalb des Krankenhauses, etwa 56,5 Prozent sind noch unentschieden und nur 20 Prozent planen „definitiv“ keinen konkreten Tätigkeitswechsel, hieß es.

Außerdem forderte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag, „Ärztinnen und Ärzte bei der Corona-Prämie genauso zu berücksichtigten wie Pflegekräfte.“

Autor*in
DEMO Redaktion

Die Redaktion der DEMO - Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik  

0 Kommentare
Noch keine Kommentare