Warum die Stadt Mannheim für einen Umzug bis zu 5.000 Euro zahlt
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Bei den städtischen Wohnungsunternehmen Berlins gibt es seit 2018 einen Anspruch auf Wohnungstausch – mit Übernahme der Miete des Tauschpartners. Die Tauschbörse ist ein Flop, wie David Eberhart, Sprecher des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), feststellt. Seine ernüchternde Bilanz lautet: Trotz regen Interesses wurde 2023 nur 13-mal erfolgreich getauscht. Hauptproblem sei das „Mismatch“: Auf fünf Haushalte, die sich vergrößern wollen, käme einer, der sich verkleinern wolle. Älteren Menschen falle es schwer, die gewohnte Umgebung zu verlassen und sich von Möbeln und anderen Erinnerungsstücken zu trennen.
Für den Berliner Mieterverein hat das städtische Programm zum Wohnungstausch zu viele Mängel. Um den Wechsel zu vereinfachen, müssten die richtigen Bedingungen geschaffen werden, heißt es. Neben einem finanziellen Anreiz gehöre dazu Unterstützung beim Ausräumen und beim Umzug. Städte wie München, Düsseldorf oder Freiburg würden die Idee mit groß angelegten Plakataktionen bewerben und zahlten Tauschwilligen Zuschüsse. So steht es im aktuellen Mieter-Magazin.
Potenzial zum Wohnungswechsel bietet der demografische Wandel
Die Stadt Mannheim (316.000 Einwohner) hat sich nun in die Linie der zahlungswilligen Kommunen eingereiht. Von 2025 an zahlt sie Umzugswilligen eine Prämie von bis zu 5.000 Euro. Bis inklusive dem Jahr 2028 sind im Haushalt knapp 140.000 Euro eingeplant. Im kommenden Jahr stehen für Vergütungen 20.000 Euro bereit, weitere 9.000 Euro sollen für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben werden. Potenzial sieht die Verwaltung im demografischen Wandel: Bis 2042 soll die Bevölkerung in Mannheim einer Prognose zufolge um 12.200 Personen anwachsen. Die am stärksten wachsende Gruppe sind Personen über 65 Jahre.
Viele wohnen seit dem Auszug ihrer Kinder auf großem Fuß – bezogen auf die Wohnfläche. Laut dem Statistischen Bundesamt standen Ende 2021 einem Menschen im deutschlandweiten Schnitt 2,3 Räume auf 47,7 Quadratmetern zur Verfügung. Dies entspricht einem Anstieg von 37 Prozent innerhalb von 30 Jahren. In Haushalten mit Personen über 65 Jahren lag der Durchschnitt sogar bei knapp 70 Quadratmetern. 25 Prozent aus dieser Altersgruppe wohnten nach der amtlichen Datenerhebung alleine und auf einer Fläche von mindestens 100 Quadratmetern. In einem Vierpersonenhaushalt muss eine Familie dagegen mit 30 Quadratmeter pro Kopf zurechtkommen.
Umzugspauschale von 2.000 Euro
Der zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) sagt: „Wir wollen, dass Familien eine passende Wohnung finden und in Mannheim bleiben können. Deshalb bieten wir eine Prämie für diejenigen, die in eine kleinere Wohnung umziehen und so Wohnungen für größere Haushalte zur Verfügung stellen.“ Der finanzielle Anreiz staffelt sich so: Für jeden Umzug, bei dem eine zu große Wohnung frei wird, wird eine Umzugspauschale in Höhe von 2.000 Euro ausgezahlt. Laut Statista kostet ein Umzug durchschnittlich 3.500 Euro. Pro Verringerung von bis zu drei Zimmern werden jeweils weitere 1.000 Euro bewilligt. Der Höchstbetrag beläuft sich demnach auf 5.000 Euro. Antragsberechtigt sind Haushalte, die sich von einer zu großen Mietwohnung um mindestens ein Zimmer verkleinern.
Das Konzept zum Wohnraumtausch ist erst im Mai vorgestellt worden. Doch schon jetzt „ist die Resonanz aus der Bevölkerung insgesamt überwiegend positiv“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Insbesondere die Personengruppe um die 60 Jahre stehe dem Konzept „durchaus aufgeschlossen gegenüber“. Es hätten bereits Beratungsgespräche mit Bürger*innen stattgefunden, „die von der Prämie gelesen haben und sich vorstellen könnten, in eine kleinere Wohnung umzuziehen.“
Wohnungstausch senkt Energiekosten
In der 200 Kilometer südlich von Mannheim gelegene Stadt Freiburg im Breisgau (236.000 Einwohner) bekommen Umzugswillige 2.000 Euro. Sie hat eine Börse zum Wohnungstausch eingerichtet, die der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) in seinen „Innovationsradar“ aufgenommen hat. Der Immobilien-Verband lobt: „Die digitale Wohnungstauschbörse Freiburg fördert eine bedarfsgerechte Verteilung der Ressource Wohnraum und hilft darüber hinaus, Energiekosten reduzieren.“
ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu