Wie das Schulsystem mit Sozialindizes gerechter werden kann
Noch immer hat die soziale Herkunft in Deutschland großen Einfluss auf den Bildungserfolg. Nicht nur die SPD will dies ändern und mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen. Aber wie kann das gelingen?
Bildungssystem sozial ungleich denken
Die Idee der Schulsozialindizes setzt hier an. Sie basiert auf der Annahme, dass die Politik ungleiche Bildungsvoraussetzungen auch ungleich behandeln muss. Anders gesagt: Eine Schule mit vielen Kindern aus sozioökonomisch schlechteren Familienverhältnissen muss mehr leisten, um die herkunftsbedingten Nachteile auszugleichen, als eine Schule mit eher privilegierter Zusammensetzung.
Dieser Aspekt soll – so der Gedanke – bei der Verteilung von Ressourcen berücksichtigt werden. Dafür braucht es ein Instrument, mit dem sich die Ungleichheiten messen lassen. Diese Funktion kann ein Schulsozialindex erfüllen. Er liefert für jede Schule einen Wert, der die Zusammensetzung der Schüler*innen in einer Zahl zusammenfasst. Diese zeigt auf, ob die Klassen eher privilegiert oder benachteiligt sind.
Rolle der Kommunen
Mit der Studie „Sozialindizes für Schulen“ hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Publikation veröffentlicht, die das Konzept erklärt und dabei die kommunalen Perspektiven in den Blick nimmt. Denn neben den Bundesländern seien zunehmend auch Kommunen als Bildungsakteur*innen aktiv und gefordert, schreiben die Autor*innen Thomas Groos und Katharina Knüttel. Zwar könnten sie einer Schule keine zusätzlichen Lehrer*innenstellen zuweisen. Dafür hätten Kommunen einen „schärferen Tiefenblick“, da sie die Situation vor Ort besonders gut kennen und auf vielfältige Verwaltungsdaten zugreifen können.
Kommunale Sozialindizes könnten ein Beitrag zu einer kommunalen Bildungsberichterstattung sein sowie ein Instrument des kommunalen Bildungsmanagements, erklären Groos und Knüttel. Mit ihrer Publikation schildern sie, was Kommunen beachten müssen und welche Herausforderungen zu meistern sind, wenn ein Sozialindex implementiert werden soll.
Die Publikation ist auf der Internetseite der Friedrich-Ebert-Stiftung kostenfrei als Download verfügbar.
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.