Hanau will den Kaufhof kaufen
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Der große Ausverkauf im Hanauer Kaufhof hat schon begonnen: Am 31. Januar gehen in der Filiale die Lichter aus. Zugleich beginnt eine neue Zeitrechnung: Die Stadt Hanau will die Immobilie kaufen. „Der Kaufhof in Hanau ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein geschichtsträchtiges Symbol unserer Innenstadt. Deshalb können und werden wir nicht einfach zuschauen, was mit dem Gebäude nach der geplanten Schließung passiert“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Er will verhindern, dass in der 1-A-Lage eine Brache entsteht.
Finale Entscheidung am 16. Oktober
Schon seit März treibt Kaminsky den Erwerb des 1957 gebauten Hauses am Marktplatz voran – seit der Galerie-Kaufhof-Konzern die Schließung von mehr als 50 Häusern in Deutschland bekannt gegeben hatte. Die Zielrichtung war von Anfang an klar: „Das Haus zu übernehmen, in Eigentum zu bekommen“, so Kaminsky.
Er setzte eine Experten-Runde um Stadtentwickler Martin Bieberle ein, welche die Fragen nach Bausubstanz, Finanzierung, Brandschutz, Statik und städtebauliche Aspekte klärte. Parallel verhandelten die Vertreter der Stadt mit dem Eigentümer, dem Immobilienfonds KH Hanau S.C.S. Objektgesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Kürzlich hat der Magistrat, also die Stadtspitze, dem Kauf zugestimmt, und die detaillierten Pläne im Struktur- und Umweltausschuss vorgestellt. Am 16. Oktober werden die Stadtverordneten final entscheiden. Den Kaufpreis beträgt nach Angaben der Stadt 25 Millionen Euro.
Haus mit Tradition
Kaufhof hat in Hanau eine lange Historie: 1929 eröffnete die erste Filiale der – damals Leonhard-Tietz-AG – in einem Gebäude Ecke Hammer- und Langstraße. Es folgt ein Neubau im selben Jahr in der Nürnberger Straße. Nach einem Bombenangriff wird der Bau 1944 komplett zerstört, danach wieder instandgesetzt. 1957 wird der architektonische Bau mit einer markanten Glasfassade am Marktplatz zwischen Salz- und Nürnberger Straße eröffnet.
Für die Zeit direkt nach dem Kauf ist erst einmal eine Zwischennutzung geplant, teilt die Stadt mit. Die stadteigene Marketing GmbH (HMG) soll „mit innovativen Konzepten“ dafür sorgen, den Leerstand zu überbrücken, heißt es. Die Bandbreite der Ideen reicht von Markthallen-Flair im Erdgeschoss bis hin zu Jugend- und Sportangeboten im Untergeschoss: „Wir wollen einen Ort schaffen, in denen unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer ihre Ideen aus den Bereichen Erleben, Treffen, Sport, Kultur, Bildung anbieten“, so Bieberle.
Beginn des Umbaus ab Ende 2026
Auch für die oberen Geschosse des Gebäudes gibt es mehrere Optionen: Hier könnte es Räume für die Volkshochschule oder das örtliche Zentrum für Demokratie und Vielfalt geben. Auch die HMG selbst sucht vorübergehend neue Räume. Die Dachtrasse könnte als Fläche für Gastronomie, Märkte, Kino, Urban Gardening oder City-Beach dienen.
Im Laufe des Jahres 2024 soll ein Konzept erarbeitet werden, wie das unter Denkmalsschutz stehende Gebäude mit 16.000 Gesamt- und 12.000 Quadratmeter Mietfläche künftig genutzt wird. Statisch befindet es sich nach den Untersuchungen in einem guten Zustand. Nach der Planungs- und Ausschreibungsphase sollen die Umbauarbeiten Ende 2026 beginnen. Eine Neueröffnung ist für Anfang 2028 angepeilt. Die Umbaukosten werden mit 39,5 Millionen Euro angesetzt.
Fördermöglichkeiten von Bund und Land
Aus dem Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ liegt nach Angaben der Stadt für die Jahre 2024 und 2025 die Zusage für eine Unterstützung in Höhe von circa 1,1 Millionen Euro vor – wenn der Ankauf wie geplant beschlossen wird. Zudem legt das Hessische Wirtschaftsministerium für die sieben in Hessen betroffenen „Galeria-Karstadt-Kaufhof-Kommunen“ einen Sondertopf über drei Millionen auf. Hanau werde sich dafür bewerben, hieß es.
„Es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Stadt“, sagt Oberbürgermeister Kaminsky. Großimmobilien stehen für die Transformation der Innenstädte: „Wenn wir jetzt nicht entscheiden, droht langer Leerstand und es folgt in ein paar Jahren die Erkenntnis, dass die Stadt eingreifen muss. Dem werden wir zuvorkommen“, so Kaminsky.
Update, 19. Oktober 2023
Wie die Stadt Hanau am 19. Oktober 2023 mitteilt, hat die Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen, die Kaufhof-Immobilie zu kaufen. „Diese klare Entscheidung ist ein mehr als deutliches Zeichen, dass wir in Hanau an die Zukunftsfähigkeit der Innenstädte glauben. Und dass wir sie als Kommune aktiv mitgestalten werden“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Das Gebäude soll ab Sommer 2024 für unterschiedliche Konzepte zwischengenutzt werden. Parallel soll ein langfristiges Nutzungskonzept erarbeitet werden, das voraussichtlich Anfang 2025 vorliegen wird. Auf der Grundlage soll das Gebäude dann grundhaft saniert und umgebaut werden, so die Stadt Hanau. Mit der Eröffnung des „neuen Kaufhofs“ wird für 2028 geplant.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.