ACE-Check: Was braucht ein guter Park-and-Ride-Platz?
Kann Deutschland P+R? An der Gestaltung guter Park-and-Ride-Plätzen sind die Kommunen maßgeblich beteiligt.
ACE
Im Rahmen der Clubinitiative 2023 des ACE wurden auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder auf P+R-Anlagen beurteilt.
Der Auto Club Europa steht sich jedes Jahr mit seinen bundesweiten Aktionen in den 110 ACE-Kreisen vor Ort für das Thema Verkehrssicherheit ein. Getragen werden diese so genannten Clubinitiativen von den über 700 Ehrenamtlichen. Denn der ACE ist ein Verein mit engagierten Menschen, die gestalten und verbessern wollen. In den vergangenen Jahren wurden Schulwege, das barrierefreie Parken in den Städten und unbewirtschaftete Rastplätze an den Autobahnen unter die Lupe genommen. Themen, bei denen auch oft die einzelnen Kommunen mitreden können oder sogar die Entscheidungskompetenz besitzen. 2023 widmete sich der Club der Frage „Kann Deutschland P+R?“ – auch an der Gestaltung guter Park-and-Ride-Plätzen sind die Kommunen maßgeblich beteiligt.
Die Ehrenamtlichen des ACE haben von Anfang April bis Ende Juli bundesweit 643 Park-and-Ride-Plätze mit ÖPNV-Anschluss überprüft. Im Fokus der Tests standen die Kategorien Angebot & Ausstattung, Sicherheit, Barrierefreiheit sowie zusätzliche Mobilitätsangebote. Europas Mobilitätsbegleiter kommt zu einem durchwachsenen Urteil. Erste Anregungen für Verbesserungen konnten bei einigen Checks gleich vor Ort den Verantwortlichen mit auf den Weg gegeben werden, da häufig Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunal- sowie Landespolitik diese Termine begleiteten.
Mehr als ein Viertel durchgefallen
Insgesamt 27 Kriterien wurden überprüft: Verfügt der P+R-Platz über mehr als ein ÖPNV-Angebot? Sind barrierefreie Parkplätze vorhanden? Gibt es eine flächendeckende Beleuchtung? Wie steht es um weitere Mobilitätsangebote wie Carsharing, Taxi-Stand oder Leihfahrräder? All diese und weitere Kriterien erfüllten gerade einmal sieben Prozent der überprüften Plätze und wurden mit dem Prädikat „Exzellent“ ausgezeichnet. Darunter fällt die Anlage am Bahnhof Brennerstraße im bayerischen Bamberg. Sie wurde mit 16 Punkten zum besten Park-and-Ride-Platz Deutschlands gekürt.
Robert Bauer und Daniel Baur freuen sich über jede E-Ladesäule auf den P+R-Plätzen – leider ist bei den meisten die Ladezeit begrenzt. Die Säule in Neubiberg im Landkreis München ist so für Berufspendelnde kaum nutzbar. Foto: ACE
68 Prozent der begutachteten P+R-Anlagen liegen im Mittelfeld und haben den ACE-Check bestanden. Gleichzeitig konnte ein Viertel der untersuchten Parkplätze nur weniger als acht Punkte erzielen und ist damit durchgefallen. Mit lediglich zwei von möglichen 18 Punkten landete der Parkplatz am Bahnhof Jettingen in Bayern auf dem letzten Platz. Er konnte weder in Sachen Sicherheit noch mit weiteren Mobilitätsangeboten einen einzigen Punkt holen. Positiv ist lediglich, dass der Platz kostenfrei ist.
Bei Sicherheit & Barrierefreiheit viel Luft nach oben
In der Kategorie Sicherheit wurde überprüft, ob ausreichende Beschilderung und Beleuchtung, eine Videoüberwachung, sichtbare Stellplatzmarkierungen und eine optische bzw. bauliche Trennung zwischen Fahrbahn und Gehbereich vorhanden sind. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 65 Prozent. Ein besonders positives Bild zeigt sich in den Stadtstaaten Hamburg (88 Prozent) und Bremen (80 Prozent), während Berlin mit 59 Prozent ebenso wie Schleswig-Holstein und Bayern unter dem Durschnitt bleibt. Schlechter schneiden in punkto Sicherheit nur Niedersachsen mit 56 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 46 Prozent ab.
Noch schlechter sieht es bei der Barrierefreiheit aus: Die getesteten Park-and-Ride-Plätze sind nur zu 64 Prozent barrierefrei. Platz eins belegt hier Hamburg mit 78 Prozent, während ein Großteil Westdeutschlands weit unter dem Durchschnitt liegt. Besonders dramatisch ist das Bild in Rheinland-Pfalz, wo nur 45 Prozent in der Kategorie „Barrierefreiheit“ erreicht wurden.
Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE, über die Ergebnisse: „Auch wenn der Großteil der Park-and-Ride-Plätze unseren Check bestanden hat, ist das Gesamtergebnis kein Grund zur Freude. Vor allem bei der Sicherheit und der Barrierefreiheit dürfen wir keine Abstriche machen und weniger als 100 Prozent akzeptieren. Mit rund 65 Prozent in beiden Kategorien sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Park-and-Ride-Anlagen sind als Schnittstellen zwischen Städten und angrenzenden Landkreisen die richtige Lösung, müssen attraktiv und alltagstauglich sein, damit sie genutzt werden.“ So ist zu bemängeln, dass gerade einmal 29 Prozent der überprüften Plätze über eine Ladesäule verfügten – leider auch meist mit Blockiergebühr. Hier fordert der ACE einen flächendeckenden Ausbau der Park-and-Ride-Anlagen mit Ladesäulen.
Der ACE hat mit der diesjährigen Clubinitiative das Thema der multimodalen Mobilität in den Fokus gerückt. Dafür konnten neben Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), als Schirmherrn auch die „Allianz pro Schiene“ und den Bundesverband der Betrieblichen Mobilität als Partner gewonnen werden. Alle Daten zur Barrierefreiheit werden außerdem der Organisation wheelmap.org unter dem Dach der Sozialheld*innen zur Verfügung gestellt. Und: Haupt- und Ehrenamt unterstützen die Kommunen auch in der Zukunft, wenn es um die Frage guter Park-and-Ride-Plätze geht. Haupt- und Ehrenamt unterstützen Kommunen bei den Planungen und dem Bau von P+R-Anlagen und bringen ihr Fachwissen mit ein.
Die Ergebnisse der 643 Checks finden sich im Internet unter
www.ace-clubinitiative.de.