Auf Doppelstreife durch die Innenstadt

Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) in Krefeld stößt in der Corona-Pandemie an seine Belastungsgrenzen – eine wichtige Stütze ist die Ordnungspartnerschaft mit der Polizei.
von Hannah Rüdiger · 9. März 2021
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Mit jeder neuen Verordnung kommen neue Verbote. Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Abstandsregeln – manchmal fällt es selbst den Kommunalen Ordnungsdiensten (KOD) schwer, bei wechselnden Corona-Schutzbestimmungen den Überblick zu behalten. Auf ihren Streifzügen halten Ordnungsbeamtinnen und -beamte seit fast einem Jahr neben Ruhestörungen und Parkverstößen auch danach Ausschau, ob der Mund-Nasen-Schutz richtig sitzt. „Wir waren mehr oder weniger von heute auf morgen mit einem Aufgabenfeld konfrontiert, das wir bis dahin noch gar nicht kannten“, sagt Christian Horn, Leiter des KOD in Krefeld.

„Crashkurs und Weste“

Die vergangenen zwölf Monate habe er als große Herausforderung erlebt. Während Teile der Verwaltung auf einen Minimalbetrieb heruntergefahren wurden, stieß der Ordnungsdienst immer wieder an seine Belastungsgrenzen. Die 24 Mitarbeitenden im Außendienst bekamen Unterstützung von 13 fachfremden Kräften der Stadtverwaltung, etwa aus dem Bäderbetrieb oder der Lebensmittelkontrolle. Plötzlich waren in Krefeld Bademeister für den KOD im Einsatz. „Die haben einen Crashkurs und eine Weste bekommen und dann waren sie unterwegs“, erzählt Horn.

Die Arbeit im Ordnungsdienst sei in der Pandemie mit „viel persönlichem Engagement“ verbunden gewesen. Wer nicht im Außendienst durch Krefelds Straßen patrouillierte, nahm im Innendienst Anrufe von verunsicherten Bürgerinnen und Bürgern entgegen und beantwortete Anfragen zu geplanten Kindergeburtstagen oder Umzügen. Das sei mitunter auch emotional belastend gewesen. Besonders schwer sei es dem KOD-Leiter gefallen, einen Tag vorher eine von langer Hand geplante Großhochzeit absagen zu müssen. In anderen Fällen halte sich sein Mitleid in Grenzen. Etwa, als Ende Januar in einem Hotel in der Innenstadt mehrere Prostituierte und Freier in Aktion erwischt wurden, trotz Prostitutionsverbot. Oder, als der KOD in derselben Woche 14 Gäste in einem Restaurant antraf. Von „unbelehrbaren Verweigerern“ oder „selbst ernannten Querdenkern“, wie Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) sie nennt, ganz zu schweigen.

Bei der Kontrolle der Corona-Regeln kommen dem Ordnungsdienst sogenannte Kommunale Ordnungspartnerschaften zugute. In Nordrhein-Westfalen gibt es diese Kooperationen seit 1997 als Form der kriminalpräventiven Zusammenarbeit. Krefeld hat mehrere solcher Partnerschaften. Wohl am wichtigsten in der Pandemie ist die Zusammenarbeit von KOD und Polizei. Regelmäßig ziehen uniformierte Polizisten und Ordnungsbeamte auf „Doppelstreife“ durch die Stadt. Für Christian Horn sendet das ein wichtiges Signal: Sichtbare Ordnungshüter sorgen seiner Meinung nach auch für mehr gefühlte Sicherheit.

Zusätzlich ergänzen sich Polizei und Ordnungsamt in ihren Kompetenzen. Wer sich weigert, dem KOD seinen Ausweis zu zeigen, kommt der Aufforderung von uniformierten Polizisten schon eher nach. Entpuppt sich ein Einsatz als strafrechtlich relevant, können die Ordnungsbeamten Amtshilfe leisten.

„Wir leisten unseren Beitrag“

Auch die Stadt Gelsenkirchen profitiert in der Pandemie von ihren Ordnungspartnerschaften. „Ordnungspartnerschaften wie GeOS (kurz für „Gemeinsam für Ordnung und Sicherheit“, Anm. d. Red.) stellen bekannte und verlässliche Systeme dar, die schnell und zielgerichtet nutzbar sind“, erklärt der Stadtsprecher Martin Schulmann. Durch die Zusammenarbeit sei neben gemeinsamen Schwerpunktkontrollen auch eine „breite Abdeckung“ möglich.

Krefelds Oberbürgermeister zeigt sich mit dem Einsatz des KOD im vergangenen Jahr trotz aller Herausforderungen zufrieden. Die Überprüfung der Einhaltung der Corona-Regeln im öffentlichen Raum funktioniere „personell und organisatorisch weitgehend ohne Probleme“. „In einem freien Land hat jede Form von Kontrolle ihre natürlichen Grenzen“, räumt Meyer jedoch ein. „Ohne Einsicht, Eigenverantwortung und Solidarität ist der Kampf gegen die Pandemie nicht zu gewinnen.“

Christian Horn hat in der Pandemie als Leiter des Ordnungsdienstes einen undankbaren Job. Umso überraschender ist es, dass die Krefelderinnen und Krefelder ihm und seinem Team viel häufiger als früher Dankbarkeit entgegenbrächten. Die meisten hielten sich an die Regeln und seien froh, wenn diejenigen, die es nicht tun, dafür belangt werden. „Man spürt, dass wir auch unseren Beitrag in der Pandemiebekämpfung leisten“, sagt Horn. „Ein bisschen stolz sind wir schon.

 

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