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Warten auf Geburtsurkunde hat in Kiel ein Ende

Das Neugeborene ist kaum auf der Welt, schon haben die Eltern ohne jegliche Wartezeit die Geburtsurkunde in der Hand. Das Kieler Standesamt stellte am Mittwoch einen neuen Vor-Ort-Service vor, der andere Kommunen aufhorchen lässt.
von Uwe Roth · 3. Mai 2023
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Von der Wiege bis zur Bahre – die Geburtsurkunde ist das erste von vielen Formularen auf einem hoffentlich langen Lebensweg eines Menschen. Das ist in der Regel mit zum Teil ärgerlichen Wartezeiten verbunden. Die haben sich gerade während der Corona-Pandemie in die Länge gezogen. In der Stadt Kiel mussten Eltern vor einem Jahr bis zu acht Wochen auf die Geburtsurkunde ihres Neugeborenen warten. In Berlin kann es bis zu vier Monate dauern, bis das amtliche Dokument vorliegt. Aus anderen Großstädten berichteten die Medien über ähnlich lange Wartezeiten. Das Fehlen des ersten Ausweispapiers hat konkrete Nachteile: Der kleine Neubürger ist in der Bürokratie nicht existent. Ohne Nachweis dürfen Eltern ihr Neugeborenes auch nicht mit ins Ausland nehmen.

Urkunde kann sofort mitgenommen werden

Die Stadt Kiel hat den Antragsstau im Standesamt damals mit Personalengpässen begründet, daraus aber Lehren gezogen. Sie hat drei neue Stellen geschaffen und im August vergangenen Jahres das Versprechen ausgegeben, die Urkunde bereits im Krankenhaus beantragen zu können. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hat Wort gehalten: Sowohl im Städtischen Krankenhaus als auch im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, bieten ab sofort die Standesbeamt*innen jeweils eine dreistündige Sprechstunde pro Woche an. Bei Vorlage aller geforderten Dokumente kann die Geburtsurkunde sofort ausgestellt und mitgenommen werden.

Neben der Geburtsurkunde können die Standesbeamt*innen Vaterschaftsanerkennungen beurkunden und Fragen der (werdenden) Eltern beantworten. „Die Geburtsurkunde gehört zu den elementarsten Diensten der Stadtverwaltung“, so der Oberbürgermeister. Dabei sei es nicht einfach, Fachkräfte für standesamtliche Aufgaben zu finden. Die Mitarbeitenden benötigen eine entsprechende Fortbildung und erwarten mit dieser Qualifikation eine entsprechende Dotierung.

Neues Angebot wird „sehr gut von den Eltern angenommen“

Der Leiter des Standesamtes, Nils-Helge Reinert, sagte: „In dieser schnelllebigen Zeit ist es umso wichtiger, sich auch auf der persönlichen Ebene zu treffen. Gerade Menschen mit Sprachbarriere sollen mit diesem zusätzlichen Angebot erreicht werden – ein echter Mehrwert für alle.“ Laut Mitteilung der Stadt rennt sie mit diesem Angebot offene Türen in den Kieler Krankenhäusern ein. „Das Angebot wird sehr gut von den Eltern angenommen und auch unsere schwangeren Patientinnen nutzen diese neue Möglichkeit gerne, um noch offene Fragen zu klären“, so Claudia Brodersen, Leitende Hebamme Geburtshilfe der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des UKSH, Campus Kiel.

Roland Ventzke, Geschäftsführer der Städtischen Krankenhaus Kiel GmbH, hofft auf eine Ausweitung des Angebots. „Schön wäre es, wenn wir dieses Angebot auf weitere Wochentage erweitern könnten, damit möglichst viele Eltern davon Gebrauch machen können.“ Neben dem Vor-Ort-Service wird es zusätzlich einen Flyer geben, der über die Unterlagen informiert, die Eltern zur Beantragung einer Geburtsurkunde zur Hand haben müssen. Das Informationsblatt soll zukünftig in Praxen und Beratungsstellen ausgelegt werden, so dass sich werdende Eltern bereits frühzeitig um die Beschaffung der geforderten Unterlagen kümmern können. Denn weiterhin kann die Geburtsurkunde auch im Kieler Standesamt bei vollständigen Unterlagen innerhalb weniger Tage ausgestellt und verschickt werden.

Autor*in
Uwe Roth

ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu

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