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Warum der Wohnungsbau nicht an Flächen scheitert

Eine Umfrage unter Kommunen kommt zu einem überraschenden Ergebnis: In Deutschland steht Bauland für bis zu vier Millionen Wohnungen zur Verfügung. Selbst in Innenstädten ist noch viel Potenzial vorhanden. Wie Bauministerin Geywitz es nutzen will.
von Carl-Friedrich Höck · 29. März 2022
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Um die Wohnungsnot zu beenden, will die Bundesregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen. Der Platz dafür ist vorhanden – zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSSR). Vorerst müsste dafür nicht einmal neues Bauland ausgewiesen werden.

Viel baureifes Land

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass deutschlandweit 99.000 Hektar baureifes Land zur Verfügung stehen. Zwei Drittel davon sind durch kommunale Planung für den Wohnungsbau ausgewiesen. Je nach Rechenweise lassen sich darauf zwischen 900.000 und zwei Millionen Wohnungen errichten, erklärt BBSR-Leiter Markus Eltges. Mit einer dichten Bebauung wären sogar vier Millionen Wohnungen möglich. Zum Vergleich: Das wären etwa doppelt so viele Wohnungen, wie es derzeit in Berlin gibt. Für die Studie wurden Städte und Gemeinden aller Größenklassen befragt, etwa 700 Kommunen haben sich beteiligt.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) spricht von „sehr erfreulichen Zahlen“. Die Bauland-Umfrage zeige, dass es von Norden bis Süden und von Osten nach Westen Potenzial gebe. Die Ziele der Bundesregierung seien erreichbar. Auch könne mehr als die Hälfte des zur Verfügung stehenden Baulandes kurzfristig erschlossen werden. Geywitz will nun den Kommunen dabei helfen, das vorhandene Potenzial zu heben. Dazu sollen Bauverfahren beschleunigt und die Digitalisierung der Bauämter vorangetrieben werden.

Flächenfraß soll verringert werden

Die SPD-Politikerin betont, dass die Regierung weniger neue Flächen versiegeln wolle. Den bisherigen hohen Flächenverbrauch könne sich Deutschland ökonomisch und ökologisch nicht mehr leisten. „Wenn wir die Klimaziele einhalten wollen, müssen wir den Bestand in den Blick nehmen“, sagt Geywitz. Potenzial für Wohnungen sieht sie unter anderem auf Discountern und Verkehrsflächen oder in der Umnutzung von Büroflächen zu Wohnungen. Die Zweite-Reihe-Bebauung werde ebenfalls ein großes Thema sein.

Um Umbauten zu erleichtern, plant Geywitz eine Novelle des Baugesetzbuches. Vorgaben für neue Wohnungen will sie überarbeiten. Kritisch sieht die Ministerin zum Beispiel die Regeln für Pkw-Stellplätze, schließlich gebe es eine Verkehrswende. Mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten könne man auch ohne neue Parkplätze nachweisen, dass die Bewohner*innen mobil sein können.

Verschiedene Bedarfe zusammendenken

„Umfangreich neue Flächen zu beanspruchen ist aus Sicht der Studie nicht nötig“, bestätigt Markus Eltges vom BBSR. Immer mehr Kommunen erfassten systematisch ihre potentiell bebaubaren Flächen wie Brachflächen und Baulücken. Eltges appelliert an die Politik, in den wachsenden Kommunen auch die weiteren Bedarfe im Auge zu behalten. Neben Wohnungen würden Flächen für Bildung, Kultur, Gewerbe und Industrie benötigt. Grün- und Erholungsflächen müssten ebenfalls gepflegt werden. „Das alles muss zusammengedacht werden“, so der BBSR-Leiter.

Dass die Bundesregierung ihr Ziel von 400.000 Wohnungen jährlich erreicht, hält auch der Deutsche Städtetag für möglich. Viel hänge davon ab, ob die Städte und Gemeinden in die Lage versetzt werden, die Innenentwicklung zu realisieren, meint Präsidiumsmitglied Eckart Würzner. Die Kommunen müssten „in eine neue Ära einsteigen“ und selbst Eigentümer der Flächen werden, um sie entwickeln zu können. Diese dürften nicht als Spekulationsobjekt brachliegen. Das sei eine Diskussion, die mit dem Bund geführt werde.

Diese Debatte will auch Bauministerin Geywitz vorantreiben: „Land zum Bauen ist da. Jetzt kommt es auf den gemeinsamen Willen an, so viel bezahlbares Wohnen wie möglich zügig auf den Wohnungsmarkt zu bringen.“ Mit dem Bündnis für bezahlbares Wohnen auf Bundesebene werde dafür am 27. April der Auftakt gesetzt.

 

Mehr Informationen
Die Baulandumfrage ist auf der BBSR-Website veröffentlicht.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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