Bauen mit Holz

Das Material bietet große Potenziale für den kommunalen Klima- und Ressourcenschutz. Ein Gastbeitrag von Maic Verbücheln, Difu-Institut.
von Maic Verbüchelen · 20. August 2021
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Die Relevanz des Bauens wird immer stärker im umweltpolitischen Diskurs wahrgenommen. Dies ist mehr als berechtigt, denn Bauen verbraucht viele Ressourcen (Baumaterialien, Energie, Wasser, Flächen und Boden) (1). Der Bausektor ist für rund 40 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (2), außerdem entstehen hier die größten Abfallströme (3).

Bauen: der Elefant im Raum

Der Klimaforscher und Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Joachim Schellnhuber sagte mit Blick auf das Bauen „Wie konnte ich nur so blind sein und den größten Elefanten im Klimaraum, das Bauwesen, übersehen?“ (4). In diesem Zusammenhang kommt das Bauen mit Holz ins Spiel. Mit dem Einsatz von Holz können klimaschädliche Baumaterialien wie etwa Beton eingespart werden, da Holz nicht nur als Oberflächenmaterial, sondern auch als Tragwerksmaterial eingesetzt wird. Darüber hinaus ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, dient als CO2-Speicher und ist national und regional verfügbar. Aber Holz hat nicht nur Vorteile in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung sondern besitzt auch als Baumaterial Vorteile: Holz dämmt gut und ist mit seinem geringen Gewicht gut für Aufstockungen und Baulückenschließungen geeignet. Vorfertigungen für serielles Bauen sind möglich und Holzkonstruktionen können schnell verbaut werden. Gleichzeitig ermöglicht die Verwendung von Holz schmale Wände und erleichtert den Rückbau sowie die Wiederverwertung oder Recycling. Außerdem besitzt Holz auch räumliche Qualitäten.

Welche Einsparmöglichkeiten durch den Einsatz von Holz als Hauptbaustoff möglich sind, zeigt sich an einer modellhaften Berechnung für ein Holzhochhaus mit 19 Geschossen – Roots in Hamburg – das einem konventionellen Hochhaus in gleicher Größe gegenüber gestellt wurde: Beim Bau konnte auf mehr als 10.000 Tonnen Beton und 1.000 Tonnen Stahl verzichtet werden. Im Vergleich zum Bau mit konventionellen Baustoffen werden für das konkrete Beispiel rund 23.000 Tonnen CO2 eingespart (5).

Auch in Hochhäusern ist Holz-Einsatz möglich

Für den Einsatz von Holz im Hochbau wurden wichtige rechtliche Rahmenbedingungen verbessert. So wurden in vielen Bundesländern Voraussetzungen der Bauordnungen für mehrgeschossigen Wohnungsbau angepasst. Wohngebäude aus Holz in den Gebäudeklassen 4 und 5 sind i.d.R. umsetzbar. Durch effektiven Brandschutz ist der Einsatz von Holz sogar in Hochhäusern gut möglich.

Kommunen können auf mehreren Ebenen das Bauen in erheblichem Maße mitgestalten und haben somit hervorragende Hebel, um eine nachhaltige Bauweise mit dem Baustoff Holz zu etablieren. Ein Hebel ist die Berücksichtigung von Holz in der Entwicklung, beim Bau und der Sanierung eigener Liegenschaften. Auch über Instrumente der Stadtplanung – u.a. Grundstücksvergabe, Konzeptvergabe und Wettbewerbe – kann eine nachhaltige Bauweise mit Holz vorangetrieben werden. Gleichzeitig ist es möglich, dass Informationen rund um den Holzbau von den Kommunen verbreitet und die Verwendung von Holz mit Anreizen und Förderungen bedacht wird.  

Wie die Kommunen die oben aufgeführten Instrumente nutzen, zeigen folgende Beispiele. In München wurden etwa die Gebäude des Prinz-Eugen-Viertels aus Holz errichtet. In Berlin soll ein Modellquartier für den urbanen Holzbau mit 5.000 Wohnungen entwickelt werden. Freiburg verwendet Holzbau für zentrale Bauwerke wie das Rathaus. In Frankfurt wurden von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften neue Wohnungen durch die Aufstockung von Gebäuden ge-schaffen. Die Aufstockung erfolgt aufgrund des geringen Gewichts in Holzbauweise, zudem erfüllen die Holzmodule den KfW-40-Standard (6). In Wien (HoHo), Hamburg (Roots), Heilbronn (Skaio), Berlin (Woho) wurden Hochhäuser aus Holz umgesetzt bzw. sind in Planung.

Jedes fünfte neue Wohnhaus basiert auf Holzbauweise

Im Jahr 2019 lag der Anteil der genehmigten Wohngebäude in Deutschland, die auf Holzbauweise basieren, bei 19 Prozent (7). Die Nutzung von Holz zur Schaffung von Wohnraum oder für kommunale Einrichtungen (z.B. Schulen) hat – auch mit Blick auf die notwendige Nachverdichtung – noch Luft nach oben. Festzuhalten bleibt, dass Kommunen wirksame Mittel zur Hand haben, um den Holzbau weiter zu fördern und um somit einen großen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz zu leisten.

Quellen:
(1)    Destatis, 2017: Umweltnutzung und Wirtschaft Tabellen zu den Umweltökonomischen Gesamtrechnun-gen, Teil 4: Rohstoffe, Wassereinsatz, Abwasser, Abfall, Umweltschutzmaßnahmen. Statistisches Bun-desamt (Destatis).
(2)    Bauhaus der Erde, 2021: Bauhaus der Erde FAQ, Bauhaus der Erde. Siehe: https://www.bauhausdererde.org/news (zuletzt abgerufen am 28. Mai 2021).
(3)    Kreislaufwirtschaft Bau, 2019: Mineralische Bauabfälle Monitoring 2014. Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2014, Berlin. http://kreislaufwirtschaft-bau.de/Arge/Bericht-10.pdf (zuletzt abgerufen am 15.01.2018).
(4)    FAZ, 2021: Bauhaus für die Erde, von Hans Joachim Schellnhuber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. April 2021, Frankfurt.
(5)    Maic Verbücheln, et al. 2021: Steuerbare urbane Stoffströme – Möglichkeiten und Grenzen der nachhal-tigen Steuerung städtischer und stadtregionaler Stoffströme mittels Instrumenten der Stadtplanung, Umweltbundesamt (Hrsg.), UBA-Reihe Texte 90/2021, Dessau-Roßlau.
(6)    Die Wohnungswirtschaft, 2020: Aufstockung schafft Wohnraum, 12/2020, 73. Jahrgang, Seite. 16. Hamburg.
(7)    Statista, 2020: Anteil der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise an allen genehmigten Wohnge-bäuden in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2019. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/456639/umfrage/quote-der-genehmigten-wohngebaeude-in-holzbauweise-in-deutschland/ (zuletzt abgerufen am 23.10.2020)

Autor*in
Maic Verbüchelen

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu). Projektleiter im Team Ressourcen- und Immissionsschutz. Seit 2007 am Difu in den Querschnittsthemenfeldern Stoffströme, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschutz und Klimawandel tätig. Studium der Biotechnologie in Berlin. Ausbildung als Ver- und Entsorger beim Kreis Soest. 

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