„ÖPNV auf Abruf“ – On-Demand im Fokus
Daseinsvorsorge, Verkehrswende und Sammeltaxis: Der ACE prüft die Praxis.
ACE/Hildebrandt
Die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm setzt – wie viele Kommunen – auf den On-Demand-Verkehr. Zum Stadtbus mit den festen Linien 1 bis 3 gibt es nun auch den flexibel buchbaren Expressbus auf drei Linien. Am Wochenende fährt er auch auf den Linien 1 bis 3.
Die Verkehrswende ist in aller Munde – weg vom motorisierten Individualverkehr, hin zum ÖPNV. Landkreise und kreisfreie Städte erfüllen hier eine wichtige Aufgabe, indem sie in Verkehrsverbünden oder auch individuell den öffentlichen Personennahverkehr organisieren. Das funktioniert – mal besser, mal schlechter. Gerade kleinere Kommunen, die etwas abgelegener liegen, haben oft kaum eine Bus- oder Bahnanbindung ans nächste Mittel- oder Oberzentrum.
Der ÖPNV ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge – und trotzdem regiert viel zu oft der Rotstift, wenn einzelne Linien zu wenig genutzt werden. Wenn das Geld knapp wird, richten sich die Blicke oft auf die Landeshauptstädte oder nach Berlin – man erhofft sich Finanzmittel für den Ausbau des ÖPNV. Verantwortlichkeiten werden hin und her geschoben. Ideen der Landesregierungen, wie Citymaut oder Einwohnerabgaben, landen auf den Schultern der kommunalen Ebene. Trotzdem ergreifen die Kommunen nicht selten selbst die Initiative und organisieren zusätzliche Angebote.
Wohnort entscheidend
Die Frage nach dem Aufgabenträger und der Daseinsvorsorge hat für die Nutzerinnen und Nutzer nur geringe Bedeutung. Verlässlichkeit, Schnelligkeit, eine enge Taktung und erschwingliche Fahrpreise sind die vier Punkte, die den öffentlichen Personennahverkehr für die Menschen attraktiv und zu einer echten Alternative zum eigenen Auto machen könnten. Heute entscheidet meist der Wohnort, wie gut diese vier Punkte gestaltet sind. Abseits der urbanen Zentren lässt häufig die Taktung des öffentlichen Verkehrs zu wünschen übrig. Auch der Komfort der Verkehrsmittel oder das generelle Linienangebot sind wesentlich für die Attraktivität des ÖPNV.
Um breite Schichten der Bevölkerung zu erreichen und für den ÖPNV zu gewinnen, braucht es moderne und bequeme Fahrzeuge. Ein bedarfsorientiertes und flexibleres Angebot ist ebenso wichtig. Ein Angebot, das die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes dort abholt, wo sie sind. Ein Angebot, das den Menschen auch jenseits der Hauptachsen und in Randzeiten nach Bedarf zur Verfügung steht.
On-Demand-Angebote sind sinnvolle Ergänzung
Dieser Verkehr wird heute bereits in vielen Kommunen und Landkreisen als On-Demand-Verkehr oder als Bedarfsverkehr angeboten. Die Grundlage für das Angebot wird durch Gesetze geregelt – die Realität variiert in den 16 Bundesländern aber stark. On-Demand-Verkehre sind in unterschiedlichen Formen und Varianten verfügbar, entsprechen allerdings bei Weitem noch nicht dem gewünschten Standard und dem tatsächlichen Bedarf. Einzelne Kommunen und Verkehrsverbünde bieten den Menschen Anruflinienbusse, Linienbedarfstaxis, Rufbusse, Ridepooling, Sammeltaxis und vieles mehr. Fahrgäste können die Angebote im On-Demand-Verkehr zum Tarif oder unter Zahlung eines Komfortzuschlags nutzen. Angebot, Service, Kosten und Bedienzeiten variieren ähnlich stark wie die Bezeichnung der Angebote.
Für den ACE, Europas Mobilitätsbegleiter, sind die Vielfalt und die Angebotspalette der bestehenden On-Demand-Verkehre ein Grund, tiefer in das Thema einzutauchen. Denn: On-Demand ist eine sinnvolle Maßnahme – einerseits zur Verbesserung der Mobilität und andererseits zur Entlastung der Straßen sowie zur Verringerung der Emissionen im Verkehrssektor.
Besonders in Schwachlastzeiten und für die erste und letzte Meile sieht der ACE das On-Demand-Angebot als eine wertvolle Ergänzung zum klassischen ÖPNV. Es bietet besonders den Menschen ohne Führerschein die Chance auf Mobilitätsteilhabe auch in ländlichen Regionen. Der ACE begrüßt das On-Demand-Angebot in der Stadt und auf dem Land.
App-Dienste im Test
Zur diesjährigen Europäischen Mobilitätswoche zwischen 16. und 22. September nahm das ACE-Ehrenamt das On-Demand-Angebot bundesweit unter die Lupe und testete verschiedene Angebote. Um die Vergleichbarkeit der Testergebnisse zu gewährleisten, lag der Fokus auf per App buchbaren Diensten. Ziel des bundesweiten Tests war es, die Qualität der unterschiedlichen Angebote vergleichend zu bewerten und die positiven Angebote als Vorbild hervorzuheben. Die Ergebnisse der ACE-Aktion „ÖPNV auf Abruf“ werden Mitte Oktober im Internet unter www.ace.de/mobilitaetswoche veröffentlicht.
Klar ist: Mit dem klassischen Linienverkehr wird es nicht möglich sein, alle Ecken der Republik schnell und gut getaktet zu erreichen – On-Demand-Systeme sind daher die Zukunft. Landkreise und Kommunen sind aufgerufen, für die Bürgerinnen und Bürger ein gutes System zu etablieren – barrierearm und erschwinglich. Durch gute Anbindungen werden auch Kommunen auf dem Land wieder interessanter beim Thema Wohnen. Und auch, wenn es im eigentlichen Sinne keine kommunale Aufgabe ist, den ÖPNV zu gestalten, können Städte und Gemeinden mit eigenen Ergänzungen zum „großen“ ÖPNV der Landkreise und kreisfreien Städte einiges tun, um das Leben in den Kommunen attraktiver zu machen.
Mehr Infos: ace.de/autoclub/der-club/mobilitaetswoche/
Ridepooling – das moderne Sammeltaxi
Sammeltaxis sind für die meisten von uns ein fester Begriff. Ridepooling kann man sich wie das moderne, digital gestützte Sammeltaxi vorstellen. Das digitalbasierte Mobilitätsangebot kombiniert Fahrtanfragen von mehreren Personen, die in eine ähnliche Richtung wollen, zu effizienten und schnellen Routen. Diese Form des On-Demand-Verkehrs ermöglicht es, dass mehrere Fahrgäste schnell und kostengünstig ihr Ziel erreichen. Denn nicht nur das Verkehrsmittel, sondern auch der Fahrpreis für die Gesamtstrecke wird durch alle Fahrgäste geteilt. Die gebündelten Fahrten können digital gebucht und bezahlt werden.