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Wie Fernwärmepreise transparenter werden sollen

Drei Verbände haben gemeinsam eine neue Online-Plattform für mehr Preistransparenz im Bereich der Fernwärme gestartet. Die Plattform soll Kundinnen und Kunden eine bessere Entscheidungsgrundlage geben.
von Karin Billanitsch · 22. Mai 2024
Fernwärme-Leitungen in einem Lager. Fernwärmeanbieter, zumeist kommunale Stadtwerke, können bei der neuen Preistransparenzplattform Fernwärme ihre Preisgestaltung sichtbar machen.

Auf dem Fernwärmegipfel, der vor gut einem Jahr von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) initiiert wurde, wurde die Richtung deutlich: Bis zum Jahr 2030 soll die Hälfte der Wärme in den Netzen klimaneutral erzeugt werden. Geywitz betonte damals laut einer Mitteilung, Ziel sei es, die „Wärmenetze in Deutschland auszubauen und zu dekarbonisieren, also die CO2-Emissionen zu verringern“.

Es gebe große Potenziale in Deutschland, so die Ministerin. Gemeinsam wurde ein Ausbauziel von 100.000 neu an die Fernwärme angeschlossenen Gebäuden pro Jahr verabschiedet. Damit würde sich die Anzahl der angeschlossenen Gebäude bis 2045 gegenüber heute in etwa verdreifachen. Das wäre ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der Wärmewende in den Kommunen.

Kritische Diskussion um Fernwärmepreise

Unter anderem haben sich die Beteiligten ­– an dem Treffen nahmen knapp 30 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden aus den Bereichen Wärmewirtschaft, Wohnungs- und Bauwirtschaft, der Industrie, Umwelt und Verbraucherschutz sowie Gewerkschaften teil – auch über Fragen der Preistransparenz unterhalten. Hintergrund: Von Kommune zu Kommune können sich die Preise für Fernwärme zum Teil erheblich unterscheiden, und es ist derzeit oft nicht genügend transparent, wie sich die Preise zusammensetzen. Verbraucherschützer kritisieren auch die Monopolstellungen der Anbieter. Nicht zuletzt deshalb dürften manche zögern, sich für die Alternative Fernwärme zu entscheiden.

Es existiert zwar die rechtliche Möglichkeit, einen Anschluss- und Benutzungszwang anzuordnen. Allerdings waren sich die Beteiligten des Fernwärmegipfels laut ihrer Abschlusserklärung einig, dass es so weit möglichst nicht kommen soll: Es „muss sichergestellt werden, dass der Schutz von Kundinnen und Kunden auf einem hohen Niveau gewährleistet bleibt und gestärkt wird, etwa durch mehr Preistransparenz und die Einrichtung einer Schiedsstelle. Unser Ziel ist es, die Attraktivität von Fern- und Nahwärme für Neukundinnen und -kunden zu steigern, so dass die Anwendung des Anschluss- und Benutzungszwangs, die in der Zuständigkeit von Ländern und Kommunen liegt, möglichst vermieden werden kann.“

Neue Plattform zur Preistransparenz startet

Für eine bessere Preistransparenz wurde jetzt eine neue „Preistransparenzplattform Fernwärme“ gestartet, teilte der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) am vergangenen Freitag mit. Der VKU hat gemeinsam mit den Verbänden AGFW und  Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Onlineplattform entwickelt. Laut VKU deckt die Plattform zum Start bereits rund die Hälfte des Marktes ab und soll noch weiter ausgebaut werden. Die Anbieter können freiwillig teilnehmen.

„Die Plattform wird für mehr Transparenz sorgen und so die Akzeptanz der Wärmewende stärken“, zeigten sich Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer sowie Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW, überzeugt. Um die lokal unterschiedlichen Preise für Fernwärme zu verstehen, sei es wichtig, die Besonderheiten von Fernwärme zu kennen, hieß es.  Die drei Verbandsvertreter*innen sagten auch, dass jedes Wärmenetz anders sei, weil die Fernwärme – anders als zum Beispiel Strom oder Gas – weder national noch europäisch gehandelt oder bundesweit transportiert werde, sondern direkt vor Ort erzeugt und verbraucht werde.

Zu den Faktoren, die den Preis bestimmen, zählen laut der Mitteilung des VKU beispielsweise die lokal unterschiedlich vorhandenen und nutzbaren Wärmequellen, die Bodenbeschaffenheit in Hinblick auf Transport und Verteilung der Wärme über die Netze sowie die verschiedenen Kundenstrukturen. Außerdem verweisen die Verbände darauf, dass die Versorger gesetzlich an eine angemessene Preissetzung gebunden seien und „keine beliebigen Preise festlegen“ könnten. 

Preisübersicht zeigt verschiedene Standardfälle

Die neue Plattform zeigt den Angaben der Initiatoren zufolge Mischpreise für drei typische Kundenfälle: Ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus sowie die Versorgung eines kleinen Industriebetriebs mit Fernwärme. Darüber gibt es Angaben unter anderem zu den eingesetzten Energieträgern, dem Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Energieträger (inkl. unvermeidbarer Abwärme), der Netzgröße, und dem jeweils festgelegten Anpassungszyklus für die Fernwärmepreise.

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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