13. Februar: Immer wieder mahnen und erinnern

Trotz Corona-Pandemie plant das Aktionsbündnis „Dresden Nazifrei“ wieder Proteste gegen Rechtsextremismus. Von der SPD Dresden kommt Unterstützung.
von Karin Billanitsch · 3. Februar 2021
placeholder

Vor 76 Jahren fielen die Bomben der alliierten Streitkräfte auf Dresden und legten die Stadt in Schutt und Asche. Jedes Jahr am 13. Februar erinnern Dresder*innen an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945. Es soll ein Zeichen für den Frieden und gegen die Gewalt und Kriegsherrschaft sein. Es sind viele dabei, Vertreter*innen der Dresdner Kirchen, ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Mitglieder des Vereins Dresdner Erinnerungskultur, die städtischen Kultureinrichtungen, Vertreter*innen der örtlichen Gedenkstätten sowie der Vereine, Verbände und Initiativen. „Erinnern, um nicht zu wiederholen“ ist das Motto, unter das die Stadt die Angebote zum 13. Februar in diesem Jahr gestellt hat.

Aktionsbündnis „Dresden Nazifrei“ plant Mahngang

Darunter ist auch das Aktionsbündnis „Dresden Nazifrei“. Die Initiatoren erinnern daran, dass an diesem Tag auch viele Rechte und Nazis auf den Straßen unterwegs sind, die die Propagandalüge von der „unschuldigen Stadt“ erzählen wollen, die bereits damals vom NS-Regime erfunden wurde „und die sich bis heute auch in bürgerlichen Kreisen verfangen hat“, wie das Bündnis heute im Vorfeld der geplanten Aktionen betonte.

Allerdings werden die Aktionen in diesem Jahr wegen Corona unter anderen Vorzeichen laufen: Geplant vor allem ist ein virtueller Mahngang „Täter*innenspuren“ zu verschiedenen Orten in der Stadt, der per Livestream am Sonntag, den 7. Februar verfolgt werden kann. „Es liegt zwar noch kein Versammlungsbescheid vor, aber der Gang darf nach unseren Vorstellungen stattfinden“, hieß es. In diesem Jahr wird der Mahngang bereits zum elften Mal stattfinden.

SPD Dresden unterstützt, Jusos sind dabei

Viele Unterstützer*innen tragen das Bündnis, das sich Nazi-Aktivitäten in der Stadt entgegenstellt. Parteien als Mitglieder – also für die Planungen und die Organisation – sind nicht zuzulassen – deren  Jugendorganisationen allerdings schon: So sind auch die Jusos Dresden – neben Grüne Jugend Dresden und Linksjugend in Dresden – vertreten. Zoe Olschewski von den Jusos Dresden begründet das Engagement damit, es sei besonders in dieser Ausnahmesituation aufgrund der Corona-Pandemie  wichtig, als „linkes und tolerantes Dresden“ Stellung zu beziehen. Die Jusos planen Mahnwachen in kleiner Zahl.

„Die politischen Parteien können aber offizielle Unterstützer*innen des Aktionsbündnis werden und unsere Aktivitäten finanziell, durch ÖA oder auf andere Weise unterstützen“, versicherte eine Mitstreiterin des Bündnisses gegenüber der DEMO. Dies ist in diesem Jahr unter anderem auch die SPD Dresden: „Zunächst sind einige Genossinnen und Genossen selbst im Bündnis aktiv, organisieren Aktionen mit, machen Öffentlichkeitsarbeit und dergleichen mehr“, sagt SPD-Politiker Albrecht Pallas, der bis 2015 im Dresdner Stadtrat saß, bevor er in den Landtag einzog. Auch regelmäßige finanzielle Hilfen fließen, so Pallas.

„13. Februar immer noch ein kompliziertes Thema in Dresden“

Doch warum ist das Erinnern an die Bombennacht immer wieder nötig? „Der 13./14. Februar ist immer noch ein sehr kompliziertes Thema in Dresden“, erzählt Pallas. Es rankten sich viele Mythen um die Zerstörung, die sogar noch vor Kriegsende begannen, sich in der DDR-Zeit fortsetzten und bis heute in einigen Teilen der Stadt verankert sind. Deshalb fällt es so schwer, den richtigen Umgang damit zu diskutieren“, glaubt Pallas. Den größten Naziaufmarsch habe die Stadt 2011 erlebt. Das sei auch das Gründungsmoment für das Bündnis „Dresden nazifrei“ gewesen.

Die Teilnehmerzahl bei den Demonstrationen der Rechten hat seither abgenommen, nicht zuletzt, weil Polizei- und Versammlungsbehörden immer besser agiert haben, findet Pallas. Immer mehr Protest in Sicht und Hörweite sei zugelassen worden, sodass „sodass die Nazis auch irgendwann die Lust verloren haben, in größerer Zahl nach Dresden zu kommen“. In diesem Jahr werde ohnehin alles anders – er rechnet bei den angekündigten Nazi-Demos nicht damit, dass viele Menschen kommen werden. Denn nach wie vor sind die Teilnehmerzahlen wegen der Pandemielage beschränkt und müssen Hygienemaßnahmen und Abstände eingehalten werden.

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare