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VKU warnt: Können Starkregen nicht alleine bewältigen

Sogenannte Starkregenereignisse werden immer häufiger und heftiger. Wenn das Wasser nicht abfließen kann, drohen Überschwemmungen. Die kommunalen Wasserbetriebe warnen: Auch Politik und Bürger müssen mithelfen, um Schutz zu gewährleisten.
von Carl-Friedrich Höck · 29. Juli 2016
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Dass an diesem Freitagmorgen in Berlin so viele Medien der Einladung des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) gefolgt sind, über Starkregen zu sprechen, ist wohl einem Zufall zu verdanken. Ausgerechnet zwei Tage zuvor ging ein so heftiger Wolkenguss auf Teile der Hauptstadt nieder, dass U-Bahnhöfe, Tunnel und Straßen überschwemmt und Autos von den Wassermassen übereinander geschoben wurde. Die Kanäle waren überfordert. Nur alle 50 Jahre trete ein derart starkes Unwetter ein, sagt ein Sprecher der Berliner Wasserbetriebe.

Genau das macht Starkregenereignisse aus: Sie sind sehr selten, treten lokal mit großer Heftigkeit auf und sind kaum genau vorherzusagen. Aufgrund des Klimawandels werden sie häufiger. Laut einer Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes hat sich die Anzahl der Starkregen im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts kontinuierlich erhöht.

Regenwasser-Schutzmaßnahmen sind teuer

Für den Abfluss des Wassers sind in der Regel kommunale Unternehmen zuständig. Doch „ein Unternehmen wird die Herausforderungen alleine nicht lösen können“, sagt VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche. Die Planung der Kanalanlagen, Wasserspeicher und Rückhaltebecken orientiere sich an den Durchschnittswerten für Regenfälle, nicht an äußerst seltenen Ausnahmezuständen. „Wir müssen eine Balance finden, um die Bürgerinnen und Bürger nicht über Gebühr zu belasten“, begründet Reiche das. Und nennt ein Kostenbeispiel: Für den Neubau eines einzigen Kanal-Meters müssten die Abwasserbetriebe 1500 Euro investieren. Schon jetzt erstreckten sich die Kanalanlagen in Deutschland über 600.000 Kilometer.

Reiche plädiert deshalb für eine „Gesamtbetrachtung“ und fordert ein Maßnahmenbündel:

  • Benötigt würden mehr natürliche Überflutungsflächen (im Fachsprech: Retentionsflächen).
  • Das Programm „Anpassung an den Klimawandel“ der Bundesregierung sei gut und richtig, könne aber noch ausgeweitet werden.
  • Hilfreich seien Gefahren- und Risikokarten, die besonders zu schützende Gebiete ausweisen und gezieltere Risikovorsorge ermöglichen.
  • Der Fokus der Debatte müsse geweitet werden: Neben den kommunalen Wasserbetrieben sollen auch die Hoch- und Tiefbauämter, Grünflächenämter und Feuerwehren stärker in die „Gemeinschaftsaufgabe“ Starkregenvorsorge einbezogen werden, fordert der VKU.

Auch Bürger sollen Beitrag zum Schutz vor Starkregen leisten

Auch die Bürger können ihren Beitrag leisten, betont der Vorstand der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe Otto Schaaf. Er fordert mehr Aufklärung und Sensibilisierung. Das Kölner Unternehmen macht Hauseigentümer mit einer Broschüre auf die Gefahren aufmerksam und informiert über Maßnahmen, mit denen Häuser vor den Fluten geschützt werden können. Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. „Gullis setzen sich schnell zu mit Ästen und Blättern“, sagt Schaaf. Da sei es hilfreich, wenn Bürger auch einfach mal zum Besen greifen, um den Abfluss in die Kanalisation wieder frei zu machen. Doch selbst wenn alle Beteiligten ihr Bestes geben: Einen 100-prozentigen Schutz gegen Starkregen-Fluten wird es nicht geben können, meint Schaaf.

Zum Problem wird der Klimawandel deshalb auch für die Versicherer. Mehrere Unwetter, die allein vom 27. Mai bis zum 9. Juni dieses Jahres in Deutschland wüteten, verursachten Versicherungsschäden von rund 1,2 Milliarden Euro. Der Hauptgrund waren massive Regenfälle.

Weitere Informationen:
Material und Infos des VKU zum Thema Starkregen finden Sie unter diesem Link.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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